Dieter Glemser: Rasen statt Rosten

Dieter Glemser: Rasen statt Rosten 

Was sind die Unterschiede zwischen dem Rennsport 2011 und Ihrer aktiven Zeit in den 1960er und 1970er Jahren?

Dieter Glemser: Der größte Unterschied ist, wie sicher der Rennsport im Vergleich zu damals geworden ist. Das gilt hauptsächlich für die Fahrer. Zu meiner aktiven Zeit waren bei den größeren Rennen fast immer Todesfälle zu beklagen. Das war ja auch der Grund, warum ich meine Karriere 1974 an den Nagel gehängt habe.

Was ist passiert?

Glemser: Ganz einfach, ich wäre beinahe gestorben. Im November 1974 machte der Tourenwagenzirkus Halt im chinesischen Macao. Wir wissen bis heute nicht warum, aber mein Reifen hat schlapp gemacht. Mein Auto prallte gegen einen Baum und wurde in zwei Teile zerfetzt. Wie durch ein Wunder blieb ich unverletzt. Bei dem Unfall wurden auch etliche Zuschauer verletzt. Da habe ich gewusst: Das war’s für dich. Was sich übrigens gegenüber früher auch verändert hat: Die Zeiten der großen Straßenrennen sind vorbei.

Aber geheilt vom PS-Virus sind sie anscheinend nicht.

Glemser: Ein Leben ohne Autos, das wäre dramatisch für mich, unvorstellbar. Ich habe mein ganzes Leben mit schnellen Autos verbracht. Sie sind meine Leidenschaft. Da kannst Du nicht einfach aufhören. Aber Rennen bin ich seit 1974 nicht mehr gefahren.

Nochmal zu den großen Straßenrennen. Was hat deren Reiz ausgemacht?

Glemser: Sehen Sie sich mal die alten Videos an. Da stehen die Leute am Straßenrand und wir brettern mit 150 Sachen an ihnen vorbei. Das war schon Wahnsinn. Als einzige Veranstaltung hat die Mille Miglia überlebt. Das ist aber ohnehin nur in Italien möglich, in anderen Ländern wäre das undenkbar. Offiziell ist das zwar heutzutage eine Oldtimerausfahrt, aber die Leute geben da immer noch richtig Gas. Auf öffentlichen Straßen. Und die Polizei steht daneben und applaudiert.

Sie sitzen mit 73 Jahren noch am Steuer schneller PS-Boliden. Wie halten Sie sich fit?

Glemser: Ich habe großes Glück, dass ich noch auf diesem Niveau fahren kann. Meine Augen machen zum Beispiel noch immer mit. Auch abseits der Piste treibe ich Sport, das hilft natürlich. Im Winter fahre ich viel Ski. Außerdem bin ich regelmäßig mit meinem Mountainbike unterwegs.

Welche Fahrtipps haben Sie für die Autofahrer von heute?

Glemser: Arbeiten Sie ständig an ihrem Fahrstil und besuchen sie regelmäßig ein Fahrtraining. Standardvorgänge wie zum Beispiel das Bremsen kann man auch auf öffentlichen Verkehrsübungsplätzen trainieren. Daneben ist vor allem die Blickführung wichtig. Man fährt immer dorthin, wohin man schaut. Dadurch lassen sich viele brenzlige Situationen vermeiden. Mein Tipp an die Fahranfänger: Besonders am Anfang ist Vorsicht geboten, denn die Technik bügelt heutzutage viele Fahrfehler weg. Da neigt man schnell dazu, es zu übertreiben.

Zum Abschluss: Welche sind die schönsten, die wichtigsten Fahrzeuge, die Sie gefahren haben?

Glemser: Zum einen der Mercedes 300 SL, der legendäre Flügeltürer. Man kann ohne Umschweife behaupten, dass er der wichtigste Sportwagen des 21. Jahrhunderts war. Auch heute hat er nichts von seiner Faszination eingebüßt. Zum anderen der aktuelle Porsche 911 GT2. Er verkörpert gegenwärtig das technisch Machbare im Sportwagenbereich. Und demonstriert mit seinem Gewicht von 1,35 Tonnen: Das Geheimnis ist das Gewicht. Die modernen Wagen sind viel zu schwer. Weniger ist mehr. Außer bei der Leistung natürlich (lacht).

Erfahren Sie hier die wichtigsten Stationen im Leben des Rennfahrers Dieter Glemser.

Dieter Glemser fuhr seine ersten Rennen im Porsche 356. Während seiner aktiven Zeit bis 1974 saß er für BMW, Ford und Porsche am Steuer. Seine größten Erfolge waren unter anderem die Europameisterschaft der Tourenwagen 1971 und die Deutsche Rennsportmeisterschaft 1973 und 1974 mit dem Zakspeeed-Ford-Escort. Nach seinem Karriereende betreute er in verschiedenen Positionen Rennprojekte von Ford, Mercedes und Porsche. Aktuell unterstützt er neben den Sporttrainings von AMG die Classic-Sparte von Mercedes-Benz. Wer Glück hat, kann im Rahmen eines AMG-Trainings auf Glemsers Beifahrersitz im Renntaxi Platz nehmen. 

Quelle:
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Auto Nachrichten -
Rennlegende – Rasen statt Rosten 

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