Hi Schreiberlinge
Mir geht es wieder etwas besser und ich fühle mich heute fit genug, um endlich wieder das Haus zu verlassen. Auch wenn es draussen bitterkalt ist. Heute ist der zweitletzte reguläre WritingFriday, bevor es mit dem Dezember Special los geht! Ich bin gespannt zu lesen für welches Schreibthema ihr euch heute entschieden habt!
Übrigens, für den Special #WritingFriday im Dezember sind noch bis morgen Schreiberlinge gesucht – falls ihr es noch nicht gesehen habt, dürft ihr gerne – hier – vorbeischauen und wenn ihr Lust habt euch anmelden!
Die Regeln im Überblick;
- Jeden Freitag wird veröffentlicht
- Wählt aus einem der vorgegeben Schreibthemen
- Schreibt eine Geschichte / ein Gedicht / ein paar Zeilen – egal Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben
- Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
- Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch!
- Habt Spass und versucht voneinander zu lernen
Schreibthemen November
- Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Henriette war eine ganz einfache Fee. Was jedoch niemand wusste war…“ beginnt.
- Erzähle wie die Welt aussehen würde, wenn es überall nur noch eine Jahreszeit geben würde.
- Du bist eine kleine Schneeflocke, plötzlich wird beschlossen, dass es keinen Winter mehr geben wird. Erzähle wie du dich fühlst.
- Wenn du zwischen den Fähigkeiten „Fliegen“, „Durch die Zeit reisen“, „Gedanken lesen“ und „Zaubertränke herstellen“ wählen könntest, welche würdest du haben wollen und was würdest du damit anstellen?
- Ein Schneemann erzählt aus seinem Leben.
Wenn du zwischen den Fähigkeiten „Fliegen“, „Durch die Zeit reisen“, „Gedanken lesen“ und „Zaubertränke herstellen“ wählen könntest, welche würdest du haben wollen und was würdest du damit anstellen?
Selina sass auf einem Dachvorsprung und blickte hinunter auf die leuchtende Stadt.
Paris.
Paris vor 50 Jahren um genau zu sein. So oft war Selina nun schon zu diesem Zeitpunkt zurückgesprungen, dass sie mittlerweile genau wusste, was als Nächstes geschehen würde. Und wie auf Kommando hupte weiter unten der rote Ford und ein sich entschuldigender Fahrradfahrer überquerte die Strasse. Sie blickte noch einmal wehmütig zum Eiffelturm und schwor sich selbst «Dies ist das Letzte Mal. Danach wird alles anders.»
Auf den Strassen herrschte ein kühler Wind und sie zog sich den Schal enger um den Hals. Die Mütze sass tief und sie rückte sie sicherheitshalber noch einmal zurecht. Die Gassen waren ihr zugleich vertraut wie auch fremd. Aus einem früheren Leben. So fühlte es sich mittlerweile für sie an.
Von weitem konnte sie schon das kleine Haus erblicken, das einmal ihr zu Hause war. Sie konnte den Duft von frischem Brot bereits erahnen noch ehe sie ihn wirklich roch. Sie lehnte sich an den nahegelegenen Baum und beobachtete das Treiben im Haus. In der Küche brannte Licht und sie konnte sich selbst dabei zusehen, wie sie das Gulasch umrührte. Hätte sie an diesem Abend doch irgendein anderes Gericht gekocht. Dann hätte er nicht noch einmal raus müssen. Nun spielte dies aber keine Rolle mehr.
Sie blickte auf ihre Uhr und da sah sie ihn, pünktlich. Er tratt zu ihrem vergangenen ich ans Fenster und erhielt die Anweisung Rotwein für das Gulasch zu kaufen. Noch heute 50 Jahre später, ärgerte sie sich darüber, dass sie nicht einfach auf den Wein verzichtet hatte.
Sie konnte sich daran erinnern, wie er sie ausgelacht hatte, so etwas Wichtiges vergass man doch nicht, Gulasch wurde schliesslich immer mit Wein gekocht. Er zog Schuhe und Jacke an, wickelte sich seinen Schal um den Hals und setzte dazu seine gelbe Mütze auf.
«Bis nachher, Liebes!» war das Letzte, dass sie damals von ihm gehört hatte.
Doch heute wollte sie mehr. Obwohl sie wusste, dass es gefährlich war Dinge in der Vergangenheit zu ändern, wollte sie sich heute dem widersetzen. Sie hatte die letzten 50 Jahre ohne ihn gelebt und sie hatte ihn so sehr vermisst, die Momente, die sie nicht mehr haben konnten, dass sie sich heute dazu entschlossen hatte, dem ein Ende zu setzen und sich ihr Leben mit ihm zurück zu holen.
