Die Welt in der ich lebe verändert sich

Die Welt in der ich lebe verändert sichAls ich 14 Jahre alt war, hatte ich den 1. wirklichen Kontakt mit der „rechten" Szene. Ein selbsternannter „Nazi" holte eine Pistole während der großen Pause heraus und schoss in die Luft. Geschrei, Panik und Tränen. Es war eine Schreckschusspistole, niemand wurde verletzt und dennoch ging man mit mulmigen Gefühl in die Schule und ich fragte mich, wieso man so etwas tut.

Das 2. Zusammentreffen mit einer anderen Weltanschauung hatte ich 1 Jahr später. Ich war großer Breakdance und Skaterfan und schloss mich einer Skater Crew an. Wir hatten einen festen Platz, an dem wir uns regelmäßig trafen. Ich redete mit Freundinnen und auf einmal fielen mehrere Schüsse. Es war eine Schießerei. Niemand wurde verletzt und dennoch nahm ich langsam Abschied von dieser Crew, da es viele Konflikte zwischen Ihnen und der rechten Szene gab.

Für mich hatte skaten oder Breakdance aber nichts mit einer politischen Weltanschauung zu tun.
Ich lebte in einer Stadt, die 2% Ausländeranteil hatte und dennoch eine stetig wachsende Rechte Szene. Meine Welt war aber nicht politisch bestimmt oder motiviert.

Es war die Welt in der ich lebte.

Als ich 18 Jahre alt war, steckte ich in der Ausbildung. Ich kam von der Arbeit nach Hause und hörte Schreien aus dem Wohnzimmer. Der Fernseher lief und ich wunderte mich, wieso meine Mutter, die gerade Besuch hatte, Actionfilme nachmittags 16Uhr schaute.

Ich sah ein Flugzeug in ein Gebäude fliegen.
Es war der 11. September.
Mein Puls raste und ich realisierte, dass das gerade wirklich passierte. Diese vielen Menschen, die so sehr leiden müssen in diesem Moment. Mir flossen die Tränen. Ich bekam große Angst.

Es war mein erster wirklicher Kontakt mit Terrorismus und einer aufkeimenden Angst.

Niemand rannte mit Smartphones durch die Gegend und wusste nach jeder Minute irgendwelche Neuigkeiten. Nein, man schaute Nachrichten oder las die Tageszeitung. Es fanden Gespräche über die Situation statt. Es gab eine Schweigeminute auf der Arbeit und man erfuhr nach und nach von Betroffenen aus dem Umfeld.

2 Jahre später zog ich beruflich bedingt nach NRW. Ich arbeitete das Erste Mal mit Menschen aus den verschiedensten Ländern und Kulturkreisen zusammen. Mein Horizont erweiterte sich immens, meine Gaumenfreuden auch.
Es war eine super spannende Zeit und meine Welt war die in der ich lebte.

Politik gab es aber für mich war der Mensch ein Mensch, egal woher, welche Sprache und welche Religion. Ich litt mit Anderen und ich freute mich für Andere. Das war schon immer so.

Meine liebste Arbeitskollegin war Türkin. Sie erzählte mir sehr viel über den Koran, ihre Familie und die schwierigen Traditionen. Sie war sehr modern und weltoffen. Ihre Familie leider nicht. Sie war 25 und noch nicht verheiratet.
Eine Schande für ihren Vater.
Ein Jahr später wurde Sie mit jemandem verlobt. Einfach so. Sie zeigte mir den Ring und meinte, es würde schon alles gut. Er sei sehr nett und kann ihr alles geben.

Sie blieb dieselbe, bis zu einem bestimmten Tag.

Ich arbeitete in einem großen Handelsunternehmen. Kunden kamen nur mit einem Ausweis herein. Es kam ein junger Mann in unsere Abteilung und suchte meine Kollegin. Ich zeigte ihm den Weg. Sie sprach gerade mit einem Kollegen.
Dann kam es zu einem heftigen öffentlichen Streit.

Eine Woche später kündigte meine Kollegin und teilte uns mit, das Sie wegzieht, ab sofort Kopftuch trägt und nun nicht mehr arbeiten geht. Ich sah Sie nie wieder.

