Veröffentlicht am 29. Mai 2014 | von Martina Zerovnik
0Die zwei Gesichter des Januar
Die zwei Gesichter des Januar Martina ZerovnikWertung
Summary: manieristisch, aber ansprechend inszenierte Literaturverfilmung, deren Spannung vom Spiel ihrer Darsteller lebt
3
Thriller
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Die Werke der US-amerikanischen Schriftstellerin Patricia Highsmith wurden nicht zuletzt durch die Adaption von Der talentierte Mr. Ripley in der Filmwelt bekannt. Nun kommt ihr Roman Die zwei Gesichter des Januars auf die Leinwand.
Verantwortlich dafür zeichnet der als Drehbuchautor erfolgreiche Hossein Amini (Drive), der mit dem vorliegenden Debüt eine ebenso aufmerksame Regieführung unter Beweis stellt. Die in den von Marcel Zyskinds Kamera eindrucksvoll eingefangenen griechischen Gefilden spielende Dreiecksgeschichte entwickelt er in klassischer Anmutung und mit Augenmerk auf die Protagonisten. Das Ehepaar Chester (Viggo Mortensen) und Colette McFarland (Kirsten Dunst) befindet sich im Urlaub in Athen, wo sie den Reiseführer Rydal Keener (Oscar Isaac) kennenlernen. Nach einem Unglücksfall im Hotel zieht sich das Ehepaar mit Hilfe von Rydal auf die Insel Kreta zurück, wo eine sich zuspitzende Flucht- und Konkurrenzsituation ihren Lauf nimmt.
Aminis filmische Komposition zeigt ein ästhetisches Ambiente aus anmutenden Bildern, Requisiten, Charakteren und einem Score, dessen Dramatik die Inszenierung jedoch vermissen lässt, sodass sich die Atmosphäre zwar ansprechend darstellt, aber selten spannungsvoll verdichtet. Die emotionale Anspannung und Konfliktkonstellation ist rasch erreicht, sodass die Fronten von Beginn an eingenommen sind und keine Nuancierungen durchlaufen.
Die große Bedachtsamkeit des Regisseurs gegenüber dem Setting spiegelt sich nur bedingt in den Figuren wider, wenngleich der Film aufgrund seiner großteils kontemplativen Gangart Raum dafür geboten hätte. Doch Aminis Drehbuch entwickelt sich geradlinig, wirkt geradezu reduziert, ohne Hintergründe und Nebenstränge, die gegenüber der literarischen Vorlage fehlen. In Rydals Charakter sind diese Auslassungen deutlich zu spüren. Er und auch Colette bleiben hinter dem herrischen Gemüt Chesters zurück, ohne dass sie dessen Dominanz ausreichend Resonanz im Handlungsraum entgegenbringen könnten. Die psychischen Motivationen geben dem Film einen größeren Spannungsbogen, verblassen aber in Richtung einer konventionellen Dreiecksgeschichte. Das Hintergründige der Übertragung einer Vater-Sohn-Beziehung Rydals zu Chester vermag sich nur schwach zu manifestieren, was letzten Endes nicht mental begründet, sondern konstruiert erscheint.
Hossein Aminis Verfilmung von Die zwei Gesichter des Januars ist ein in reizvolle Bilder gesetztes, aber in der Inszenierung verknapptes Spiel seelischer Verstrickungen, dessen Geradlinigkeit dem Zwiespältigen, Tragischen und Mysteriösen der Geschichte entgegenläuft, wodurch das Unheimliche des Unbewussten verlorengeht. Und dennoch ist der Film gerade in seiner klassischen Aufmachung, der Sorgfalt im Drehbuch, im Arrangement der Bilder und dem begleitenden Score, vor allem aber aufgrund der schauspielerischen Leistung, allen voran von Mortensen, sehenswert. Das macht zum einen den großen Unterschied und zum anderen die Verbindung zu Alfred Hitchcock aus, in dessen Schatten Aminis Debüt gerne gesehen wird.
Regie und Drehbuch: Hossein Amini
Darsteller: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar Isaac, Daisy Bevan, David Warshofsky, Yigit Özsener
Filmlänge: 96 Minuten, Kinostart: 29.05.2014, www.diezweigesichterdesjanuars.de
Tags:3 von 5Constantin FilmHossein AminiKirsten DunstOscar IsaacRomanverfilmungStudio CanalThrillerViggo Mortensen
Über den Autor
Martina Zerovnik Aufgabenbereich selbst definiert als: Filmleserin. Lächelt über “Oh diese Technik [Film] ist sehr entwicklungsfähig, fast reif zur Kunst” (Döblin).