Sie folgte ihm durch die dunkle Strasse, der kleine Laden war nur etwa 10 Minuten von ihrem zu Hause entfernt. Sie hatte sich die Worte bereits zurechtgelegt und wartete nur noch auf den richtigen Augenblick. Er summte vor sich hin und merkte nicht, wie sie ihm immer näherkam. Die Kreuzung lag vor ihnen, die Fussgänger Ampel leuchtete Rot und er hielt an und wartete.
Da war er, der Moment der über ihr weiteres Leben entschied. Sollte sie es heute tun? War sie mutig genug mit den Konsequenzen zu leben? Die letzten Jahre komplett auszulöschen?
«Entschuldigen Sie…» fing sie an und als er sich umdrehte und sie anblickte wusste sie augenblicklich «Ja, es war es Wert alles aufzugeben, um wieder mit ihm zusammen zu sein.» «Ja?» er sah sie fragend an und da merkte sie, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. «Ich habe mich etwas verirrt, können Sie mir sagen, wie ich zum Eiffelturm komme?» Er blickte sie seinerseits irritiert an, denn diese Frage hatte sie ihm vor Jahren schon einmal gestellt.
Damals als sie sich kennen gelernt hatten. Selina war als Studentin in Paris und hatte sich vorgenommen an nur einem Nachmittag alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Doch sie wuchs in einem kleinen Dorf auf und war sich das Fahren mit der Metro nicht gewöhnt. So geschah es schnell, dass sie in die falsche Metro stieg und prompt vom Eiffelturm weg statt hinfuhr. So entschloss sie zu Fuss dorthin zu gelangen und lief auf eigene Faust durch die Stadt. Doch Paris war grösser als gedacht und Selina fing an sich zu ärgern. Sie drehte sich abrupt um und wollte wieder zurück zu einem Metroeingang stampfen, als sie geradewegs in ihn hineinstolperte. «Entschuldigen Sie, ich habe mich etwas verirrt, können Sie mir sagen, wie ich zum Eiffelturm komme?» Sein Lächeln verzauberte sie schon damals auf Anhieb und sie war froh, dass sie sich verirrt und dabei ihn gefunden hatte. Schnell kamen Sie ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er Kunststudent war und selbst das erste Mal in Paris. Sie beschlossen gemeinsam nach dem Eiffelturm zu suchen und verbrachten schlussendlich den ganzen Nachmittag gemeinsam in einem barocken Café.
Er musste wohl selbst gerade an diese Erinnerung denken, denn sein Blick wurde etwas glasig ehe er sich räusperte und anfing ihr den Weg zu erklären. Sie tat so als würde sie es nicht verstehen und zog ihn etwas weiter von der Strasse fort. Die Ampel sprang auf Grün, er bemerkte es, doch Selina setzte gleich zu einer weiteren Frage an und hielt ihn unwillkürlich am Ärmel seiner Jacke fest. Er sah auf ihre Hand und sie merkte, dass ihm dies unangenehm war.
«Ich sollte jetzt gehen, meine Frau wartet auf den Wein wissen Sie. Gehen Sie einfach in diese Richtung, immer der Nase nach, dann Links und Sie sehen den Eiffelturm bereits.» Er wandte sich um und genau in diesem Moment fuhr der Lastwagen mit quietschenden Bremsen über Rot und kam am Ende der Strasse schleudernd zum Stehen. Sofort rannten einige Passanten zum Fahrer. Er war stocksteif stehen geblieben und konnte nicht glauben was er da gesehen hatte. Er hätte tatsächlich überfahren werden können! Wäre da nicht diese mysteriöse ältere Frau gewesen, die ihn nach dem Weg gefragt hatte. Er drehte sich um, wollte ihr gerade sagen wie unfassbar dieser Moment war, als er auch schon sah, dass da niemand mehr war.
Selina hatte sich in eine Seitengasse zurückgezogen und konnte ihr klopfendes Herz kaum beruhigen. Sie konnte es nicht glauben, sie hatte tatsächlich die Vergangenheit verändert, was würde nun geschehen? Sie spähte noch einmal zur Strasse und sah, wie er gemeinsam mit ein paar Anderen zum Fahrer des Lastwagens eilte. Der Lastwagen Fahrer hiess Lou, dies wusste Selina nur, weil sie ihm damals vor Gericht gegenübertreten und sich seine Entschuldigungen immer wieder anhören musste. Doch sie konnte ihm niemals wirklich verzeihen. Fakt war, er fuhr damals betrunken über Rot und löschte die Liebe ihres Lebens aus.
Doch heute hatte sie dies ungeschehen gemacht, sie wusste, dass er zu ihr nach Hause eilen würde. Er würde ihr von diesem unglaublichen Moment erzählen, sie würden sich umarmen und sie würde ihm endlich sagen können, wie sehr sie ihn liebte.
Sie schloss die Augen, lächelte und fühlte wie sie sich langsam auflöste, ihre Hände wurden durchsichtig und die letzten 50 Jahre ihres Lebens lösten sich in Luft auf.
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