Ab diesem Moment lernte ich persönlich kennen wie es ist, wenn man politisch oder kulturell gelenkt wird und nicht mehr in der Welt lebt, in der man bis jetzt lebte.

Ich vermisste Sie aber konnte ihr nicht mehr helfen. Vielleicht wollte Sie auch gar keine Hilfe.

Die Welt in der ich lebe verändert sichAm 11. September 2011 ging ich zu einem Footballspiel in Miami. Es war der 10. Jahrestag von 09/11. Das Stadion war voll. Es flogen Kampfflugzeuge am Himmel, Fergie von den Black Eyed Pies sang die Nationalhymne. Die Spielfläche füllte sich mit Feuerwehrmännern, Rettungskräften und der Polizei. Es gab berührende Reden, viele Tränen und meine Gänsehaut werde ich nie vergessen. Ich fühlte mich ein wenig wie ein Eindringling, da ich an diesem besonderen Tag dort dabei war.

Ich spürte die Hoffnung und die Liebe der Menschen dort und war sehr sehr beeindruckt.

2Wochen später war ich in New York am Ground Zero. Er war noch nicht richtig fertig. Wir fanden heraus, dass Eltern von betroffenen Feuerwehrmännern eine Initiative gegründet haben. Sie boten eine Audio Führung an. Die Räume waren Die Welt in der ich lebe verändert sichin der Nähe vom Ground Zero. Dort waren hunderte von Bildern, Briefen, Fundstücken und Blumen, die zeigten, was an diesem Tag geschah und wie Vielen die Welt, in der sie lebten, zerstört wurde. Wir machten diese Führung. Sie ging an viele unterschiedliche Orte rund um die Twin Towers. Es sprachen Überlebende, Eltern von Überlebenden, Partner von Überlebenden und alle schilderten ihre Gedanken. Ich war sehr sehr bewegt.

Tausende von Menschen starben aus politischen Gründen. Zehntausende sind davon im Nachhinein noch betroffen und werden wohl auch für immer an diesen Tag denken.

Ich lebe in einer Stadt mit 56% Ausländeranteil,inzwischen ist der Anteil vllt. noch höher aufgrund der Flüchtlinge. Letztes Jahr ging die große Welle los und ich versuchte zu helfen. Ich spendete Kleidung, Geld und beteiligte mich an Blogger für Flüchtlinge.

Ich bekam Drohungen und traf auf Unverständnis und äusserte mich bereits schon mal zur Meinungsfreiheit. Dieses Thema wird so heikel behandelt wie kein Anderes. Aber wieso?
Meine Solidarität gehört den Menschen, die in Gefahr sind, in Not sind und andere Menschen brauchen um den Weg in ein Leben zurückzufinden.

Seit einigen Wochen überschlagen sich die schlechten Nachrichten. Nizza, Istanbul, Würzburg, München, Reutlingen, Ansbach und viele weitere Städte sowie Todesnachrichten aus dem Umfeld durch schlimme Krankheit.

Die Welt in der ich lebe, verändert sich.

Ängste wachsen. Gespräche handeln häufig von politischen oder kulturellen Themen aber auch von Krankheiten wie Krebs oder Depressionen.
Die Menschen laufen mit Smartphones, Tablets und Laptops durch die Gegend. Alle sind rund um die Uhr (vollstens) informiert. Journalisten müssen schneller und auf Zack sein um die Ersten zu sein.

Sensationsjournalismus- und gier bekommt eine völlig neue Bedeutung. Hunderte von „Experten" rennen durchs Netz.

Ich bin auch viel online. Ich lese Nachrichten. Ich versuche zu verstehen, was in unserer Welt passiert. Ich äußere mich zu Themen, die mich betreffen oder betroffen machen. Ich schaue mir keine Bilder an. Ich finde Bilder von Toten oder Verletzten pietät-und respektlos. Nachrichten sind für mich wichtig, gute sowie schlechte. Ich kann und will die Schlechten auch nicht verbergen, wieso auch? Die Welt wird dadurch weder schlechter noch besser durch gute Nachrichten.-Zumindest ist das mein Eindruck.

