Die Welt ist ein Dorf

Von Melanie @carinzil

Dass die Welt ein Dorf ist, ist uns glaub ich allen bewusst. Denkt einmal darüber nach wem ihr schon alles auf euren Reisen begegnet seid. Vielleicht seid ihr aber auch nur in eine andere Stadt gezogen und habt durch Zufall dort jemanden getroffen den ihr von früher gekannt habt.
Ich bin mir sicher, dass fast jeder von euch solche Situationen schon erlebt hat.
Menschen zu treffen, an Orten, wo man sie nicht vermutet.

In der Vergangenheit ist mir das natürlich auch schon öfter passiert.
Nicht unbedingt mit Menschen die ich kannte, aber die ein oder andere “Die Welt ist ein Dorf”-Situation war dennoch dabei.

Wer vermutet schon eine Englische Familie, die in Österreich Urlaub macht und das kleine 1500 Seelen Dorf kennt in dem man wohnt?
Oder auch, wenn ich daran denke, wie oft ich meinen Lehrern in den Ferien entweder am Flughafen oder in den Zielgebieten damals über den Weg gelaufen bin. Letzteres war natürlich nicht wirklich etwas, worüber man sich als Schülerin in den Ferien freut.

Auch während meinen zwei Jahren als Backpacker habe ich zwei Menschen getroffen, die ich zwar nicht direkt kannte, jedoch war ich mit einer mal für ein paar Wochen im selben Musicalverein (sie war zu kurz da, als dass wir uns aneinander erinnern konnten) und einen jungen Mann, dessen Eltern gute Freunde meiner Mutter kannten.

Manchmal gibt es auch Situationen in denen ich dachte “Mensch den kennst du doch irgendwo her”. In meinem zweiten Vertrag auf dem Schiff gab es zum Beispiel einen Theater-Techniker bei dem ich mir sicher war, ihn zu kennen. Auch hier stellte sich heraus, dass wir uns tatsächlich kannten und ebenfalls früher in einer Musical-Gruppe gemeinsam Mitglied waren. Ich auf der Bühne und er im Orchestergraben.

Aber alle oben genannte Geschichten sind Peanuts im Gegensatz zu den “Die Welt ist ein Dorf”-Geschichten, die mir erst vor ein paar Wochen passiert sind.
Wenn ihr jetzt darüber nachdenkt: Wo war ich vor ein paar Wochen? Genau! In der Antarktis!

Hier möchte ich euch von zwei Geschichten erzählen, die belegen wie klein die Welt wirklich ist.

In einem Café in der südlichsten Stadt der Welt

Ushuaia – die südlichste Stadt der Welt

Ich war mit Hurtigruten auf der MS Fram unterwegs meinen Lebenstraum zu erfüllen. Natürlich fahren mehrere Schiffe dort im Süden und ich wußte, dass auch die MS Bremen dazu gehört. Von zwei ehemaligen Kollegen der Reederei bei der ich zur Zeit arbeite, wußte ich, dass sie auf der MS Bremen arbeiten. Mit einer ehemaligen Kollegin scherzte ich noch rum, dass wir uns bestimmt im ewigen Eis mal kreuzen würden.
Das taten wir tatsächlich auch im Neumayer Kanal. Durch Zufall, da wir eine Anlandung nicht machen konnten und zufällig grade auch dort durch fuhren.
Doch damit nicht genug. Als wir nach diesem einmaligen Erlebnis zurück in Ushuaia wieder an die Pier fuhren, schaute ich aus dem Fenster und welches Schiff entdeckte ich direkt neben uns? Die MS Bremen!
Drei Stunden hatten wir Zeit in der Stadt bevor unser Transfer zum Flughafen ging um zurück nach Buenos Aires zu fliegen.
W-Lan gibt es ja bekanntlich in jeder guten Touristen-Information und somit natürlich auch in der südlichsten Stadt der Welt.
Somit schrieb ich die beiden an, ob sie zufällig Pause hätten und Lust auf ein Treffen. Aber ich kenne das Schiffsleben ja und dachte mir schon, dass sie gewiss viel zu tun haben.

Die MS Fram fand ich schon sehr klein. Die MS Bremen ist aber umso kleiner.

Nach einer Weile saß ich mit meiner Mutter in einem total urigen Café als die Nachricht von meiner ehemaligen Kollegin kam dass sie durchaus Pause hätte und so trafen wir uns, zumindest für 30 Minuten in eben diesem Café und plauderten über die Vor- und Nachteile dieser Reedereien und was wir in den letzten Jahren alles erlebt haben.
Wer kann das schon behaupten? Eine ehemalige Kollegin in der südlichsten Stadt der Welt getroffen zu haben?
Die Welt ist ein Dorf!

Die Welt ist ein Bauernhof – der unwirklichste Ort jemanden zu treffen

Die Antarktis. Festland mit Unmengen an Schnee und Eis. Hier gibt es keine Nachbarn und selbst bei einer Expeditionskreuzfahrt ist es selten, dass man auch nur ein anderes Schiff mal zu Gesicht bekommt. Erst recht keine anderen Menschen außer Forscher in den verschiedenen Stationen.
Wir lagen also vor Cuverville Island. Schon am Vormittag war ich auf einer tollen Kajak-Tour und Abends sollte es nach Rónge Island zum Zelten gehen.

Kajak in der Antarktis. Im Hintergrund die Dagmar Aaen

Zu diesem Zeitpunkt war eine Gruppe von Forschern an Bord der MS Fram, die die Antarktis ab dort per Kajak erkunden wollten.
Begleitet wurden sie teilweise von Arved Fuchs.
Dieser lag mit seinem Segelschiff, der Dagma Aaen an diesem Tag eine Bucht weiter und wir bekamen schon beim sogenannten Prelanding Briefing gesagt, dass er an Bord der MS Fram kommen und einen Vortrag halten würde.

Die Dagmar Aaen direkt an der MS Fram gedockt


Den Vortrag bekam ich nicht mit, dafür begab ich mich mit den anderen “Campern” auf Deck 2 der MS Fram und war grade dabei meine Klamotten über mich zu streifen als ich eine Stimme hörte “Also, dass ich DICH hier treffe, hätte ich ja nicht gedacht”.
Ich schaute ungläubig auf uns stehe also vor einem Kollegen mit dem ich vor 6 Jahren in Finnland auf einer Husky-Farm gearbeitet habe und den ich seitdem nie wieder gesehen hatte. Er erklärte mir, dass er seit 3 Jahren für Arved Fuchs arbeite. Eine absolut unwirkliche Situation.

Und jetzt frage ich euch, meine lieben Leser: Die Welt ist KEIN Dorf, sondern ein Bauernhof – oder?

Ich denke, dass ich als Reisende natürlich viele andere Reisende kenne und somit die Chance, sich irgendwo auf der Welt mal wieder zu treffen, natürlich steigt.
Manche Begegnungen sind aber so ungewöhnlich, dass man glaubt im falschen Film zu sein.

Und jetzt zu euch: Habt ihr schon einmal eine solche Situation erlebt? Wenn ja würde ich mich über eure Geschichten in den Kommentaren freuen.