Kindle Edition: 6,99 €
Gebundene Ausgabe: 14,95 €
Broschiert: 7,99 €
Der 10jährige Lion lebt mit seinem Vater in einem kleinen, großteils verlassenen, Dorf. Er beobachtet stundenlang die Seeadler, die frei und wild durch die Lüfte fliegen, während er am Boden verharren muss, unfähig ihnen zu folgen. Bei ihnen findet er Trost und Halt, wenn sein Vater sich immer öfter in den schwarzen König verwandelt.
Eines Tages, als sein Vater längst mehr als nur einen Schritt zu weit gegangen ist, flüchtet sich Lion in den Wald zu den Adlern. Dort lernt der kleine Junge, dass das Leben draußen im Wald hart und einsam ist. Doch dann beschließt er eine Reise anzutreten. Nach Berlin. Denn dort befindet sich die weiße Königin mit all ihren wunderbaren Worten, nach denen er sich so sehr sehnt.
Der Protagonist Lion hat mein Herz im Sturm erobert. Der kleine Junge, der so viel durchleben und vor allem durchleiden musste. Mit dem Thema, das Antonia Michaelis in diesem Buch behandelt, hat sie mir vor Augen geführt, was draußen in der Welt nur allzu oft geschieht.
Kinder, die als Prügelknaben für ihre Eltern herhalten müssen. Kinder, die geschlagen und bestraft werden, weil die Eltern ihr eigenes Leben nicht im Griff haben. Kinder, die leiden müssen, weil ihr Eltern nicht mit ihren Problemen zurecht kommen. Kinder, die eingesperrt werden, weil die Eltern nicht wissen wohin mit ihrer Wut und dem Hass auf die Welt und auch auf sich selbst.
Lion ist ein solches Kind. Ein Kind das vom eigenen Vater misshandelt wird.
Das, was dieses Kind erlebt hat, sollte keinem Kind auf der ganzen Welt widerfahren und doch passiert es viel zu oft.
Es ist absolut berührend und herzergreifend wie Antonia Michaelis die Geschichte von Lion erzählt. Wie sie die richtigen Worte dafür findet, um zu beschreiben was er fühlt, denkt und wie er handelt. Gleichzeitig erkennt man als Leser, dass für Lion vor allem die Worte und Geschichten, die er in dieser Kirche hört, beinahe schon Lebensretter sind. Er möchte sie wiederfinden, um glücklich zu sein und damit beginnt seine Reise. Die Flucht vor dem alten Leben und der Beginn von einem großen Abenteuer.
Mehrmals hatte ich Tränen in den Augen, denn das, was der 10jährige Junge erlebt, sollte wirklich kein Kind erleben. Gleichzeitig jedoch habe ich, während ich das Buch gelesen habe, nie so richtig das Gefühl gehabt, dass das alles falsch ist. Sondern durch die wunderbaren Worte der Autorin habe ich festgestellt, dass es wohl auch so sein musste, um zu dem Ende zu kommen, das das Buch auch hatte.
Auf seiner Reiser zur weißen Königin durchlebt Lion einiges und dabei verschwimmen oftmals die Grenzen zwischen Realität und Fantasie. Doch nur dadurch oder wohl eher deshalb, überlebt der Junge. Mit Hilfe dieser Fantasie, kann er all das, was er erlebt hat, auch überleben. Er wird stärker, ist leider aber auch viel schneller erwachsen geworden, als es ein 10jähriger sollte. Die Worte, an die er sich erinnert, geben ihm Kraft und die Fantasie schützt ihn davor, zusammen zu brechen.
Der Erzählstil und die Schreibweise sind einfach so fesselnd, dass ich mich zu jeder Zeit so gefühlt habe, als würde ich gemeinsam mit Lion all den Schrecken aber auch das Schöne durchleben. Und gerade diese Tatsache lässt mich das Buch nur noch mehr zu schätzen wissen.
Das Einzige, das mich ein klein wenig gestört hat, war das Ende. SPOILER [ Es ging mir einfach zu glatt auf. Natürlich habe ich mir ein schönes Ende für Lion gewünscht, gleichzeitig hatte ich aber nicht wirklich die Hoffnung, dass es das auch tatsächlich geben wird. Es war mir einfach zu märchenhaft a la “…und sie lebten glücklich…” Dass es sich wirklich so entwickelt hat, hat mir zwar die Tränen in die Augen getrieben aber irgendwie war mir das einfach zu unrealistisch. Denn, wann geht eine solche Geschichte tatsächlich so gut aus? ] SPOILER ENDE.