Hinter der Diskussion über den harmlos klingenden Begriff Netzneutralität verbirgt sich nicht weniger als eine Diskussion um die Zukunft des Internets. Wer das diskutiert? Die Federal Communications Commission (FCC), die Überwachungsbehörde der USA, die Europäische Kommission, die Enquete Kommission des Bundestages, der deutsche IT-Gipfel, Google, der Bitkom, der Münchener Kreis, die Telekom, die Blogger….
Habe ich jemanden vergessen? Ach ja, die ganz normalen Nutzer des Internets! Diese werden bei dem Begriff Netzneutralität wahrscheinlich mit den Schultern zucken und weiter surfen.
Netzneutralität bedeutet einfach gesagt, dass im Internet alle Datenpakete gleich sind, besser gesagt, dass alle Datenpakete gleich behandelt werden. Ist doch ganz einfach. Habe ich gedacht.
“Das Ende der Netzneutralität wäre das Ende des Internets wie wir es kennen. Natürlich ist das Internet keine soziale Veranstaltung. Die Server sind im privaten Besitz, die Leitungen sind im privaten Besitz, der Zugang ist privat organisiert und all das folgt privatwirtschaftlichen Interessen. Wenn man es ganz genau nimmt – und manche Blogger nehmen’s ziemlich genau, dann ist der Begriff der Netzneutralität unzutreffend und irreführend. Aber er ist nun mal gebräuchlich und er steht für das, was das Business Internet vom Business in der nicht-digitalen Welt unterscheidet: Die Chancen der Kleinen gegen die Großen. Es klingt ganz harmlos, wenn René Obermann fordert, die Großen müssten mehr bezahlen als die Kleinen. Aber in Wirklichkeit bedeutete es, dass am Ende die Großen auf der Überholspur fahren und die Kleinen den Standstreifen bekämen.” Zitat aus meinem Post zur Netzneutralität im August 2010 auf dem Cirquent Blog.
Klingt gut. War nicht falsch. Ging aber am Problem vorbei. Wenn es so einfach wäre, wäre es völlig unverständlich, warum von FCC bis Bundestag alle Instanzen, die wirkliche Gestaltungsmacht verkörpern, diskutieren ob und wie diese Gestaltungsmacht aktuell gefragt ist.
Warum in dieser Diskussion einfache Formeln nicht weiter helfen? Weil sich in der Frage der Netzneutralität technische, wirtschaftliche, juristische, politische und gesellschaftliche Fragestellungen unentwirrbar gordisch verknoten. Es wäre natürlich Klasse, wenn ausgerechnet im Cirquent Blog dieser Gordische Internetknoten aufgedröselt oder zerschlagen werden könnte. Geht natürlich nicht. Schon gar nicht in einem Blogpost. Was aber geht und was ich mir vorgenommen habe, ist, die einzelnen Aspekte dieses gordischen Knotens zu beleuchten. Vielleicht interessiert’s ja. Es geht zwar nur um die Zukunft des Internet, aber die könnte ja was mit uns zu tun haben. Oder? Fortsetzung folgt.