Die WM in Brasilien kostete DFB 22 Millionen Euro!!!

Von Gerd Bewersdorff @derallrounder

Die WM 2014 war für den DFB das bislang teuerste Turnier. Ohne das Finale hätte der Verband sogar Minus gemacht. Der Schatzmeister ärgert sich über die Fifa. Lesen Sie, wofür das Geld ausgegeben wurde.

Logo der Deutschen Fußballnationalmannschaft mit Adler, seit der WM 1990 in Verwendung. Die vier Meistersterne repräsentieren die Weltmeistertitel von 1954, 1974, 1990 und 2014. Bild wikipedia


Zwei Wochen ist das Finale von Rio de Janeiro nun her, das die deutsche Mannschaft 1:0 gegen die Südamerikaner gewann. Die Euphorie ist mittlerweile einer tiefen Zufriedenheit gewichen, die Weltmeister strecken derzeit die müden Beine unter zumeist südlicher Sonne aus. Auch das Fischerdörfchen Santo André im brasilianischen Bundesstaat Bahia hat sich wieder in das verwandelt, was es vor der Weltmeisterschaft war: ein wunderschönes, verschlafenes Idyll.
Für einen Monat war das 800-Seelen-Dorf im Fokus der Fußballfans. Als Heimat der DFB-Auswahl wurde es bewacht von Soldaten und bevölkert von Reportern. Das "Campo Bahia" war wohl das berühmteste Quartier aller WM-Teilnehmer. Nun stehen die eben noch verrammelten Tore offen: Für 349 Euro pro Nacht und Doppelzimmer kann dort übernachtet werden, wo einst Schweinsteiger und Podolski schliefen.

25 Fahrräder versteigert
Die Weltmeister haben Santo André etwas Wertvolles hinterlassen: Ihre Fahrräder und Helme, mit denen sie gelegentlich durch die Gegend radelten – inklusive der Namenszüge auf dem hochwertigen Equipment. Die 25 Bikes und die Sicherheitsausrüstung im Gesamtwert von 25.000 Euro werden derzeit vor Ort versteigert, der Gewinn kommt der lokalen Grundschule zugute.
Die gute Geste macht nicht nur moralisch Sinn, sondern auch wirtschaftlich, denn ein Rücktransport wäre teuer geworden. Es war schon kostspielig genug, die Räder sowie Tausende anderer Ausrüstungsgegenstände über den Ozean zu befördern – teils in Schiffen, teils in Flugzeugen. Die WM in Brasilien war für den DFB das teuerste Turnier bislang. Rund 22 Millionen Euro beträgt der Sonderetat, den DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel zusammen mit DFB-Manager Oliver Bierhoff und Büroleiter Georg Belau aufgestellt hat. Damit war das Budget rund drei Millionen höher als bei der WM 2010 in Südafrika. Als Prämie für den Titelgewinn schüttete der Weltverband Fifa 25,7 Millionen Euro aus.
Das Plus von knapp vier Millionen Euro muss der Verband mit der Liga teilen. Am Ende steht also ein Gewinn von kaum zwei Millionen Euro für den DFB. Der wäre noch geringer ausgefallen, wenn das Endspiel verloren gegangen wäre. Der Zweite bekommt nur noch 18,3 Millionen Euro. Zwar wären in diesem Fall auch die Spielerprämien halbiert worden, doch übriggeblieben wäre kaum etwas. Hätte die Elf von Joachim Löw es nicht bis ins Finale geschafft, hätten die Ausgaben die Einnahmen überstiegen.
Schatzmeister hält Fifa-Ausschüttungen für zu gering
"Auch im Falle eines zweiten Platzes hätten wir einen kleinen Gewinn gemacht. Aber ich halte die Ausschüttungen der Fifa für Endrundenteilnehmer trotzdem für nicht angemessen. Wer vor Ort eine professionelle Organisation schafft und seinen Beitrag zum Erfolg des Turniers leistet, der muss auch wirtschaftlich entsprechend beteiligt werden", kritisiert Schatzmeister Grindel.
Für den Dompteur der Finanzen war die Reise nach Brasilien ein Drahtseilakt. Natürlich wollte der Verband seinen Elitekickern den bestmöglichen Komfort bieten, gleichzeitig aber auch die Kosten im Rahmen halten. "Wir haben nicht geprasst, sondern sehr genau gerechnet und kalkuliert. Brasilien ist allein aufgrund seiner Größe ein teurer Ort mit erheblichen logistischen Anforderungen", sagte Grindel.
Die drei größten Posten waren die Miete für das "Campo Bahia", die Charterflüge zu den Spielorten und die Hotelkosten dort. Letztere haben sich quasi verdoppelt, weil der DFB-Tross wegen der frühen Anstoßzeiten zwei Tage vorher angereist sind. Zudem wurde oft eine Nacht mehr gebucht für den Fall, dass der Rückflug der Mannschaft sich verzögert.

