Dieses gewisse Gefühl der Leichtigkeit

Erkundungen in der westlichen Algarve

Algarve ... was wie der Anfang eines Gedichts klingt, hat einen ganz und gar prosaischen Hintergrund: der Name der südlichsten Region Portugals kommt aus dem Arabischen „Al-Gharb" und bedeutet nichts anderes als „ Land im Westen " .

Für acht Tage haben wir einen Leihwagen ab/bis Flughafen Faro gebucht, was vor Ort in Zusammenarbeit mit TravelRent ohne nennenswerte Probleme verläuft. Espiche wird unser „Basislager", ein Dorf bei Lagos, das sich bestens eignet, Hinterland und Küste im westlichen Teil der Algarve zu erkunden. Der erste Weg führt zum Strand: Nur zwei Kilometer von unserem Ferienhaus entfernt liegt Praia da Luz, touristisch, englisch, nice. Wir trinken Tee an der belebten Promenade und fahren weiter Richtung Westküste.

An der Praia do Castelejo bei Vila do Bispo könnte der Kontrast kaum größer sein: endlose Weite und dramatische Wellen - großartig, aber eher was für Surfer.

Small scale, mit Sand und Fels, authentisch und ruhig, aber nicht im Nirwana - nach solchen Kategorien lassen sich Strände an der Algarve suchen. Die Qual der Wahl ist wirklich groß und ein Strandführer hilfreich.

TIPP : Einen wirklich informativen Strandführer hat die Tourismusbehörde der Algarve veröffentlicht. Diesen findet man online hier.

Westlich von Burgau, einem sympathischen kleinen Örtchen mit vielen Läden und Gastronomie, liegt schließlich unser klarer Favorit: die wild-romantische Praia das Cabanas Velhas (nebst ultrarelaxter Strandbar 2.0).

Kulturell fällt die Orientierung leichter. Erstes Ziel ist die Fortaleza de Sagres (siehe Titelbild), nationaler Erinnerungsort im kulturellen Gedächtnis Portugals und: ein Monument für alle Sinne. Mit Heinrich dem Seefahrer (Infante Dom Henrique) begann hier im 15. Jahrhundert die Entdeckung der Neuen Welt. Es heißt, der Infante habe in Sagres eine Akademie gegründet, um Astronomen, Kartographen und Schiffsbauer auszubilden. Ein nautischer Zusammenhang wird vermutet, doch geben die 42 Strahlen des Steinkreises vor der Festung bis heute Rätsel auf.

Gesichert hingegen ist das Baujahr der Kirche „ Nossa Senhora da Graça " (1570), die auch Teil der Festung ist.

Die Klippen entlang führt ein Pfad, der uns verstehen lässt, warum José Saramago, Nationaldichter und Nobelpreisträger, das Meer „eine flüssige und unendliche Sehnsucht" nennt. Von der Festung aus führt eine Straße in das nahegelegene Fischerdorf gleichen Namens, wo wir im Fischrestaurant „A Tasca" direkt am Hafen unsere erste Cataplana essen. Das traditionellste Gericht der Algarve wird in einem Metall-Behältnis zubereitet, das aussieht wie ein UFO, küchentechnisch aber dem Garen in Tajine oder Römertopf ähnelt.

Das Ergebnis ist mehr als überzeugend, auch wenn wir nicht herausbekommen, welche Fische es im Einzelnen waren, die wir gegessen haben - manchmal muss man einfach nur genießen.

Zwischen Sagres und Lagos lässt sich bei Raposeira Heinrichs Geschichte vertiefen: neben der Kapelle Nossa Senhora de Guadalupe, dem ältesten Sakralbau der Algarve aus dem 13. Jahrhundert, ist ein kleines, aber sehenswertes Museum eingerichtet. In Lagos selbst, wo er seine neuartigen Karavellen bauen ließ, stoßen wir auf das unvermeidliche Denkmal des Universalgenies. Doch sind wir in der quirligen Hafenstadt weniger der Geschichte als der Gegenwart auf der Spur, konkret: einem Projekt des staatlich geförderten „ Laboratoriums für kreative Kunst (LAC) " : Street Art at its best.

