Diese eine Woche im November

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Diese eine Woche im November 

Michael Wallner 

cbt, 2014

 978-3570160473

16,99 €

Amazon

Rezensiert für:

BloggdeinBuch

Julia darf mit ihrem Vater eine Woche in Venedig Urlaub machen. Das gab es noch nie! Sie freut sich sehr darauf und ist fasziniert von der Stadt. Als sie Tonio trifft, ist sie sehr skeptisch, aber in Venedig wird es schnell gefährlich und sie hat sonst niemanden, auf den sie sich verlassen könnte …

Tonios Auftauchen oder Leben in Venedig ist sehr gut gelöst. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage: Er ist ein moderner Dieb, einer der sich unser Geld in dieser Stadt nehmen würde, ohne zu fragen. Deswegen stört es mich nicht, dass er auftaucht, den er passt in die Geschichte. Er ist ein wenig mysteriös für Julia, da er eine schreckliche Vergangenheit hat. 

Wenn er mit Pippa zusammen ist, seine andere Freundin und Kollegin, ist er allerdings ein anderer Junge. Ruhig, manchmal etwas knurrig und etwas “blind”. Da er gut aussieht, (also für Pippas und Julias Verhältnisse) soll es wohl klar sein, dass Julia ihn mag. 

Julia kommt als Touristin in die Stadt, der einfachste Weg dorthin und normalerweise auch der einfachste wieder zurück. Daraus wird nichts, denn sie ahnt nichts und macht sich auch keine Gedanken. Am Anfang finde ich sie etwas anstrengend, weil sie ihren Vater nicht mag oder sich gerade nicht mit ihm versteht. Sie ist noch zu jung, um alleine wegzugehen und will trotzdem ins dunkle Venedig. Also darauf wäre ich in dem Alter nicht gekommen – ich war definitiv zu brav. 

Mein Problem mit den Figuren ist, dass sie sich in bestimmte Ereignisse zu sehr reinstürzen und sich diese dann sehr, sehr schnell entwickeln. Diese Entwicklung konnte ich dann nicht nachvollziehen und dachte nur: “Das kann nicht sein.” Aber vielleicht sind Jugendliche tatsächlich so schnell und sprunghaft mit ihren Gefühlen. Trotzdem hat mir etwas Zeit zum Entwickeln gefehlt. 

Venedig als Kulisse ist meist sehr huldvoll und geschichtsträchtig. Aber für mich ist die Stadt so alt, dass ich lieber Geschichten lese, die auch in der passenden Zeitepoche spielen. Vielleicht war ich deswegen ein bisschen voreingenommen, was die Protagonisten angeht oder den Verlauf der Geschichte. 

Trotzdem werden die Brücken und Gebäude gut beschrieben und vor allem der Nebel und die Einsamkeit, die der Leser in Venedig erleben kann, hat der Autor gut getroffen. 

Ufz, die Handlung! Ich bin mit einem Fehlstart herangegangen. Da ich Klappentexte fast nicht mehr lese und nur so ein, zwei Sätze aufgeschnappt hatte, ging ich von einer Liebesgeschichte aus! Das hieß: Stell Dich um, liebe Franziska – denn es ist nicht nur das. Aber so einfach ist es immer nicht. 

Trotzdem fesselte die Geschichte mich am Anfang sehr, auch weil der Autor eine andere Art zu Schreiben hat. Seine Sätze sind zum Teil sehr prägnant und kurz, eher mal unterteilt und nicht ein langer Satz. Spätestens nach den ersten Kapiteln passt es aber zu Handlung und am Ende wird klar, der Stil ist gut gewählt, vor allem wenn es richtig zur Sache geht. 

Es geht um Julia und Tonio, der Gott sei Dank nicht Romeo heißt. Diese beiden lernen sich kennen und landen in einem Abenteuer, das mit einer Geheimgesellschaft, Dieben und Juwelen zu tun hat. An sich eine gute Idee, aber die Entwicklung der Freundschaft der drei Jugendlichen, wenn man es so nennen kann, ist mir fehl am Platz vorgekommen, zu kurz und zu aufgesetzt. Auch wenn hier die Intensität des Augenblicks eine große Rolle spielen soll, hat es mich nicht berührt. 

Ich mag den verträumten, aber aufmerksamen Blick des Mädchens. Leider spiegelt das Cover, aber eher den Teil der Geschichte wider, der für mich sehr kurz abgehandelt wird: Die Liebe, oder das, was der Leser dafür halten soll. Ansonsten spielt das Cover mit der Kulisse und mit dem Thema, das ich mir mehr gewünscht hätte. 

Die Idee ist keine schlechte, doch ist der Schreibstil sehr gewöhnungsbedürftig und die Geschichte am Ende sehr haarsträubend. Etwas weniger Action hätte mich sehr milde gestimmt. Obwohl ich von Anfang an skeptisch war, dass eine Geschichte im jetzigen Venedig mit einem Geheimbund funktionieren könnte.