Was ist noch schöner, als sich Science-Fiction-Filme anzuschauen? Richtig, sich über SF-Filme zu unterhalten. Nachdem ich meine Kritik zu Der Marsianer verfasst hatte, nahm ich Kontakt zu meinem Blogger-Kollegen Saw von Sawmaniax Comicblog auf, um ihn nach seiner Meinung über den Film befragen. Nachfolgend unser Gespräch.
Saw: Ich muss sagen, bisher stand für mich persönlich das Kinojahr 2015 unter einem guten Stern. Ich habe einige sehr gute Filme zu sehen bekommen und durch Zufall einige sehr schlechte Filme im Kino verpasst.
Watchman: Geht mir ähnlich. Bislang war nur wenig dabei, das mich total enttäuscht hat.
Saw: Gestern saß ich also nun in der Vorstellung zu Der Marsianer und war gespannt, ob diese Serie nun abreißen würde oder nicht.
Saw: Zuerst kamen aber die obligatorischen Trailer.
Watchman: Wie sollte es auch anders sein...
Saw: Da war zuerst der Trailer für den Film The Walk, in dem es um einen Drahtseilakt zwischen den beiden Türmen des World Trade Centers im Jahre 1974 geht. Immer noch seltsam diese Gebäude zu sehen, nachdem Hollywood sie 14 Jahre lang aus allen Filmen mehr oder weniger verbannt hat, auch wenn sie vor 2001 spielten. Dann ging es weiter mit Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2 mit dem ich nicht so viel anfangen konnte, weil ich Mockingjay Teil 1 erst zusammen mit der Fortsetzung auf Blu Ray schauen will, gefolgt vom Trailer zum neuen Bond Spectre, welchen ich schon auswendig kannte. Zu guter Letzt kam das Trailerhighlight mit dem Star Wars - Das Erwachen der Macht - Trailer in 3D, sehr geil und sehr auswendig bekannt und...
Watchman: Wollten wir nicht über Der Marsianer reden?
Saw: Wie bitte? Ich soll endlich zum Hauptfilm kommen? Ja doch, ich gehe der Reihe nach vor.
Saw: Also, Der Marsianer. Ich könnte mir gut vorstellen, dass manch einer von diesem Titel abgeschreckt sein wird und einen abgedrehten Sci-Fi-Film über ein Alien vom Mars erwarten wird. Aber das genaue Gegenteil ist hier der Fall.
Watchman: In der Tat. Mit einer Invasion der Erde durch die kleinen grünen Männchen vom Mars hat der Film nun wirklich nichts zu tun.
Saw: Der neueste Film von Ridley Scott erzählt die Geschichte der bemannten Mars-Expedition namens Ares III, die wegen einem schweren Sandsturm vorzeitig abgebrochen werden muss, wobei der Botaniker Mark Watney von einer Antenne getroffen und zurückgelassen wird, weil man glaubt, er sei tot. Die Welt trauert und man zelebriert eine symbolische Beerdigung. Weitere Marsmissionen drohen auf Eis gelegt zu werden. Was man jedoch nicht weiß, ist, dass Mark Watney noch lebt und einen Überlebenskampf begonnen hat, der wenig Aussicht auf Erfolg zu haben scheint, denn die nächste geplante Mars-Mission fände erst wieder in 4 Jahren statt. Mehr sage ich zur Story aber nicht, denn es wäre schade, zu viel zu verraten, wie ich finde.
Watchman: Nun gut, dass Mark es schafft, auf sich aufmerksam zu machen und daraufhin eine Rettungsmission anläuft, können wir schon noch verraten. Immerhin lautet der Untertitel des Films Rettet Mark Watney. Das ist also kein so großer Spoiler.
Saw: Als ich ins Kino gegangen bin, habe ich eine Mischung aus Cast Away, Robinson Crusoe und Mission to Mars erwartet. Sprich: alles eher künstlich dramatisch und mit Pathos versehen.
Watchman: Wäre ja nicht ungewöhnlich für Hollywood.
Saw: Aber genau das passiert in diesem Film eben nicht. Er ist erfrischend unverkrampft. Und darum funktioniert auch der wohldosierte Humor der Hauptfigur sowie des restlichen Teams. Es geht deutlich ironischer zu, als man es erwarten würde. Ich fühlte mich ein wenig an den „Zweckhumor" von NASA-Astronauten vor einem Start erinnert, von dem ich mal gelesen habe. Die neigen wohl auch dazu, eine an den Nerven zerrende Situation mit lockeren Sprüchen aufzulockern, ohne es jedoch an Professionalität mangeln zu lassen.
