Meine erste richtige einmonatige Backpackertour ging 2004 durch Thailand – damals war ich 20 Jahre alt und angehende Studentin.
Für vier Wochen hatte ich 500 Euro zur Verfügung.
Wir haben in den billigsten Unterkünften gehaust, das billigste Essen gekauft und die billigsten Formen der öffentlichen Verkehrsmittel genutzt.
Seitdem sind 10 Jahre vergangen.
Die meiste Zeit zwischen dann und jetzt bin ich immer günstig gereist – on a Budget sozusagen.
Immer mit der Frage:
Wie kann ich Geld sparen und trotzdem viel Spaß unterwegs haben ohne ein nerviger Pfennigfuchser mit Rucksack auf dem Rücken zu sein?
Die Zeiten haben sich sehr geändert in den letzten zwei Jahren.
Ich habe mich verändert, mein Leben hat sich verändert, meine Art zu reisen hat sich verändert.
Mittlerweile bin ich 30 Jahre alt und ortsunabhängig selbständig mit mehreren Online Unternehmen (u.a. Blog Camp und Transit Media) von überall wo es Internet gibt. Ich habe ein sehr gutes monatliches Einkommen.
Ich muss mir kein Geld mehr für eine Reise ansparen – ich packe meinen Rucksack wann ich will und starte einfach, denn als digitale Nomadin verdiene ich Geld auch wenn ich unterwegs bin.
Ich reise nicht mehr nur um zu reisen, sondern um unterwegs produktiv zu arbeiten und Orte dabei tiefer kennen zu lernen.
Ich genieße etwas mehr Annehmlichkeiten.
Ich selbst kann mir nicht mehr vormachen ein klassischer Backpacker zu sein.
Doch wo hört der Begriff auf?
Warum ich nicht mehr eine klassische Backpackerin bin:
- Mein Reisebudget unterwegs ist nicht mehr limitiert und hat sich im Schnitt verdrei- oder vierfacht seit meinen Anfängen vor 10 Jahren.
- Ich habe keine große Lust mehr in Hosteldorms zu schlafen und mir immer die günstigste Unterkunft zu suchen um in abgerockten Betten zu schlafen. Hier und da lass ich mir auch gern ein schönes Hotel raus.
- Mich langweilt es bis zum letzten Pfennig Verkäufer runterzuhandeln.
- Mir ist Ernährung und gutes Essen auch unterwegs sehr wichtig, daher gebe ich gern mehr Geld dafür aus.
- Ich nehme öfter Taxis vor Ort und fliege von A nach B, statt öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.
- Ich gebe mehr Geld für Flüge aus, die zu menschlicheren Zeiten fliegen als 6 Uhr morgens.
- Ich gönne mir unterwegs mehr Dinge: Einen coolen Ausflug, Yogastunden, Auto mieten…
- Ich suche mir die Länder nicht mehr danach aus, wie günstig sie zu bereisen sind.
- Und: Ich gehe auf die 31. zu! Pah!
Warum ich trotzdem noch Backpackerin bin:
- Ich reise auch jetzt immer mit einem kleinen Rucksack.
- Mir ist ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis immer noch wichtig (doch wem ist das nicht?!).
- Ich reise immer noch individuell und unabhängig.
- Ich liebe Hostels und den sozialen Aspekt, den sie bieten. Bevorzuge aber dabei nun Einzel- bzw. Doppelzimmer und entscheide mich oft für das schönere statt günstigere.
- Ich esse immer gern in kleinen, einheimischen, günstigen Restaurants – lege aber mehr Wert auf die Qualität des Essens.
- Wenn ich stundenlang an Grenzen zwischen zwei Ländern abhängen muss, kein Problem.
- Wenn der einzige Platz im Bus auf dem Dach ist, nehme ich den.
- Wenn ich merke dass ich abgezockt werde, shoppe ich nach besseren Preisen.
- Wenn es die bessere Option ist statt zu fliegen einen 20-stündigen Nachtbus zu nehmen von A nach B, jammere ich nicht rum, sondern hau mich rein.
- Ich hänge immer noch gern mit anderen Backpackern ab. Aber fett Party brauch ich nicht mehr.
Mir geht es nicht mehr nur um günstiges Reisen, sondern um einfach meine Reisen so zu gestalten, wie ich sie will. Mit einem Rucksack auf dem Rücken.
Und mit der Absicht die schönstmöglichen Erfahrungen zu haben und die Freiheit des Reisens zu genießen.
Ja, ich bin bequemer geworden und habe mittlerweile die Kohle, es mir leisten zu können.
Es macht mir nichts mehr aus Geld auszugeben. Das ist wohl die Essenz des Ganzen.
Die günstigsten Optionen sind einfach nicht mehr die besten Optionen für mich.
Hinzugekommen ist auch, dass ich unterwegs täglich arbeite.
Das lässt sich nicht so gut in Mehrbettzimmern und vollen, lauten Hostels – ich brauche meinen eigenen Space, guten Schlaf, mehr Privatsphäre und einen Rückzugsort nur für mich. Ich brauche mehr Ruhe und sehne mich nach spirituellen Erfahrungen unterwegs.
Ich weiß einfach heutzutage auch viel mehr was ich von meinen Reisen möchte und was mir gut tut – und dass es manchmal etwas mehr kostet das zu erreichen.
Das heißt aber gleichzeitig auch nicht, dass ich immer die teurere Option wähle, nur weil ich nun das Geld habe. Ein teurerer Preis heißt nicht immer unbedingt, dass die Erfahrung deswegen besser ist.
Es heißt auch nicht, dass ich von meinem hohen Roß diejenigen verurteile, die wenig Geld für ihre Reisen zur Verfügung haben und jeden Cent umdrehen müssen. I’ve been there, Leute, und so ist das halt nun mal.
Doch hoffe ich dabei, dass, wenn du dazu gehörst, du trotzdem die für dich besten und schönsten Erfahrungen aus deinen Reisen holen kannst.
Bin ich nun also Flashpacker?
Keine Ahnung was ich bin. Ich würde gern ein neues Wort dafür erfinden. Oder auch nicht.
Eigentlich ja auch wirklich scheißegal.
Ich will einfach nur weiterhin das tun, was mich glücklich macht – reisen und meine Freiheit dabei genießen.
Mit meinem Rucksack auf dem Rücken.