Es musste wohl mal so kommen…obwohl ich die Reihe “Baden-Württemberg-Krimi” liebe, kam mit dieser Neuerscheinung so gut wie keine Freude auf: “Dillinger macht Wind” nennt Rudi Kost seinen neuen Krimi und der Klappentext verspricht “Wer Wind sät, wird Sturm ernten” – mich streifte beim Lesen allerdings eher ein laues Lüftchen statt des versprochenen kriminalistischen Orkans.
Die Story beginnt ganz angenehm mit einem Picknick im Leofelser Umland und recht schnell stößt der Versicherungsvertreter und Privatdetektiv Dieter Dillinger in Inneren eines Windrads auf einen Toten. Doch dann verliert sich die Story in lieblos aneinander gereihten Episoden. Vielmehr: der eh schon spannungsarme und klischeehafte Plot – korrupter Windkraftgegner stirbt an eigener und fremder Geldgier – wird auf jeder zweiten Seite durch Dillingers unangenehm testosterongesteuerten Blick auf die Damen seiner Umgebung weitschweifig unterbrochen.
In seiner plötzlich erwachten Promiskuität “beglückt” Dillinger eine verdächtige Dame nach der anderen und eifert damit ganz klar dem Mordopfer nach, das bei seinen Seitensprüngen kaum eine Leofelserin ausgelassen hat. Selbstverständlich hat der Privatdetektiv völlig andere Motive und darf sich wohl deshalb mit seiner lesbischen Kollegin – immerhin unbeabsichtigt und zeitversetzt – sogar eine Gespielin “teilen”. Der Dramaturgie kommt diese fast schon pubertäre Selbstdarstellung kaum zu Gute, da durch die vielen Schäferstündchen und den viel zu hölzern agierenden Dillinger die zahlreich auftretenden Charaktere des Krimis leiden und am Ende offenbar nur noch Zeit für ein hingehudeltes Finale blieb, das vermutlich deshalb auch merkwürdig überzogen wirkt.
Auch wenn der Privatdetektiv und ich keine Freunde geworden sind, findet der neue Dillinger-Krimi sicher seine Fans.
Rudi Kost “Dillinger macht Wind”, 272 Seiten, kartoniert, 9 Euro 90, Silberburg-Verlag