Die perfekte Tochter mag keine Diktate. Vielleicht stimmt das aber gar nicht mehr, und sie mag sie jetzt. Auf jeden Fall hat sie gelernt, das Beste daraus zu machen.
Montag, Dienstag und Mittwoch diese Woche haben wir geübt. “Weltall” mit zwei l und ohne ä und nein, es heisst nicht Welt-Tal. (“Wörkli ned? I ha das immer so gseit!”) “Würde” und “will” mit kleinem Anfang, “Insel” mit nur einem l und “Seeräuber” mit “wie goht jetzt scho wieder de äu???!” usw.
Und “wonen”. Jeden Tag. Bis die Lehrerin in mir die Mutter übertönte und meinte: “Liebe perfekte Tochter, jetzt schreibst du einfach nur noch einmal wohnen. Richtig. Mit h. Damit dein Hirni es sich merken kann.” Sie schrieb es dreimal und bekam tatsächlich Spass daran, die falschen Wörter und Buchstaben noch ein paar Mal zu schreiben. Zum Beispiel eine Linie voll “e”, weil sie “einsamn” geschrieben hatte.
“Und? Wie lief das Diktat?”, fragte ich heute Mittag.
“Weis ned, es isch noni korrigiert.”
“Und was hast du für ein Gefühl?”
“Guet. Und weisch was?”
Wisst ihr was?
Sie durften noch einmal durchlesen, was sie geschrieben hatten, und da die perfekte Tochter dies sowieso halblaut tat, bat die Lehrerin sie, es doch ganzlaut zu machen, damit die anderen ihr zuhören und bei sich mitlesen können.
“Ond be ‘wohnen’ han ich ganz düütlich gläse: wo-h-nen! Da händ’s alli no chönne richtig schriibe!”
Wenn sich dieses Üben mal nicht gelohnt hat!