Er ist fast da: der Sommer. Und mit ihm beginnt auch die Schwimmbad- und Planschbecken-Saison. Wir cremen uns dick mit Sonnenmilch ein, schlüpfen in unsere Badesachen und verbringen den Tag im Schatten, um uns gelegentlich im Wasser zu erfrischen. Und die Kinder riechen abends herrlich nach Sonne, Sand, Sonnencreme und Kinderschweiß. Der Geruch des Sommers.
Wir waren letztes Jahr nicht oft im Schwimmbad. Denn gerade für die ganz Kleinen sehe ich hier keinen großen Mehrwert zum Planschbecken. Im Garten müssen wir uns nicht mit anderen Familien um die raren Schattenplätze kloppen. Hier habe ich alles da was ich brauche und die Kinder können nackig planschen. Gerade im Kleinkind-Pampers-Alter finde ich das äußert praktisch. Mit jeder Pieselei am Planschbeckenrand werden die Körperfunktionen spielerisch ausgetestet.
Yeahy – ein nasser Fleck auf dem Handtuch, aber ein großer Schritt Richtung Windelfreiheit.
In den meisten Schwimmbädern jedoch gilt eine Textilregelung. Badehosenpflicht. Aus Hygienegründen. Weil vor allem bei kleineren Kindern die Gefahr besteht, dass das große Geschäft im Wasser landet. Und mühsam – unter den Augen schaulustiger Badegäste – wieder herausgeangelt werden muss. Selbst schon beobachtet. Nicht schön, vor allem weil man nicht ins Wasser gehen kann und zweitens da auch irgendwie auch nicht mehr rein mag. Örks. So was kommt vor – uns ist es noch nie passiert.
Und ich bezweifle, dass eine Badehose einen Megaschiss abhalten könnte. Ihr etwa?
Wie auch immer. Dann trägt der kleine Rabauke zumindest im Wasser ein Windelbadehöschen und der große Herr seine Shorts. Sind wir arg der Sonne ausgesetzt – Mutti hat im Kampf um einen Schattenplatz total versagt – wird ab und zu auch noch ein UV-Shirt übergestreift. Und der Sonnenhut. Muss ja irgendwie, das gehört quasi schon zum Bade-Sicherheits-Outfit dazu wie der Helm zum Radfahren.
Irgendwie ganz schön viele ungeschriebene Badegesetze.
Manchmal wünschte ich, auch meine Kinder könnten den Sommer noch so unbeschwert frei und nackt genießen, wie ich damals als kleines Mädchen. Das ihren ersten Badeanzug mit acht Jahren für das Schulschwimmen bekam und vorher nur Badehosen trug. Ohne die elterliche Angst vor UV, Kackhäufchen im Wasser oder pädophilen Spannern.
Und heute? Schon die Babys und Kleinkinder tragen berüschte Bikinis oder ganze Surferanzüge. Manchmal wirken die Kids dabei wie kleine Minimes – auf groteske Weise wie Abbilder von Erwachsenen. Oder sie sind total eingemummt mit ihren Tropenhelmen mit Nackenklappe, Badeschuhen, Schutzhemden und der zentimeter dicken weißen Schicht Sonnenmilch.
Ich habe oft das Gefühl, nur die wenigsten Kleinkinder dürfen nackt planschen oder sich im Strandsand panieren. Jedenfalls nicht öffentlich.
Woran liegt das? Dürfen Kleinkinder noch nackt sein? Manchmal bin ich mir nicht so sicher, obwohl Nacktheit doch eigentlich etwas ganz Natürliches sein sollte. Sie gehört zu einem gesunden Körpergefühl dazu. Die Scham kommt irgendwann von ganz alleine – kurz vor Pubertät, wenn ich mich recht erinnere. Bei manchen vielleicht schon etwas früher.
Aber egal ob mit oder ohne Badezeugs – wir werden den Sommer genießen. Ich freue mich schon darauf, nach so einem Tag an der Sonne an den feucht zerzausten Haaren meiner Jungs riechen zu können. Und wünschte, ich könnte diesen herrlichen Duft nach unbeschwerter Kindheit für immer speichern.