Die Würze des Raren: Meerkatzenkaffee

Da ist mir doch eine Handvoll Meerkatzenkaffee zugelaufen. Es handelt sich um den teuersten Kaffee der Welt, der bei uns mit einigen hundert Euro pro Kilogramm gehandelt wird. Er kommt gemeinhin aus Indonesien, das heisst aus Sumatra oder Java und wird Kopi Luwak genannt.  Die Meerkatzen gehören zu den Schleichkatzen, was allerdings verwirren kann, handelt es sich doch um eine Primatenart die mit Katzen erst einmal nicht viel gemein hat.  Was in Indonesien der Kopi Luwak ist, heißt auf den Philippinen Kape alamid, in Vietnam ca phe chom und es sind nicht immer Meerkatzen die diesen Job erledigen. In Indien sind es Resusaffen, in Teilen Südostasiens eine kleine Rotwildart, die Muntjac Hirsche, die reife Kaffeekirschen fressen und den unverdaulichen Samen, die Kaffeebohne, wieder ausscheiden. Die ausgeschiedenen Kaffeebohnen werden gereinigt und zu Kaffee verarbeitet.Allerdings hat nur der Kopi Luwak, der in Kaffeeplantagen wild lebenden Meerkatzen, eine wirtschaftliche Bedeutung. Da es sich bei der Weltproduktion nur um wenige Tonnen handeln dürfte, ist der Preis immens. Der hohe Preis wiederum verführt dazu die Meerkatzen in Gehege zu sperren und zwangsweise mit Kaffeekirschen zu füttern um den Ertrag zu steigern und die Ernte zu erleichtern. Aufgrund der Mangelernährung ist die Lebenserwartung dieser Tiere sehr gering, was am Ende wieder zu einer Verknappung des Angebotes führt. Ohne Meerkatzen keine Kopi Luwak.  Man geht davon aus, das enzymatische Prozesse im Verdauungstrakt der Meerkatzen dem Kaffee seine besondere Note geben. Der Kopi Luwak soll über einen schweren Körper, geringe Säure und wenig Bitternis verfügen. Mittlerweile versucht man das Verfahren chemisch, ohne Beteiligung von Tieren zu imitieren. 
Um den Kaffee zu testen wurde mir geraten, die French Press Methode anzuwenden. Der Kaffee wird dafür relativ grob gemahlen, mit ehemals kochendem Wasser aufgegossen, drei bis vier Minuten ziehen gelassen und mittels Presssieb das Gebräu vom Kaffeesatz getrennt. Da ich meinen Kaffee aber grundsätzlich nur aus einer Espressomaschine trinke habe ich mich in diesem Fall für den vertrauten Weg entschieden. Um ein Referenz zu haben, habe ich neben dem Kopi Luwak noch einen Assagay und einen handelsüblichen Markenespresso verwendet.
Die Würze des Raren: Meerkatzenkaffee
Hier ist er:Meerkatzenkaffee aus Sumatra. Sehr dunkel geröstet und eine undefinierte Mischung aus Arabica- und Robustabohnen, da sich die Meerkatzen in dieser gemischten Plantage nicht vorschreiben lassen, welche Sorten an Kaffeekirschen zu verzehren sind.
Die Würze des Raren: Meerkatzenkaffee
Als Referenz:Ebenfalls sehr dunkel gerösteter Assagay Kaffee aus  Durban in Südafrika. Auch hier werden keine Angaben über die Bohnensorte gemacht.
Die Würze des Raren: Meerkatzenkaffee
Europäischer Markenkaffee:Eine klassische Lavazza Mischung für den Massenmarkt. Meist ein Mix aus Robusta und Arabica Sorten unterschiedlicher Anbaugebiete. An der helleren Farbe ist die mildere Röstung deutlich zu erkennen.
Die Würze des Raren: Meerkatzenkaffee
Alle Sorten auf einen Blick: Von links nach rechts, Meerkatze, Assagay, und Lavazza.
Die Würze des Raren: Meerkatzenkaffee
Und noch einmal: Alle Sorten gemahlen. Sie alle duften sehr angenehm nach frisch gemahlenem Kaffee. Aus der Reihe sticht der Assagay mit seinem schon an "verbrannt" erinnernden Aroma. 
Die Würze des Raren: Meerkatzenkaffee
Jeweils sieben Gramm Kaffee als Espresso gezogen. Der rechte Lavazza Caffe Crema hat die deutlichste Crema, was nicht anders zu erwarten war. Schließlich  ist seine Sortierung extra darauf abgestellt. Ich werde an dieser Stelle nicht versuchen die Kaffeearomen zu beschreiben. Alle drei sind gut genießbar. Meine beiden Referenzsorten schmecken wie erwartet. Der dunkel geröstete Assagay ist etwas bitterer als der milde Lavazza. Und tatsächlich unterscheidet sich der ebenfalls dunkel geröstete Kopi Luwak Meerkatzenkaffee deutlich von den beiden anderen Sorten. Er ist kaum bitter und hat so gut wie keine Säure. Nach mehreren Versuchen bleibt dieser absolute Mangel an Säure als deutlichstes Merkmal des Meerkatzenkaffee haften. Das gefällt und lässt mich glauben, dass an der enzymatischen Reaktion im Verdauungstrakt der Meerkatze etwas dran sein muß. Ob das den Preis rechtfertigt, darf jeder für sich selbst beantworten. Ich bevorzuge einen Fair Trade Kaffee, der gar nicht sortenrein sein muß. Wichtiger ist mir eine gute Crema, ein dichtes, würziges Aroma ohne viele Bitterstoffe und eine ausgewogene Säure.
Links zum Thema:  Bilder zum Meerkatzenkaffee
                              University of Guelph

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