Die Werke der internationalen Künstler kann man mittels einer interaktiven Karte „besichtigen". Ganz nebenbei lernen wir ein facettenreiches Gesicht der Stadt kennen, das den Weg in keinen Reiseführer findet. Gegenüber dem barocken Prachtbau der Igreja de Santo António lassen wir uns auf einen „bacalhau à portuguesa" im Restaurant Meu Limao nieder, bevor wir uns aufmachen in Richtung Loulé.

In der örtlichen Touristeninformation fragen wir nach Boliqueime, dem Geburtsort von Lidia Jorge, deren Romane (zum Beispiel „Nachricht von der anderen Seite der Straße") auch deutschsprachige Leser kennen. Damit sind wir alsbald im Gespräch über die Schriftstellerin im Besonderen, portugiesische Literatur im Allgemeinen und bekommen erst nach einer gefühlten Stunde außer den üblichen Informationen noch jede Menge guter Tipps für den Stadtbummel.

In Loulé treffen wir erneut auf Kunst im öffentlichen Raum, diesmal: eine Photographie-Ausstellung zum Thema Jazz.

Beim Betrachten der Bilder sind wir allein, nur umgeben von musealer Stille und dem Plätschern der Brunnen.
Gezielt steuern wir die Markthalle an. 1908 nach Plänen des Lissaboner Architekten Alfredo Costa Campos erbaut, ist sie mit ihrem neo-maurischen Stil und Dekor ein Wahrzeichen der Stadt. Nicht allzu überzeugt von dem, was die Händler in der Nachsaison zu bieten haben, gehen wir essen im „A Muralha", einem von vielen Restaurants am Ort mit verlockender portugiesischer Küche, die so viel besser ist als ihr Ruf. Vom Castelo de Loulé aus genießen wir einen letzten Blick auf die Stadt.

Von Loulé aus sind es nur ein paar Kilometer weiter südlich bis Almancil, wo wir die Kirche sehen wollen, die den wohl bedeutendsten ikonographischen Schatz der Algarve birgt: die Igreja de Sao Lourenço. Der Innenraum ist ein blau-weißes Meisterwerk der Kachelkunst, eine Inschrift am Eingangsportal würdigt seinen Schöpfer Policarpo de Oliveira Bernardes, einen der berühmtesten Fliesenmaler des 18. Jahrhunderts. Solch öffentliche Autorschaft ist in christlichen Kirchen selten, doch angesichts der kunstvollen Fertigung und Komposition dieser Vielzahl „polierter Steinchen" (nichts anderes bedeutet das aus dem Arabischen abgeleitete Wort „Azulejos") mehr als begründet.

Fürs Hinterland und die Westküste nehmen wir uns einen ganzen Tag Zeit. Wir haben Glück und in Monchique ist Markt, was nur einmal im Monat passiert. Der ganze Ort scheint auf den Beinen; da wird probiert, geschwatzt, getrunken und gelacht. Der Geräuschpegel steht in bemerkenswertem Gegensatz zu dem wenige Kilometer außerhalb des Ortes befindlichen Caldas de Monchique. Einst römisches Heilbad und gesellschaftlicher „Hot Spot" der Jahrhundertwende, spiegelt der Ort heute den morbiden Charme vergangener Badekultur.

Nordwestlich der Caldas erhebt sich die Serra de Monchique, eine teils kultivierte, teils unberührte, karstige Berglandschaft. Wir muten unserem kleinen Leihwagen eine Menge zu, als wir - ohne Navi - unseren Weg zur Küste suchen. Dafür ist der Eindruck überwältigend und kommt dem nahe, was José Saramago einen „Garten ohne Bewässerung und Gärtner" nennt, mit Pflanzen und Bäumen, die lernen mussten „sich aus eigener Kraft zu erhalten und mit der Natur gutzustellen".

Wie lange der Garten braucht, um sich von den verheerenden Bränden dieses Sommers zu erholen, bleibt allerdings abzuwarten.

Wir fahren parallel zur Grenze des Alentejo bis Aljezur. Surfer kennen den Landstrich vor allem wegen seiner Strände bekannt: Monte Clerigo, Arrifana, Odeceixe, Amado. Aljezur selbst hat, außer den Ruinen einer Festung aus maurischer Zeit, zwei Kirchen, einem Museum und einem jährlichen Fest der Süßkartoffel wenig zu bieten.

Und doch hinterlässt der wenig spektakuläre Bummel durch die vielen kleinen Gassen ein gewisses Gefühl der Leichtigkeit, das wir mit nach Hause nehmen.

Weiterführende Links

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