Dieter Meier
„Out Of Chaos“
(Staatsakt)
Genauso will man sich das vorstellen: Da sitzt der grau melierte Dandy schon nachmittags am schummrigen Nobeltresen, bestellt sich einen Drink nach dem anderen bei der einzigen Vertrauensperson, die ihm noch geblieben ist und schwankt zwischen Weltenekel, Selbstmitleid und sehnsuchtsvollen Erinnerungen an bessere Zeiten. Würde Dieter Meier allerdings sein Leben auf ähnliche Weise verbringen, er hätte es wohl nie zum Multimillionär, Unternehmer und achtbaren Künstler geschafft – ganz zu schweigen von dem hier dokumentierten Unterfangen, mit knapp 70 noch eine Solokarriere zu starten. Gänzlich fremd wiederum kann ihm solche Art von Altersbesinnlichkeit auch nicht sein, befassen sich doch gut die Hälfte der Songs seines Solodebüts mit ebenjener trüben Gemütsverfassung, wie man sie eben bei Herren reiferen Alters in Literatur und Musik häufig zu lesen und zu hören bekommt – selbst Nick Cave hat, mit etwas derberer Wortwahl, schon den „No Pussy Blues“ angestimmt.
„Lazy Night“, „Loveblind“, „The Ritual“ und „Annabelle“ – alles Variationen zum immergleichen Thema, mal mit humorvollem Augenzwinkern („senseless, useless, waste of time – but I’m feeling fine…“, Lazy Night), an anderer Stelle verbittert und etwas sülzig („a toy on her remote control“, Annabelle), es geht um Haltung und Coolness, um Selbstverleugnung und ungestilltes Verlangen nach Zweisamkeit und Geborgenheit und auch darum, wieviel man dafür bereit ist (auf)zu geben. Zumindest für diese Stücke wählt Meier einen Sound, der sich von dem seiner früheren Erfolgsband Yello deutlich unterscheidet – kaum Elektronik, eher melancholischer Barjazz mit Piano als Begleitung für sein noch immer markant gefärbtes Bassorgan.
Die Kollaboration mit Patrick Christensen, Ben Lauber und T.Raumschmiere kommt dann vielmehr in den Stücken zum Tragen, für die er quasi aus der Hotelbar tritt. Vorbei am Nachtportier („Night Porter“ plus Kraftwerk-Zitat), „Busy Going Nowhere“ pumpt schon mal kräftig im Hintergrund, „Jimmy“ und „Fat Fly“ verpackt er schließlich in ein komplett anderes Arrangement, hier pluckern die Beats, bratzen die Synths, das alles ist nicht mehr so weit entfernt von der populärsten seiner Erkennungsmelodien „The Race“ aus den späten Achtzigern. Völlig verrückt gerät ihm „Buffoon“, das pfiept, klimpert und swingt ganz hübsch und kann sogar mit einem dieser abgefahrenen Monty-Python-Chöre aufwarten, irre. Für den Schluss hat sich Meier noch ein paar dunkel vibrierende Clubtunes in – Achtung: Schwiizerdütsch – aufgehoben. Alles in allem eine bemerkenswert vielfältige Mischung, man darf gespannt sein, wie Meier diese späten Stücke (Alterswerk möchte man es nicht nennen) in den kommenden Wochen auf die Bühne bringt.
06.05. Leipzig, UT Connewitz
07.05. Berlin, Berghain
22.05. Zürich, Kaufleuten
23.05. Hamburg, Mojo Club
28.05. München, Freizhalle
29.05. Wien, WUK
05.06. Frankfurt, Batschkapp
06.06. Köln, Gloria
„Out Of Chaos“
(Staatsakt)
Genauso will man sich das vorstellen: Da sitzt der grau melierte Dandy schon nachmittags am schummrigen Nobeltresen, bestellt sich einen Drink nach dem anderen bei der einzigen Vertrauensperson, die ihm noch geblieben ist und schwankt zwischen Weltenekel, Selbstmitleid und sehnsuchtsvollen Erinnerungen an bessere Zeiten. Würde Dieter Meier allerdings sein Leben auf ähnliche Weise verbringen, er hätte es wohl nie zum Multimillionär, Unternehmer und achtbaren Künstler geschafft – ganz zu schweigen von dem hier dokumentierten Unterfangen, mit knapp 70 noch eine Solokarriere zu starten. Gänzlich fremd wiederum kann ihm solche Art von Altersbesinnlichkeit auch nicht sein, befassen sich doch gut die Hälfte der Songs seines Solodebüts mit ebenjener trüben Gemütsverfassung, wie man sie eben bei Herren reiferen Alters in Literatur und Musik häufig zu lesen und zu hören bekommt – selbst Nick Cave hat, mit etwas derberer Wortwahl, schon den „No Pussy Blues“ angestimmt.
„Lazy Night“, „Loveblind“, „The Ritual“ und „Annabelle“ – alles Variationen zum immergleichen Thema, mal mit humorvollem Augenzwinkern („senseless, useless, waste of time – but I’m feeling fine…“, Lazy Night), an anderer Stelle verbittert und etwas sülzig („a toy on her remote control“, Annabelle), es geht um Haltung und Coolness, um Selbstverleugnung und ungestilltes Verlangen nach Zweisamkeit und Geborgenheit und auch darum, wieviel man dafür bereit ist (auf)zu geben. Zumindest für diese Stücke wählt Meier einen Sound, der sich von dem seiner früheren Erfolgsband Yello deutlich unterscheidet – kaum Elektronik, eher melancholischer Barjazz mit Piano als Begleitung für sein noch immer markant gefärbtes Bassorgan.
Die Kollaboration mit Patrick Christensen, Ben Lauber und T.Raumschmiere kommt dann vielmehr in den Stücken zum Tragen, für die er quasi aus der Hotelbar tritt. Vorbei am Nachtportier („Night Porter“ plus Kraftwerk-Zitat), „Busy Going Nowhere“ pumpt schon mal kräftig im Hintergrund, „Jimmy“ und „Fat Fly“ verpackt er schließlich in ein komplett anderes Arrangement, hier pluckern die Beats, bratzen die Synths, das alles ist nicht mehr so weit entfernt von der populärsten seiner Erkennungsmelodien „The Race“ aus den späten Achtzigern. Völlig verrückt gerät ihm „Buffoon“, das pfiept, klimpert und swingt ganz hübsch und kann sogar mit einem dieser abgefahrenen Monty-Python-Chöre aufwarten, irre. Für den Schluss hat sich Meier noch ein paar dunkel vibrierende Clubtunes in – Achtung: Schwiizerdütsch – aufgehoben. Alles in allem eine bemerkenswert vielfältige Mischung, man darf gespannt sein, wie Meier diese späten Stücke (Alterswerk möchte man es nicht nennen) in den kommenden Wochen auf die Bühne bringt.
06.05. Leipzig, UT Connewitz
07.05. Berlin, Berghain
22.05. Zürich, Kaufleuten
23.05. Hamburg, Mojo Club
28.05. München, Freizhalle
29.05. Wien, WUK
05.06. Frankfurt, Batschkapp
06.06. Köln, Gloria