Dieselmotor

Mercedes Benz OM 654 Kennen Sie die typischen Artikel über neue Dieselmotoren ? Wenn ein Automobilhersteller mal wieder einen neuen Motor mit Dieselkraftstoff anbietet, dann stellen die Autoren die Standartfrage:

Was würde der alte Rudolf Diesel dazu sagen ?

Drehen wir diese Frage mal etwas um und stellen sie wie folgt:

Wie konnte dieser Rudolf Christian Karl Diesel einen Motor erfinden, für den kein Mensch auf der Welt den entsprechenden Kraftstoff kaufen konnte ?

Mercedes Benz OM 138 (Daimler AG Pressefoto)Mercedes Benz OM 138 (Daimler AG Pressefoto)

Was das jetzt mit dem neuen OM 654 von Mercedes Benz zu tun hat ? Die Antwort steckt in der traditionellen Bezeichnung der Mercedes Benz Dieselmotoren. Werden Benziner einfach als z.B. M116 tituliert, haben die Dieselmotoren ein simples O davorgestellt bekommen. Und jetzt kommt der brillante Ingenieur ins Spiel, denn der hatte als Kraftstoff für seinen Selbstzünder Nussöl vorgesehen. Eigentlich sollte alles zum Selbstzünden dienen, was sich als Öl zerstäuben lässt und durch eine, im Vergleich zu einem Benzinmotor, extreme hohe Verdichtung sich selbst entzündet um die explosionsartige Kraft auf einen Hubkolben zu drücken. In der schwäbischen Logik sind also auch heute noch alle modernen Dieselmotoren Oelmotoren; allerdings sollte man in einem Auto vom Schlage der E Klasse W213, ein Salatölexperiment tunlichst vermeiden !
Was ist denn nun so bemerkenswert an diesem neuen OM 654 von Mercedes Benz, dass sich der Autor dieser Zeilen an die Tasten begibt ? Nun die Schlagzahl mit der Mercedes Benz revolutionäre neue Motoren auf den Markt bringt, hat sich im Laufe der letzten Jahre erheblich verdichtet. Ein kurzer Blick zurück verdeutlicht wie sehr die Innovationen sich geradezu überschlagen haben:

Jahreszahl Verkaufsbez. Motor OM Leistung KW/PS Hubraum in ccm

Drehmoment
Nm bei Um/pm

Verbrauch

1936 260 D OM 138 33 / 45 2545

12 L

1949 170 D OM 636 28 / 38 1697

96 / 2000

8 L

1958 180 D OM 621 IV 35 / 48 1998

101 / 2000

8 L

1968 220 D OM 615 D22 44 / 60 2197

126 / 2400

9 L

1978 240 D OM 616 D24 53 / 72 2399

137 / 2400

9,5 L

1990 E 250 Diesel OM 60 D25 66 / 94 2498

154 / 2600

8 L

1999 E 220 CDI OM 611 DE22 LA 92 / 125 2198

300 / 1800

7,5 L

2009 E 220 CDI OM 651 DE22 LA 120 / 163 2198

360 / 3000

7 L

Wenn man sich, bei aller versierten und deutlichen Verfeinerung, die Mercedes Dieselmotoren von 1936 bis 1990 anschaut, erkennt man das einheitliche Bauprinzip. Vor der eigentlichen Kraftstoff-Luftgemischzufuhr in den Verbrennungsraum, spritzen bei all diesen Typen die Düsen in eine, vom Brennraum abgetrennte Vorkammer, ein. Erst das öffnende Einspritzventil saugte dann das Gemisch in den Brennraum. Die erste wirkliche Revolution im Mercedes-Benz Dieselmotorenbau, war die direkte Einspritzung und Aufladung mittels Turbolader. Der Motor OM 602 DE 29 LA im Typ E290 Turbo, läutete die Zeitenwende ein. Aber eigentlich war dieser Motor nur eine Abwandlung der bisherigen Aggregate; quasi eine Notlösung, bis zum Erscheinen der ersten Comonrail Einspritzsysteme. Fortan flossen in die Typenbezeichnung die drei Buchstaben CDI ein. Nebenbei bemerkt, sei eine interessante Tatsache bei den Typenbezeichnungen der Mercedes Benzin Motoren. In den 1950er bis 1990er Jahren stand der Buchstabe E für die Benzineinspritzung und war das Unterscheidungsmerkmal zu den Vergaserversionen. Als es dann nur noch Einspritzmotoren gab, entfiel das E aus der Bezeichnung und wurde fortan zum Markenbegriff der E Klasse. Fragt sich eigentlich, wann das CDI aus den Typenbezeichnungen entfällt, weil es ja in den PKW Dieselmodellen von Mercedes-Benz nur noch dieses Comonrailsystem zu kaufen gibt. Abwarten, ob sich die Geschichte diesbezüglich mal wiederholen wird.

Das Dieseleinspritzsystem mit dem gemeinsamen Hochdruckrohr ist in der Verbindung mit dem Turbolader die Lösung für das jahrzehntelange Leistungsdefizit der Vorkammermodelle. Wer einmal in den Genuss kommen durfte einen W123 200D – wenn es dann ganz krass sein darf mit Automatikgetriebe – im heutigen Straßenverkehr des Jahres 2016 zu bewegen, der wird von den anderen Verkehrsteilnehmern nur deshalb nicht gelyncht, weil die schöne, chromglänzende Karosserie, auf soviel Sympathie stößt, dass man dem Fahrer seine asthmatische Lethargie verzeiht. Ist aber ein solch musealer Motor in einem modern ausschauenden W124 200D verbaut, dann wechselt der Fahrer schnell mal die Gesichtsfarbe, wenn er auf der Autobahnauffahrt versucht einem 40 Tonner Actros die Stirn zu bieten.

Lesen Sie im zweiten Teil die Details zum neuen Mercedes Benz Dieselmotor OM 654


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