In der Nacht zum Dienstag sehe ich in meiner timeline, dass Sasa Stanisic den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Stanisic, so viel lässt sich sagen, ist ein Schriftsteller den ich sehr besonders in seiner Art des Erzählens finde. So melancholisch, witzig, ironisch, schalkhaft, verträumt, magisch und so auf den Punkt genau. Ein hellwacher Blick, einer der kein Blatt vor dem Mund nimmt, der trifft und der ein unglaubliches Talent zum Erzählen hat.
Gestern nacht also, hörte ich mir die Dankesrede zum Erhalt des Deutschen Buchpreises an und war plötzlich hellwach. Handke hat den Nobelpreis erhalten. Stanisic nutzte den Moment der Öffentlichkeit um darzustellen, dass das aus seiner Sicht ein Unding sei.
Nun also diese Rede
Tatsächlich hatte ich nichts von Handkes Affinität zu Milosevic gewusst und auch nichts davon, dass er Kriegsverbrechen leugnete. Gelesen hatte ich ihn selten, dann aber sehr gern.
Neugierig geworden, überflog ich Zeitungsartikel, sah mir das Literarische Quartett mit Ranicki und Hellmut Karasek zu Handke an.
Schickte dann die Teenies zur Bibliothek um mir Handke mitzubringen. „Den haben sie hier nicht“, schrieb Anna auf Whats App.
Es stimmte. Bis auf die Niemandsbucht war nichts vorrätig. Also lud ich mir Winterreise und Nachtrag auf den Kindle.
Stanisic will keine Vergangenheitsliteratur mehr schreiben, jedenfalls vorerst nicht, lieber ein Kinderbuch. Ich bin ja der Meinung, er sollte sich das noch mal überlegen, denn er hat die Ergebnisse eines zerfallenden Landes und den Konsequenzen die Nationalismus mit sich bringt, hautnah erlebt. Bücher wie diese brauchen wir in Zeiten wie diesen.
Und sonst?
Herbstliche Fahrradtour durch sonnenbeschienene und „herbstblätterverregnete“ Straßen. Unterbrochen von Fusswegen auf Waldlichtungen mit Pilzen satt, Bucheckern und buntem Laub.
Jetzt lese ich Handke.