Eine Welle der Solidarität ging vor kurzem durchs Netz. Es wurden Tierbilder gezeigt um schöne Dinge zu zeigen bzw. dem „schlechten" Journalismus die Stirn zu bieten.
Ich kann dem nicht so recht folgen und äusserte das auch-denn das ist für mich respektlos auch wenn ich die Idee dahinter verstehe.

Die Welt, in der ich lebe wird im Moment geprägt von Menschen, die andere Menschen willkürlich verletzen und töten. Und von Menschen, die aus dem Leben gerissen werden durch Krankheit, Zufall oder einfach „Pech" wie man manchmal denkt.

Woher die Menschen kommen, die einfach andere Menschen angreifen, ist mir egal.
Menschen verletzen andere Menschen und schüren damit Ängste. Sie verursachen ein unendliches Leid.
So viele Menschen die in diesem Jahr schon gehen mussten, hinterlassen auch Ängste. Krankheiten wie Krebs oder Depressionen verursachen auch immenses Leid, sowohl bei den Betroffenen als auch bei den Hinterbliebenen.

Es entstehen Unterhaltungen, Diskussionen und Verurteilungen, die mich erschrecken. Der Ton wird aggressiver auf allen Seiten und gleichzeitig schwappen wirkliche Liebeswellen durch das Netz, die mich schwer beeindrucken. Es ist ein Hü und Hot und das manchmal zur selben Zeit.

Die Welt in der ich lebe ist nicht von kultureller oder politischer Motivation geleitet, jedoch ist es inzwischen ein Kraftakt geworden, diese Welt aufrecht zu erhalten.

Wie jeder für sich über solche Vorfälle denkt oder spricht sollte nicht gelenkt oder verurteilt werden. Wenn sich Menschen aufgrund vieler Vorkommnisse überlegen, ob Sie überhaupt Kinder möchten oder noch eins möchten, dann finde ich das legitim.
Menschen die Tierbilder posten weil Sie sich schöne Gedanken machen wollen, finde ich komisch aber auch legitim. Wenn Menschen sich online die Hand reichen um gemeinsam zu trauern, dann finde ich das wunderbar. Wenn Menschen über eine Krankheit und eine Person „herziehen" und ihre sogenannte Expertise von sich geben- dann macht es mich traurig und auch wütend-aber wohl weil ich selber eine Betroffene bin.

Unsere Welt findet zu großen Anteilen Online statt-und trotzdem fehlt mir die freie Entscheidung über negative Themen auch frei sprechen zu dürfen.

Wenn ich Angst habe und mich kritisch äußere zu gewissen Religionen oder Entscheidungen von Politikern dann gehöre ich nicht „irgendeiner Gesinnung" an, sondern ich kommuniziere. Wenn ich Angst habe, weil in meinem Umfeld innerhalb kürzester Zeit Menschen an Krebs sterben, dann möchte ich das auch äussern dürfen. Wenn mir jemand etwas über Depressionen erzählen will, der wirklich nichts damit zu tun hat, dann kann er dies tun aber ich werde dann auch darauf reagieren und aufmerksam machen.
Mir fehlen manchmal Diskussionen oder Unterhaltungen, die nicht immer als Antwort, Standardfloskeln enthalten. Natürlich ist mein Kind auch unsere Zukunft aber diese Aussage hilft doch niemandem, der Rat oder Beistand sucht so gut es auch gemeint sein mag. Wenn ich helfen oder aufklären möchte, dann richtig oder ich lasse es.

Respektvoll kann man doch in alle Richtungen denken und sprechen.

Hoffnung habe ich immer, dass unsere Welt wieder besser wird und mein Kind ein langes, friedliches und glückliches Leben führen kann-jedoch verschließe ich mich nicht vor der aktuellen weltpolitischen Lage. Ich habe meine Meinung und ich darf Sie nicht sagen, da sofort Meinungen aus allen Lagern kommen, dass man sich nur in eine Richtung äußern darf.
Das geht doch nicht. Wir zerfleischen uns gegenseitig. Es gab mal eine Zeit, da gab es ein Recht auf freie Meinungsäußerung. Das ist Geschichte und das finde ich sehr sehr traurig und beunruhigend.

