Wenn man von Kindesbeinen an nichts anderes als Lügen erzählt bekommt, ob wissentlich oder unwissentlich, beginnt die Wirklichkeit zu entschwinden und einer Lügenmatrix zu weichen, in der wir hilflos und manipulierbar sind
Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, sich weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht dumm machen zu lassen
Th. W. Adorno
Wir wissen nicht wirklich, was wahr ist, und was unwahr. Bis in die feinsten Verästelungen unseres Daseins hinein werden wir belogen. Nicht selten von seriöser Stelle aus, die sich ihrerseits nicht vorzustellen vermag, dass auch sie auf eine Täuschung hereingefallen ist. „Die Renten sind sicher.“ „Die Arbeitslosigkeit stagniert.“ „Füg Dich in Dein Schicksal, dass Dich zum Sklaven der Herrschafft macht, denn es kommt von Gott.“ Washington ist lieb, Moskau ist böse.“ „Wir wollen doch gar nicht an das russische Gas, wir doch nicht.“ „Die da oben werden schon wissen, was zu tun ist.“ Kennt sonst noch jemand eine?
Nun könnte man anführen, dass es allemal humaner ist, einen Krieg durch Täuschung zu gewinnen, als durch rohe Waffengewalt. Noch humaner wäre es jedoch, diesen Krieg gar nicht erst zu beginnen. Wir befinden uns, seit es Grundstücke und Münzen gibt, beständig im Kampf um diese. Wenn auch unter Verzicht auf militärische Mittel, ist dies nichts anderes als Krieg. Daher ist die Täuschung zu einem solch zentralen Bestandteil unseres Daseins geworden, dass wir diese als selbstverständlich akzeptieren. Und diese Täuschung wird uns über den Kopf gezogen von unseren Medien. Schon seit es diese gibt, üben sie sich im Auftrag der Obrigkeit darin, uns zu belügen ‘wie gedruckt’.
Um eine Herde Huftiere irgendwo in der Serengeti einzufangen, genügt es, ein paar Tücher an den richtigen Stellen aufzuhängen. Das Tier sieht die Oberfläche und denkt folgerichtig: „Da geht’s nicht weiter.“ Es bleibt stehen und lässt sich einfangen. Die Tücher sind eine Lüge, eine Täuschung, ein List. Das blöde Vieh glaubt es, so, wie auch wir. Dort hingelangt sind die Tücher mit Hilfe unserer Medien, die sie dort höchstpersönlich aufgehängt haben.
John Swinton, ehemaliger Chefredakteur der New York Times, verabschiedete sich 1880 mit folgender Rede in den Ruhestand:
- „So etwas gibt es bis zum heutigen Tage nicht in der Weltgeschichte, auch nicht in Amerika: eine unabhängige Presse. Sie wissen das, und ich weiß das. Es gibt hier nicht einen unter Ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben. Und wenn er es täte, wüsste er vorher bereits, dass sie niemals im Druck erschiene. Ich werde wöchentlich dafür bezahlt, dass ich meine ehrliche Meinung aus dem Blatt, mit dem ich verbunden bin, heraushalte. Andere von Ihnen erhalten ähnliche Bezahlung für ähnliche Dinge, und wenn Sie so verrückt wären, Ihre ehrliche Meinung zu schreiben, würden Sie umgehend auf der Straße landen, um sich einen neuen Job zu suchen. Wenn ich mir erlaubte, meine ehrliche Meinung in einer der Papierausgaben erscheinen zu lassen, dann würde ich binnen 24 Stunden meine Beschäftigung verlieren. Das Geschäft der Journalisten ist, die Wahrheit zu zerstören, schlankweg zu lügen, die Wahrheit zu pervertieren, sie zu morden, zu Füßen des Mammons zu legen und sein Land und die menschliche Rasse zu verkaufen zum Zweck des täglichen Broterwerbs. Sie wissen das, und ich weiß das, also was soll das verrückte Lobreden auf eine freie Presse? Wir sind Werkzeuge und Vasallen von reichen Männern hinter der Szene. Wir sind Marionetten. Sie ziehen die Strippen, und wir tanzen an den Strippen. Unsere Talente, unsere Möglichkeiten und unsere Leben stehen allesamt im Eigentum anderer Männer. Wir sind intellektuelle Prostituierte.“
So funktioniert diese Welt, solange wir dies nicht ändern.