Watchman: Welchen Eindruck hat der Protagonist Mark Watney bei Dir hinterlassen?
Saw: Matt Damon alias Mark Watney mutiert hier zum Mars-McGyver, ohne jedoch lächerlich oder unrealistisch dabei zu wirken. Er geht mit einer erfrischenden Lockerheit an die Lösungen der zahlreichen Probleme heran und erlaubt sich auch bei Fehlschlägen selten mehr als nur einen kurzen Moment der Verzweiflung, bevor er sich wieder aufrappelt und es nochmal versucht. Diese We can do it- Einstellung zieht sich durch den ganzen Film und es macht Spaß zu sehen, wie man sowohl auf der Erde, als auch auf dem Mars zu Bastlern wird.
Watchman: Ein Teamwork über die Distanz von 140 Mio. Meilen sozusagen. Damit Mark Watney nicht aus dem Off erzählen oder Selbstgespräche führen muss, hat man ihn im Film ein Videotagebuch führen lassen.
Saw: Das fand ich gut, weil es einen sehr schönen Zugang in seine Gedankenwelt liefert. Man kann gar nicht anders, als mitzufiebern, wenn er ein neues Vorhaben in Angriff nimmt, oder mitzuleiden bei Fehlschlägen. Und der Film bietet auch einige Atem-Anhalt-Momente, wo man sich fragt, wie es jetzt noch weitergehen soll.
Watchman: Oh ja, das habe ich mich auch mehrfach gefragt. Und gerade dann, wenn etwas nicht
klappt, lernt man etwas über Watneys Charakter. Und gleiches gilt ja auch für die Leute auf der Erde, die an dem Rettungsplan arbeiten. Lass uns noch über die Optik des Films reden.
Saw: Die Optik im Film fand ich sowohl auf dem Mars als auch im Weltraum grandios und kam vor allem im 3D sehr gut rüber, ich mag Weltraum plus 3D einfach. Das Mutterschiff namens „Hermes" wirkt wie ein realistisches Schiff, das wirklich von der NASA gebaut sein könnte. Und die künstliche Schwerkraft an Bord durch einen rotierenden Ring ist sehr schön gelöst worden.
Watchman: Auch die Bewegungsabläufe in der Schwerelosigkeit an Bord der Hermes wirkten sehr authentisch. Die Idee, dass sich die Crewmitglieder mit Hilfe von Sprossen, von denen sich abstoßen können, zügig durch die Gänge bewegen, war ein nettes Detail. Was denkst Du darüber, wie das Thema „Soundtrack" angegangen wurde? Harry Gregson-Williams hat ja schon die Musik für andere Filme von Ridley Scott geschrieben.
Saw: Die Musik spielt auch eine Rolle im Film, denn Watney ist auf die stark 70er Jahre-lastige Musiksammlung der Kommandantin angewiesen, über die er sich mehr als einmal beschwert und die auch für den ein oder anderen Lacher sorgt. Man muss unwillkürlich an den Awesome Mix aus Guardians oft he Galaxy denken, wobei der Protagonist die Musik hier absolut nicht feiert, im Gegenteil. Vom Score des Films ist mir allerdings nichts in Erinnerung geblieben.
Watchman: Wenn man einen Schwachpunkt des Films benennen sollte, dann ist es in der Tat der Score von Gregson-Williams. Die verwendeten Disco-Klassiker hinterlassen einen stärkeren Eindruck als die Musik, die originär für den Film geschrieben wurde. Abschließend: Wie ist Dein persönliches Fazit, nachdem Du Dir Der Marsianer angeschaut hast?
Saw: Ein Film der sich für mich absolut gelohnt hat und zwar in jeder Hinsicht. Er reiht sich für mich in die Herbst-Weltraumfilm-Tradition der vergangenen Jahre ein, also erst Gravity, dann Interstellar, jetzt Der Marsianer. Alle 3 Filme, die sich Mühe geben, innerhalb fest gesetzter Grenzen das Thema Raumfahrt möglichst realistisch anzugehen mit glaubhaft wirkenden Raumschiffen und Physik (JA, auch bei Interstellar war die Physik glaubhaft!) Mal schauen, ob wir 2016 auch wieder ins All reisen, ich wäre sofort wieder dabei.