Die Würde...

Die Würde...Die Würde...

Was ist Würde?

Letzthin an einem Trommelabend vergassen wir das Trommeln, weil wir uns dem Thema Würde widmeten. Es erstaunt zuweilen, wie wenig wir uns mit bekannten Begriffen auseinander setzen und eigentlich nur wenig davon in Worte fassen können. So hat es wieder einmal Spass gemacht, mit lieben Menschen am Tisch ein Thema wie die Würde zu diskutieren.

Der deutsche Wortstamm ist mit dem Wert verwandt und bezeichnet eine Bewertung. Damit ist von vornherein klar: Würde wird attestiert von aussen.
Der Blick von innen her hat uns interessiert: wie ist jemand, den man würdevoll, würdig oder in Würde lebend bezeichnet?

In Würde leben und sterben

Aus aktuellem Betätigungsfeld der Schamanenstube nehmen wir den Ausdruck "in Würde sterben" gleich als erstes unter die Lupe.
Würde ist hier die Bewertung von aussen, wie ein Mensch stirbt. Damit wird das "in" eigentlich widersinnig, denn der sterbende Mensch ist gar nicht fähig, seinen Zustand als würdevoll zu bezeichnen. Vielmehr mag dieser Ausdruck ein Trost für die Hinterbleibenden oder die Pflegekräfte sein.
Etwas negativ geprägt in dieser Hinsicht möchten wir sagen: das ist ein guter Verkaufsslogan für Altersheime und andere Institutionen. Mit dem Menschen selbst hat das noch nicht viel zu tun.

Die Würde Wirkung

Es bleibt der Fokus von aussen, wenn es um die Bewertung der Würde geht. Wie ist ein Mensch, der Würde hat? - Warum wirkt er so?
Mögliche Ansätze liegen im empfundenen Selbstwert der würdevollen Person. Ein Selbstwert, der sich im Aussen zeigt und Wirkung tut. Nennt man jemand würdevoll in seiner Art, so kann man sich getrost von ihm entfernen. Denn er kommt alleine klar und hat es gut.
Doch es gut zu haben, reicht nicht. Es ist etwas anderes darunter, was ein Schulthema unserer Ausbildungen stark berührt: die Nobless. Nicht gegen aussen gezeigt, um Aufmerksamkeit zu erregen, sondern für sich selbst gelebt. Ein Mensch, der sorgfältig, ja fast liebevoll eine Zwiebel schält, ein Stück Käse auf das Schneidbrett drapiert und ein Stück Brot dazu legt, kann für sich alleine sein Essen würdigen und damit sich selbst würdigen. Er ist also im Tun, in der Bewegung für sich selbst. Das Gefühl der Ehre, der Ruhe und Schönheit macht sich in ihm breit. Ganz für sich allein.

Selbstwert - Selbstwürde

Man hat oft das Gefühl, Selbstwert habe man. Die Schamanenstube sagt: Selbstwert tut man. Und wie alles, was man tut, beruht auch dieses Selbstwürde-Tun auf der Basis von Gefühlen, die im Moment vorherrschen. Der Ansatz einer Therapie ist es deshalb oft, nicht länger auf den Selbstwert zu warten, sondern Menschen ins Jetzt zu bringen und jetzt etwas für sich zu tun. Sei es eine liebevolle Körperpflege, der Kauf eines Kleidungsstücks, das einem gefällt oder das Schenken, Geben an andere. Es geschieht während dem Tun, nicht davor, nicht danach.
Die Erinnerung an einen Akt der Ehre für sich selbst oder andere wirkt ganz anders: da reicht das Gefühlsspektrum von Scham bis zum Stolz. Das ist dann wieder die Bewertung der Würde von aussen gesehen. Je mehr aber davon getan wird, je mehr wächst der Selbstwert und hält sich.

Wir verraten wieder einmal unsere Erfahrungen und andere kopieren das? - Das wäre ja schön. V.a. wenn Kopierer verstehen würden, was Würde sein würde.

Die Würde...

Würde und Schutz

Im sozialen Umfeld führt die Attestierung von Würde gleichzeitig zu einer Form von Schutz: der Unantastbarkeit. Man wendet sich ab, weil alles in Ordnung ist. Die Natur ist in erster Linie auf das Überleben getrimmt. So ist jemand mit Würde keine Bedrohung und kann in Ruhe gelassen werden.
Gelebte Kraft im Innern, aus dem Innern und für das eigene Wohl oder das anderer ist automatisch ein Schutz. Aber ein Schutz, der nicht auf Aggression hofft, sich nicht darauf vorbereitet, angegriffen zu werden. Sondern einer, der sich in die Natur eingliedert. Die Bedürfnisse der Umwelt und seiner selbst miteinbezieht: das Bedürfnis nach Sicherheit.
Doch da ist noch mehr: innerlich gelebte und bewegte Kraft in einem Gefühl der Wahrnehmung für sich selbst ändert die Beziehung für alles, was im Aussen ist. Man wird Teil dessen, was einen umgibt, wirkt mit, bewegt mit und bleibt bei sich selbst dabei. Getreu nach unserem egoistischen Ansatz: meine Kraft bleibt bei mir.

Der Wert des Menschen

Die Würde ist eine Bewertung einer Lebenswahrnehmung. Diese Bewertung kann die Würde gar nicht empfinden. Die Wirkung dieser Bewertung führt zu einer ähnlichen Reaktion wie: "der ist harmlos", oder "mit dem kann man zusammen arbeiten".
Der Wert eines Menschen, wie er sich innerlich fühlt, hinge prinzipiell nicht von dieser äusserlichen Bewertung ab, würden nicht Ethik, Moral, Gewissen und Tabus direkten Einfluss nehmen auf die eigene Geistwelt. Der Mensch kann auch alleine seine Würde in sich leben, sich darin bewegen und die Welt als schön empfinden. Weil er sie schön lebt.

Die Diskussion musste leider früh beendet werden, da der Trommelabend beendet werden musste. Schade. Wir sahen in den Augen einiger, dass sie genau wussten, es wird wieder länger gehen, da man sich wieder in so einem Rahmen trifft.
Auf bald.


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