"Hohe logistische Aufwendungen"
Dazu kommen Ausgaben für Ärzte, Physiotherapeuten, Sicherheitskräfte und andere Mitarbeiter, die auf Honorarbasis im Betreuerstab arbeiten. "Außerdem entstanden im Vorfeld Kosten für die Quartiersuche, die Flüge zur Auslosung, zum Teamworkshop, das Trainingslager in Südtirol. Wir mussten hohe logistische Aufwendungen stemmen, um Material nach Brasilien zu bringen, haben vor Ort am Aufbau der IT-Struktur mitgewirkt, Trainingsbedingungen geschaffen, ein Medienzentrum aufgebaut. Wir hatten Kosten für die Fanbetreuung sowie die Versicherung der Spieler und Mitarbeiter", erklärte Grindel.
Am meisten Freude bereitete ihm die finale Auszahlung an das Team. "Rund neun Millionen Euro haben wir an Prämien für die Mannschaft und das Trainerteam ausgeschüttet", sagte der Schatzmeister.
300.000 Euro hat jeder der 23 Spieler bekommen – auch die, die nicht zum Einsatz kamen. Zu diesen 6,9 Millionen kommen rund zwei Millionen Euro Prämien für den Bundestrainer und seine Assistenten. Den verbliebenen Gewinn von zwei Millionen Euro will der DFB laut Grindel in den "ideellen Bereich" investieren, "denkbar wären zum Beispiel Maßnahmen wie unsere Kampagne für den Amateurfußball".

Rekordeinnahmen von 2010 überboten
Der wahre Gewinner der Weltmeisterschaft ist die Fifa. Die Gesamteinnahmen aus der WM belaufen sich auf umgerechnet 3,3 Milliarden Euro, davon verbleiben dem Weltverband etwa 1,6 Milliarden Euro als Gewinn. Die Rekordeinnahmen von der WM 2010 von 3,0 Milliarden Euro wurden überboten. Die Ausschüttungen der Fifa sind vergleichsweise gering: 425 Millionen Euro werden als WM-Prämien ausgezahlt. Die Vereine bekommen für Spielerabstellungen seit 2012 insgesamt 125 Millionen Euro. 148 Millionen Euro werden an die 209 Mitgliedsverbände ausgeschüttet. Der Rest wandert aufs Festgeldkonto der Fifa.
Und der Verlierer? Der heißt vermutlich Brasilien. Noch hoffen die Südamerikaner auf langfristige Effekte durch Tourismus und verbesserte Wirtschaftsbeziehungen dank der WM. Doch die Kosten sind schon jetzt immens für das Schwellenland. 8,1 Milliarden Euro musste Brasilien in die Infrastruktur investieren. Geld, das in Straßen gut angelegt sein mag; in Stadien im Regenwald von Manaus oder der Hauptstadt Brasilia, wo weder Erst- noch Zweitligavereine spielen, aber eher nicht.
Da die Fifa all ihre Einnahmen aus der WM steuerfrei aus dem Land schaffen darf, fällt eine große Einnahmequelle weg. Nur einen Gastgeberbonus von 74 Millionen Euro zahlt die Fifa an Brasilien. Wie bei den vergangenen Turnieren dürfte der Reinerlös für die Fifa Hunderte Millionen Euro betragen. Nicht schlecht für eine Non-Profit-Organisation.

Fazit
Was die Fifa da macht, ist indiskutabel und einer Fußballorganisation unwürdig. Schwellenländer wie 2010 Südafrika und jetzt Brasilien, in denen viele Millionen Menschen in Armut leben und in denen es u. a. an Gesundheitsversorung und Bildungsmöglichkeiten mangelt, gehen mit Bauruinen und Verlust aus einer WM, aber die Fifa macht 1,6 Milliarden Euro Gewinn. Das schreit doch zum Himmel. Und dass die Ausschüttung an die teilnehmenden Teams so niedrig ist, kann auch nicht sein.

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