OffshoreLeaks der Grundstein eines Yad Vashems von der Steuer verfolgter Minderheiten?
Mindestens zwei Dekaden lang las man von Leistungsträgern, die die Früchte ihrer Leistung nicht genießen dürften, weil die großen Räuberbanden (so nannte der Kirchenvater Augustinus mal den Staat) sie schächteten. Steuern runter! war das parteipolitische Bittgebet jener Denke. Peter Sloterdijk nannte die Steuererhebung sogar herablassend eine „Revolution der gebenden Hand“ und sprach von kleptokratischen Strukturen, denen sich der Reichtum zugunsten der Armut unterordnen müsse. Dass Leistungsträger selbstlos der Enteignung ihrer Einkünfte zustimmten, sei indes „ein politisches Dressurergebnis, das jeden Finanzminister des Absolutismus vor Neid hätte erblassen lassen“. Moderne Finanzminister seien daher wie Robin Hood, beschloss Sloterdijk mit sophistischer Chuzpe.
Dieser philosophische Anstrich eines Lebensgefühls, das verinnerlicht hatte, dass Reichtum immer eigene Leistung und dass damit Umverteilung ein ungerechter Akt sei, der Armut und somit letztlich Faulheit stütze, war die intellektuelle Krone einer Ego-Kultur, wie sie in den Achtzigerjahren schon im Yuppie angelegt war. Später hockten diese erfolgsorientierten und ignoranten Personen in politischen Talkshows und flehten darum, zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und natürlich aus Gründen der Fairness, die Steuerlast runterzuschrauben. Steuerlast war dabei ein Lieblingswort, denn es korrumpierte die Klarsicht, überlagerte Debatten um maßlose Einkünfte mit Gefühlsduselei für Menschen, deren Leistung mit drückenden Lasten belegt würden. Sie seien schließlich die Lastesel der Nation.
Der allgemeine Widerstand dieser von Steuern verfolgten Minderheit war ein Programm, das man auch dem kleinen Steuerzahler irgendwie schmackhaft machen wollte. Das gelang auch eindrucksvoll, die Mehr Netto vom Brutto!-Parolen der Steuer runter!-Partei unter dem Vorsitz Westerwelles wurden bei der letzten Bundestagswahl hochprozentig belohnt. Die Agenda reicher Pfeffersäcke war plötzlich in der Mitte und im Unten dieser Schnäppchen-Gesellschaft angekommen.
Für die Leute, die nun namentlich bei OffshoreLeaks genannt werden, mögen einige schwere Monate ins Haus stehen. Man wird sich öffentlich moralisch erklären müssen. Das ist lästig. Untereinander werden sie diese Liste aber nicht als Verdammung betrachten, sondern als Datensatz des Widerstandes. Da stehen Leute drauf, die sich des unkontrollierten Zugriffs ihrer zu Geld gewordenen Eigenleistungen erwehrt haben, die anpackten und nicht nur jammerten, richtige Macher eben. Diese Resistance gegen diebische Staatsstrukturen versteht sich nicht als Verbrecherbande, sondern als Gruppe wehrhafter Demokraten, die nicht mal ein Kavaliersdelikt begangen, sondern nur die notwendigen Schritte unternommen hat, um sich aus ausbeuterischen Verhältnissen zu entwinden.
OffshoreLeaks wird gleichsam zur Gedenkstätte für Helden wie für Märtyrer. Jenes dumpfe Wahlvolk, das vorher zustimmte, die Steuerlast sei eigentlich ungerecht verteilt und es sei schon richtig, dass Leistungsträger aus der Wirtschaft bei zu hoher Besteuerung die Lust an der Leistung verlören, liest nun in der Süddeutschen von Steuerbetrügern und wird böse darüber. Aber gibt es denn überhaupt einen Betrug an der Steuer? Vorher nannten es diese Eliten Widerstandsgebot und ernteten Applaus. Und nun soll alles falsch gewesen sein? Dabei war man auf dem besten Wege, die Steuerhinterziehung als Straftatbestand zu entmoralisieren. Und nun dieser investigative Drang, die Entwicklung zu verkehren. Was damals richtig war, kann doch heute nicht falsch sein!
Vielleicht gründen die Personen des Datensatzes ja bald einen Verband, in dem sich alle Verfolgten der "Staats-Kleptokratie" vereinen. Dort wird man OffshoreLeaks als Yad Vashem von der Steuer verfolgter Minderheiten verstehen. Respekt für die Helden aufbringen, die ungeschoren davonkamen und Trauer für die Märtyrer, die einst von der neoliberalen Welle getragen Beifall bekamen und dann am Ende doch nicht mehr waren als Steuerbetrüger und Ganoven, deren Lebensleistung man nicht anerkennen wollte, sondern abschöpfte wie Rahm von der Milch.