Twitter und Facebook sind im Moment sehr merkwürdige Orte. Ich kann das gar nicht so genau beschreiben. Vielleicht bin ich zu sehr involviert in gewisse Themen um das noch objektiv betrachten zu können. Im Moment ziehe ich mich eher zurück.

Gerade das Thema Depression beschäftigt mich doch sehr-bin ich doch seit Jahren stark davon betroffen und lebe mein Leben und tue alles was ich kann. Ich kämpfe um mich und meine Lieben. Verliere Menschen und zeige oft nicht, wie es in mir wirklich aussieht. Ich komme ab und an selber nicht mit mir zurecht. Die Hochs und Tiefs innerhalb einer Woche zehren an Kräften. Man will immer 100% geben für sein Kind und sein Leben. Man will einen Platz in der Gesellschaft aber auch seine Individualität leben.

Ich hatte das Bedürfnis meine Gedanken niederzuschreiben, da ich wirklich Angst, um die Welt in der ich lebe, habe.

Nie war Frieden so wichtig wie heute. Nie war Krieg und Tod so nah wie heute und das darf ich sagen, wenn ich es so fühle.

Hört bitte auf Menschen nach ihrer Herkunft zu beurteilen. Hört bitte auf, Menschen, die keine Tierbilder posten, als Miesmacher zu bezeichnen. Lasst Menschen mit Angst und schlechten Nachrichten so umgehen, wie es in dem Moment für sie richtig ist. Geht respektvoll mit verschiedenen Meinungen und Ansichten um und vor allem, helft Menschen, die Hilfe brauchen. München hat bewiesen wie es geht und was Nächstenliebe ist, völlig egal woher jemand kommt. Johannes Korten hat vor über einem Jahr bewiesen was ein Online Clan alles bewirken kann. Dasselbe hat er dieses Jahr nochmal getan. Johannes Korten war ein Held für mich- Er war psychisch sehr krank- ich habe es nicht bemerkt. Er hat sich von der Welt für immer verabschiedet und mich zu diesem Text mit inspiriert. Ich wünsche mir für seine Familie, das Sie Frieden finden.

Ich wünsche mir für unsere Gesellschaft, das Themen nicht immer tabuisiert werden. Vielleicht hat auch Johannes nochmal dazu beigetragen in den Köpfen etwas zu verändern. Ein Mensch kann in der Öffentlichkeit leben und dennoch sieht niemand wie er wirklich lebt-Das sollte uns zu denken geben.

Das Miteinander und die Achtsamkeit unserem Gegenüber sollte sich zum positiven verändern, so schnell die Zeit auch rennt. Soviel wir auch zu tun haben. Ja es sind Bürden, die man auf die eigenen Schultern lädt und Menschen, wie ich es bin, haben sehr sehr lange daran zu knabbern, denn ich leide als ob ich es selber wäre und nicht mein Gegenüber-Das hält mich aber dennoch nicht davon ab hinzuschauen.

Man kann nicht immer helfen oder etwas erreichen. Man kann sich auch nicht immer in jeden Menschen hineinversetzen und verzeihen aber wenn wir darüber reden und Dinge, wie Ängste und schlechte Nachrichten nicht verbergen, dann schaffen wir Transparenz, die der rettende Anker sein könnte.

Meine Gedanken sind wirr, ich weiss aber manchmal macht es genau das glasklar.(zumindest für mich)

Passt auf Euch auf.
Eure Glucke

Die Welt in der ich lebe verändert sich

Ich bin Dani, in den Dreißigern, also den besten Jahren des Lebens. Ich bin Mama vom Prinzen, Ehefrau vom Liebsten und Schreiberin von diesem, meinem Schatz Glucke und So. Hier findet ihr eigentlich recht viel von mir und meinem Leben. Authentizität und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig und ich hoffe das spürt man auch. Viel Spaß beim Stöbern und schön das Du vorbeigeschaut hast.


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