Ladies & Gentlemen,
Während am Sonntag in Deutschland mit wachsender Begeisterung der Sieg bei der Fußball-WM gegen den Erzrivalen England (4 : 1) gefeiert worden war, fand in Toronto die «Wirtschafts-Weltmeisterschaft» der G8 / G20 - Nationen statt.
Mit fulminanten Ergebnissen konnte die Runde der wichtigsten Industriestaaten der Welt erwartungsgemäß nicht aufwarten. Merkel konnte sich durchsetzen gegenüber der Vorstellung Obamas, welcher eher für maßvolles Sparen eingetreten war, um die Weltkonjunktur nicht abzuwürgen. Merkel und Sarkozy dagegen waren mit Sparplänen im Aktenkoffer nach Toronto gereist. In der Abschlusserklärung des G20-Gipfels in Kanada bekundeten die Staaten, bis 2013 ihre Defizite zu halbieren und ab 2016 mit dem Abzahlen der Schulden beginnen zu wollen.
Diese unverbindliche Absichtserklärung vermag mich ganz und gar nicht zu überzeugen! Das klingt für meine Ohren etwa so, als würde ein Kettenraucher sagen:„Drei Jahre lang rauche ich unvermindert weiter. Aber dann werde ich nur noch halb soviel rauchen.“
Eine klare Absage mußte Merkel bezüglich der geplanten Bankenabgabe oder Finanztransaktionssteuer hinnehmen. In diesem Punkt konnten sich die G20-Länder nicht zu einer gemeinsamen Haltung durchringen.
Wer meinen Blogbeitrag vom 9. Mai 2010 aufmerksam gelesen hat, für den kam dies nicht überraschend. Ich hatte damals geschrieben: (Zitat) Meine Meinung: Bundeskanzlerin Merkel scheint zusammen mit dem kranken Finanzminister Schäuble im Eifer des Gefechtes etwas übersehen zu haben: DAS INTERNET. Was nützt das Regulieren des heimischen Finanzmarktes in Frankfurt, wenn mit einem Mausklick Geschäfte in New York, auf den Cayman Islands, in Dubai, Abu Dhabi, Doha, Hongkong, Singapur oder in Shanghai steuerfrei abgewickelt werden können? Ein kleiner Klick mit der Maus an der richtigen Stelle genügt, um künftig diese geplanten Steuern zu umgehen. - So gesehen, präsentierte sich die deutsche Bundesregierung wieder einmal unglaublich amateurhaft! (Ende des Zitates)
Bundeskanzlerin Merkel will jedoch weiter an einer Bankensteuer für EU-Länder basteln. Sollte dies umgesetzt werden, werden in London wieder die Sektkorken knallen und die Niederlage im Fußball gegen die Deutschen dürfte für die Engländer weniger schmerzlich sein. London wird seine Handelsvorteile ausbauen können, da dort weniger Steuern erhoben werden. Und der Finanzplatz Frankfurt am Main wird weiter an Bedeutung verlieren. -
China war mit seinem klitzekleinen «Gastgeschenk» nach Toronto angereist. Der unterbewertete Yuan war zuvor vom US-Dollar abgekoppelt worden und hatte um lächerliche 0,5 % an Wert gegenüber dem Dollar zugelegt. Obama forderte dagegen eine signifikante Aufwertung des Yuan (längerfristig mindestens 20 %), weil die USA von einer Aufwertung ein geringeres Defizit im Handel mit China und bessere Chancen gegenüber chinesischen Produkten auf dem Weltmarkt erwarten.
In der Tat verbilligte China in der Vergangenheit seine Exporte mit seiner unterbewerteten Währung ganz bewusst, um damit Exportartikel anderer Länder nach und nach aus dem Markt zu drängen. Doch we erwartet, erteilte die chinesische Delegation in Toronto unter Federführung des Direktors der chinesischen Zentralbank, Zhang Tao, einer gewünschten starken Aufwertung des Yuan eine deutliche Absage. Erfahrungsgemäß werden die Kräfte des Marktes dies früher oder später regeln, meint... Peter Broell