Estland ist ja ein kleines Land: Grade einmal 1,4 Millionen Einwohner, und außerdem versteckt am nord-östlichen Rand Europas – kein Wunder, wenn wir nur selten etwas über den baltischen Ministaat hören. Damit tun wir den Esten aber Unrecht, denn sie sind uns digital um einige Jahre voraus. 7 Gründe, warum das Land gut auf die digitale Zukunft vorbereitet ist.
Esten haben ein Recht auf Internet
Alle Bürger Estlands dürfen per Gesetz kostenlos ins Internet. Und das am besten überall. Deshalb gibt es an vielen Orten im Land WLAN-Hotspots – und das nicht nur in den Städten, sondern auch mitten im Wald oder am Meer. Die meisten Restaurants und Cafes haben ebenfalls offenes WLAN, in das sich jeder einloggen und lossurfen kann.
Das ganze Land ist online
Das Internet ist aus dem Leben in Estland nicht mehr wegzudenken: Im letzten Jahr waren 99 Prozent aller Menschen zwischen 25 und 34 jeden Tag online. Und selbst ⅔ aller Menschen über 55 waren als so genannte Silbersurfer täglich im Netz.
Esten erfinden richtig erfolgreiche Online-Unternehmen
Man muss kein internationales Schwergewicht sein, um richtig gute Programme zu machen: Der kostenlose Online-Telefonie-Service Skype wurde von den estnischen Programmierern Ahti Heinla, Priit Kasesalu und Jaan Tallinn entwickelt. Zusammen mit dänischen und schwedischen Unternehmern hatten sie 2003 die zündende Idee.
Der Präsident twittert seine Meinung
Toomas Hendrik Ilves, Präsident von Estland, ist einer der aktivsten Twitterer unter den Politikern in Europa – und einer der wenigen, der seine politischen Ansichten selbst verschriftlicht, statt dies von Sprechern oder Social Media-Teams machen zu lassen. Seinen mehr als 50.000 Followern gegenüber beweist er auch Humor: „Help! I’m being followed;-)“ war 2012 sein erster Tweet.
Der Personalausweis ist digital
90 Prozent aller Esten besitzen eine elektronische Identifikationskarte, mit der sie so gut wie alles online machen können: Bank-Überweisungen tätigen, automatisch ihre Steuererklärung erledigen, Verträge unterschreiben – oder sogar Bonuspunkte beim Einkauf sammeln. Über den Schutz der so gesammelten Daten machen sich die meisten Menschen in Estland wenig Sorgen.
Die Wahlurne steht im Wohnzimmer
Seit 2005 können estnische Bürger nicht nur im Wahllokal, sondern auch online wählen gehen. Seitdem gab es drei Wahlen, und jede dritte Stimme wurde digital abgegeben. Dabei sind es nicht nur die jungen, Technologie-interessierten, die so wählen gehen: Der älteste e-Wähler war 104 Jahre alt.
Estland wird als Silicon Valley Europas gehandelt
Das Silicon Valley ist der Inbegriff der digitalen Startup-Kultur: Nirgendwo sonst gründen so viele Menschen neue Technologie-Unternehmen und Organisationen wie in der Wüste Kaliforniens. Und in Estland sind die Bedingungen für diese Art von Unternehmensgründern so gut, dass manche die Hauptstadt Tallinn schon das Silicon Valley in Europa nennen.