Mindestens zwei Dekaden lang las man von Leistungsträgern, die die Früchte ihrer Leistung nicht genießen dürften, weil die großen Räuberbanden (so nannte der Kirchenvater Augustinus mal den Staat) sie schächteten. Steuern runter! war das parteipolitische Bittgebet jener Denke. Peter Sloterdijk nannte die Steuererhebung sogar herablassend eine „Revolution der gebenden Hand“ und sprach von kleptokratischen Strukturen, denen sich der Reichtum zugunsten der Armut unterordnen müsse. Dass Leistungsträger selbstlos der Enteignung ihrer Einkünfte zustimmten, sei indes „ein politisches Dressurergebnis, das jeden Finanzminister des Absolutismus vor Neid hätte erblassen lassen“. Moderne Finanzminister seien daher wie Robin Hood, beschloss Sloterdijk mit sophistischer Chuzpe.
Dieser philosophische Anstrich eines Lebensgefühls, das verinnerlicht hatte, dass Reichtum immer eigene Leistung und dass damit Umverteilung ein ungerechter Akt sei, der Armut und somit letztlich Faulheit stütze, war die intellektuelle Krone einer Ego-Kultur, wie sie in den Achtzigerjahren schon im Yuppie angelegt war. Später hockten diese erfolgsorientierten und ignoranten Personen in politischen Talkshows und flehten darum, zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und natürlich aus Gründen der Fairness, die Steuerlast runterzuschrauben. Steuerlast war dabei ein Lieblingswort, denn es korrumpierte die Klarsicht, überlagerte Debatten um maßlose Einkünfte mit Gefühlsduselei für Menschen, deren Leistung mit drückenden Lasten belegt würden. Sie seien schließlich die Lastesel der Nation.
Der allgemeine Widerstand dieser von Steuern verfolgten Minderheit war ein Programm, das man auch dem kleinen Steuerzahler irgendwie schmackhaft machen wollte. Das gelang auch eindrucksvoll, die Mehr Netto vom Brutto!-Parolen der Steuer runter!-Partei unter dem Vorsitz Westerwelles wurden bei der letzten Bundestagswahl hochprozentig belohnt. Die Agenda reicher Pfeffersäcke war plötzlich in der Mitte und im Unten dieser Schnäppchen-Gesellschaft angekommen.
Für die Leute, die nun namentlich bei OffshoreLeaks genannt werden, mögen einige schwere Monate ins Haus stehen. Man wird sich öffentlich moralisch erklären müssen. Das ist lästig. Untereinander werden sie diese Liste aber nicht als Verdammung betrachten, sondern als Datensatz des Widerstandes. Da stehen Leute drauf, die sich des unkontrollierten Zugriffs ihrer zu Geld gewordenen Eigenleistungen erwehrt haben, die anpackten und nicht nur jammerten, richtige Macher eben. Diese Resistance gegen diebische Staatsstrukturen versteht sich nicht als Verbrecherbande, sondern als Gruppe wehrhafter Demokraten, die nicht mal ein Kavaliersdelikt begangen, sondern nur die notwendigen Schritte unternommen hat, um sich aus ausbeuterischen Verhältnissen zu entwinden.
OffshoreLeaks wird gleichsam zur Gedenkstätte für Helden wie für Märtyrer. Jenes dumpfe Wahlvolk, das vorher zustimmte, die Steuerlast sei eigentlich ungerecht verteilt und es sei schon richtig, dass Leistungsträger aus der Wirtschaft bei zu hoher Besteuerung die Lust an der Leistung verlören, liest nun in der Süddeutschen von Steuerbetrügern und wird böse darüber. Aber gibt es denn überhaupt einen Betrug an der Steuer? Vorher nannten es diese Eliten Widerstandsgebot und ernteten Applaus. Und nun soll alles falsch gewesen sein? Dabei war man auf dem besten Wege, die Steuerhinterziehung als Straftatbestand zu entmoralisieren. Und nun dieser investigative Drang, die Entwicklung zu verkehren. Was damals richtig war, kann doch heute nicht falsch sein!
Vielleicht gründen die Personen des Datensatzes ja bald einen Verband, in dem sich alle Verfolgten der "Staats-Kleptokratie" vereinen. Dort wird man OffshoreLeaks als Yad Vashem von der Steuer verfolgter Minderheiten verstehen. Respekt für die Helden aufbringen, die ungeschoren davonkamen und Trauer für die Märtyrer, die einst von der neoliberalen Welle getragen Beifall bekamen und dann am Ende doch nicht mehr waren als Steuerbetrüger und Ganoven, deren Lebensleistung man nicht anerkennen wollte, sondern abschöpfte wie Rahm von der Milch.