Digitalisierte Bundesliga? Was beim Videoschiri schiefläuft

Von Klaus Ahrens

In regelmäßigen Abständen beschäftige ich mich auch mit der Bundesliga. Vor allem jetzt, da die Liga und der Fußball im Allgemeinen vor großen technischen Veränderungen stehen. Wie überall in der Gesellschaft, bleibt auch der Fußball nicht vor digitalen Innovationen befreit. Torlinientechnologie, VAR und Co. sind nur der Anfang. Im Folgenden werfe ich einen Blick auf die aktuelle Umsetzung dieser neuen Technologien und gebe einen Ausblick auf kommenden Entwicklungen in der Bundesliga.

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Ein Beitrag geteilt von Sport BILD (@sport_bild) am Aug 24, 2018 um 1:50 PDT


Probleme mit dem Videobeweis
Mittlerweile geht die Bundesliga in ihre dritte Saison mit dem Videobeweis. Trotzdem scheint das System immer noch nicht ganz ausgeklügelt zu sein. Es vergeht kaum ein Spieltag, an dem nicht über den VAR diskutiert wird. Die Bezeichnung „Kölner Keller“ ist sogar schon zu einer Art geflügelten Wort in Deutschland geworden. Dabei sind gleich mehrere Probleme zu erkennen. Die Frage, wann genau der Videoschiri zum Einsatz kommt, beschäftigt Fans und Aktive weiterhin in aller Regelmäßigkeit. Von spielentscheidenden Szenen und groben Fehlentscheidungen ist Rede. Doch dies liegt auch immer im Ermessensbereich des Schiedsrichters. Dies führt zu einem weiteren Problem: die uneinheitliche Linie der Schiedsrichter. Wie oft hat man es diese Saison schon erlebt, dass bei einer Situation Handspiel gepfiffen wird und bei nahezu der gleichen Situation wiederum nicht? Zuletzt musste das der VfL Wolfsburg erleben, als beim Spiel gegen den BVB, der bei den Online-Wetten mit einer Quote von 4,33 einer der Favoriten auf die Meisterschaft ist, einen Handelfmeter gegen sich ausgesprochen bekam.
Braucht die Bundesliga Profischiedsrichter?
Die Bundesliga ist zu einem Milliardengeschäft geworden. Dementsprechend brisant sind auch folgenschwere Fehlentscheidungen auf dem Platz. Umso unverständlicher scheint es, dass die deutschen Schiedsrichter die Spielleitung immer noch nebenberuflich ausüben. Klar, von den hunderten Schiedsrichtern, die jedes Wochenende im Einsatz sind, können nicht alle auf der Gehaltsliste des DFB stehen, aber zumindest in den ersten beiden Ligen, sollte es professionelle Schiedsrichter geben. So könnten diese auch unter der Woche in Konferenzen und Tagungen eine gemeinsame Linie entwickeln. Je öfter sich die Schiedsrichter untereinander vernetzen, desto einheitlicher sollte die Regelauslegung auf den Fußballplätzen stattfinden. Schließlich gelten unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe zwischen Schiri auf dem Platz und Videoschiri als Hauptproblem bei der Umsetzung des VAR.

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Ein Beitrag geteilt von Marcel Moldenhauer (@marcel_mldh) am Dez 3, 2018 um 12:07 PST


Wie löst man das Problem der Intransparenz
Auch die Intransparenz während der Entscheidungsfindung des Videobeweises hat sich als Problem herausgestellt. Wenn der Schiri zum Bildschirm schreitet, um sich die strittige Szene noch einmal anzuschauen, bleiben Spieler und Fans drumherum im Unklaren – und manchmal kann das auch mehrere lange Minuten dauern. Hier könnten neuen technische Entwicklungen Abhilfe schaffen. So soll beispielsweise eine App entwickelt werden, die das Stadionerlebnis dank Augmented Reality zu einem ganz neuen Erfahrung werden lässt. Dank schneller 5G-Datenübertragung haben die Fans in Echtzeit Zugriff auf Wiederholungen, Statistiken und Grafiken zum Spiel.
Es besteht auf jeden Fall noch einiges an Verbesserungspotential, was die Umsetzung neuer technischer Mittel betrifft. Mit einer einheitlicheren Linie, mehr Transparenz in der Entscheidungsfindung und besserer Kommunikation sollten die aktuellen Diskussionen um unverständliche Entscheidungen bald abnehmen. Allerdings gehören diese natürlich auch irgendwie dazu…