F.P. Greve/Grove, ca. 1921
1909 begeht der deutsche Schriftsteller Felix Paul Greve Selbstmord. 1922 betritt ein Mann namens Frederick Philip Grove die kanadische Literaturszene und ist über seinen Tod im Jahr 1948 hinaus einer der wichtigsten Romanautoren des Landes. Dass es sich bei Greve und Grove um die gleiche Person handelt, wird erst 1973 entdeckt.Greve wird 1879 in Westpreußen geboren. Nachdem der Vater kurz als Gutsverwalter in Pommern gearbeitet hatte, zieht die Familie 1881 nach Hamburg. 1892 trennen sich die Eltern und Greves ältere Schwester wandert wenig später in die USA aus. Greve studiert in München, wo er als Autor und Übersetzer Kontakt mit dem Kreis um Stefan George hat.
Else Endell/Elsa von Freytag-Loringhoven
1902 geht er nach Berlin und hat dort ein Verhältnis mit Else Endell, der Frau des Architekten August Endell, mit der er nach Palermo durchbrennt. 1903 kehrt Greve nach Deutschland zurück und wird in Bonn verhaftet. Ein ehemaliger Studienfreund hatte ihn wegen Zahlungsunfähigkeit angezeigt, weil er ein Privatdarlehen nicht zurückzahlen konnte. Greve verbringt ein Jahr im Gefängnis. Während dieser Zeit schreibt und übersetzt er viel und nimmt Kontakt mit André Gide und H. G. Wells auf.SS Megantic
Nach der Entlassung lebt er mit Else Endell in der Schweiz, in Frankreich und in Berlin, wo die beiden 1907 heiraten. Er übersetzt weiterhin aus dem Englischen und Französischen, schreibt zwei Romane und ein Theaterstück. Greve hat ständig mit Schulden zu kämpfen, verkauft seine Übersetzung von Jonathan Swifts Prosaschriften gleichzeitig an zwei Verlage, täuscht 1909 seinen Selbstmord vor und verlässt Europa an Bord der SS Megantic.Grove geht 1912 in die kanadische Provinz Manitoba und arbeitet als Lehrer auf dem Land. 1914 heiratet er seine Kollegin Catherine Wiens und 1921 wird er kanadischer Staatsbürger. Ab 1922 erscheinen seine in englischer Sprache geschriebenen Werke, die ihn spätestens ab 1928 landesweit bekannt machen. In semi-autographischen Werken verbreitet Grove die Legende, dass er einer britisch-schwedischen Familie entstammt.
Erst 1973 deckt ein kanadischer Literaturwissenschaftler auf, dass es sich bei Frederick Philip Grove um Felix Paul Greve handelt. Heute gelten seine realistischen Prärieromane als Klassiker der kanadischen Literatur und sind auch ein Vorbild für meine Prärieromane "Hoffnung ist ein weites Feld" und "Man erntet, was man sät".