In der Welt kommt es sehr selten vor, dass sich ein Schauspieler für eine Werbung, die er mal machte, öffentlich entschuldigte. Manfred Krug wurde seinerzeit mit dem von mir leicht verunstalteten Spruch in der Werbung gezeigt – morgens, mittags, abends, nachts. Er bewarb seinerzeit eine Aktie, die für viele Anleger kein Erfolg wurde. Heute gibt es einen ähnlichen Trend – und ich komme mir vor wie 1996. Diesmal wird sich niemand dafür entschuldigen können. Doch eine Gemeinsamkeit gibt es: die mangelnde Vorsicht der Konsumenten.
Im Marketing gibt es einen recht populären Trick. Wenn du mit etwas nicht erfolgreich warst oder Wege suchst, deine Sales noch mehr zu steigern, versuche es doch mal mit einem anderen Namen. Im Kleinen können das Konsumenten im Mobilfunk verfolgen. Die meisten Handys können schon seit Jahren kleinere Java Midlets ausführen. Auf den Geschmack solcher Programme sind die Konsumenten aber erst mit den Apps gekommen. Doch wie macht man Konsumenten darauf aufmerksam, dass das eigentlich jedes Handy kann? Genau: man nennt die Geräte nun „Featurephone“ und nennt die Downloadseite einfach „Apps“ oder ähnlich.
Ich erinnere mich noch an eine Zeit, als die ersten Webspeicher auf den Markt kamen. Das waren Angebote von Freemailern oder anderen, die Nutzern anboten, Daten „im Web“ abzuspeichern. Sozusagen eine kleine virtuelle Festplatte. Das ganze wurde mit einer gewissen Skepsis angenommen. Vor dem Web wurde und wird eher gewarnt, da überall Betrugsversuche liegen würden. Sicherlich, das ist arg übertrieben – aber in den Köpfen steckt es fest. So kommt kaum jemand auf die Idee, wirklich kritische Daten nach Aussen ins Web zu stellen. Wer die dann lesen mag? Sind die dort überhaupt sicher?
Also bohrte man das ganze etwas auf. Dann gab es plötzlich die „Cloud“. Amazon machte seinerzeit einen grossen Schritt. Dort wurde damit begonnen, ganze Dienstleistungen zu vermieten. Neben dem recht attraktiven Preis bot Amazon etwas an, was es sonst nicht gab: Geschwindigkeit. Rufen sie mal bei einem IT Dienstleister an und bestellen eine neue Plattform beispielsweise für ein SAP ERP System. Da können durchaus drei Monate vergehen. Bei Amazon kann man sich solche Plattformen vorkonfigurieren und in wenigen Tagen live haben. Die Skalierbarkeit ist so nur Mausklicks entfernt. Das ist ein gigantischer Zeitgewinn.
Auch für den Privatkunden wird es immer attraktiver. Ich kann heute eine virtuelle Festplatte im Web mit wenigen Mausklicks einbinden. Sie wird mir dann im Windowsexplorer wie alle anderen Platten angezeigt. Nur an der DSL Leitung merkt man dann, dass es eben nicht lokal ist. Das Speichern von Fotos dauert so nicht Sekundenbruchteile, sondern im worst case ein paar Minuten.
Auch endet die Welt der Daten so nicht am heimischen Rechner. Sie können auf die Daten überall dort zugreifen, wo es einen Internetanschluss gibt. Das Smart- oder eben Featurephone mit WLAN kann im Fastfood Restaurant drauf zugreifen, man zieht die Daten im Internetcafé auf einen USB Stick oder die Digitalkamera kann mit der passenden Extension die Daten selbsttätig an den Speicherplatz der Bildagentur senden. Dann spielen HSUPA und Cloud Hand in Hand.
Erschreckend ist in meinen Augen jedoch, dass sich die Konsumenten hier freiwillig Gefahren aussetzen. Als Amazon seinerzeit Wikileaks abschaltete, war dies für Konsumenten nicht wirklich dramatisch. Es hatte ja den Beigeschmack des Illegalen.
Doch in Twitter wird derzeit die Story von einem Kunden verbreitet, der nach sieben Jahren mühseliger Aufbauarbeit von google einfach ausgesperrt wurde. Und er ist sicherlich nicht der einzige.
Die Details sind nicht bekannt, es kann tatsächlich sein, dass jener User gegen Nutzungsbedingungen verstossen oder schlicht illegale Handlungen betrieben hat. Die Warnung dieser Aktion sollte aber klar sein: hat man seine Daten mal in der Cloud und nur in der Cloud, lebt man gefährlich. Hier kann eine Person, natürlich oder juristisch, auf die der Kunde keinen direkten Einfluss hat, einfach den Stecker ziehen.
Bei mir Zuhause sind meine Daten auf einer Festplatte gelagert, die ich direkt in Sicht habe. Ich nutze die „Cloud“, um die Daten verschlüsselt auf eine Backup Platte zu übertragen. Sollte mal ein Unglück geschehen oder die Festplatte einfach ihren Dienst verweigern, kann ich so auf ein Backup zurückgreifen. Nur werde ich heute nicht anfangen und meine Daten ausschliesslich an einen Dienstleister geben, auf den ich als Einzelkunde faktisch keinen Einfluss habe.
Die Welt geht in die Cloud – ich bleibe daheim. Wohin gehen Sie?
Schlagwörter: Amazon, Cloud, Festplatte, Google, WLAN