Dies scheint jedoch so nicht der Fall zu sein.
Dennoch denke ich, dass es sich für alle von uns Autoren lohnt mehr über den VdÜ und die offenbar häufig unterschätzte Arbeit seiner Mitglieder zu erfahren.
Ich habe daher ein Interview mit Luis Ruby vom VdÜ arrangiert.
Luis, worin sieht der VdÜ seine Hauptaufgabe?
Zunächst einmal vielen Dank für Deine Einladung, David. Der VdÜ vertritt zum einen die wirtschaftlichen Interessen von Literaturübersetzer/inne/n nicht zuletzt in Form von Verhandlungen mit den Verlagen. Dies schließt die Beratung von Mitgliedern in Vertragsfragen sowie nötigenfalls den Rechtsschutz ein, den diese als Angehörige der Bundessparte Übersetzer in ver.di genießen.Andererseits ist der VdÜ ein Ort der Vernetzung, an dem sich Übersetzer miteinander in vielfacher Weise austauschen können. Auf unserer Jahrestagung, die jeweils im Juni ein Wochenende lang in Wolfenbüttel stattfindet, halten wir öffentliche Lesungen ab, bilden uns in gemeinsamen Workshops fort und feiern zusammen.Das dringendste Anliegen des VdÜ ist zurzeit sicherlich die Durchsetzung angemessener Honorare. Die Urheberrechtsnovelle von 2002 hatte ja vor zehn Jahren zum Ziel, sämtlichen Urhebern zu einer angemessenen Vergütung zu verhelfen. Übersetzer mussten inzwischen in langwierigen Prozessen höchstrichterliche Urteile zu dieser Frage erreichen, damit sich die uns angebotenen Verträge verbessern. Die Vorgaben des Bundesgerichtshofs sind eindeutig, an der Umsetzung durch die Verlage hapert es noch ein wenig. Weitere Informationen (konkret zu unserer Tätigkeit) finden sich auf der Homepage unseres Verbandes.
Aus deiner eigenen Erfahrung, was ist die Hauptschwierigkeit bei der Übersetzung eines fiktionalen Texts?
Okay, hier kann ich natürlich nur als Privatperson sprechen. Aus meiner Sicht gibt es keine *konstante* Hauptschwierigkeit, da jeder Text anders ist (und jeder Übersetzer auch).Manchmal erfordert bereits das Erfassen des Originals einen hohen Aufwand. Die Frage: 'Was macht der Autor da sprachlich?' kann kompliziert zu beantworten sein. Fiktives Beispiel: Um zu kapieren, dass der Satz "it was raining cats and hogs" ein Wortspiel enthält, muss ich erstmal wissen oder eben herausfinden, dass hinter der Formulierung eine übliche Redewendung steckt. Oder war das nur ein Druckfehler? (lächelt)Meistens würde ich allerdings doch sagen, dass die Hauptschwierigkeit darin besteht, auf Deutsch "dasselbe mit anderen Worten" zu leisten. Regnete es da 'Bindfäden'? Könnte sein, je nach Kontext. Schwieriger wird es, falls ein Original verschiedene Redeweisen, möglicherweise auch subtile Abweichungen von sprachlichen Standards verwendet. Slang, Soziolekte können einen wahnsinnig machen, beziehungsweise tief bedauern lassen, dass man hier nicht so aus dem Vollen schöpfen kann, sondern sich mit einem relativ kleinen Set an übersetzungsstilistischen Mitteln behelfen muss.Die immer neuen Anforderungen an Übersetzungen (oder an die Person des Übersetzers mit seinen oder ihren jeweiligen Fähigkeiten) haben natürlich auch etwas sehr Reizvolles. Man lernt immer wieder dazu, vertieft seine Wahrnehmung, sucht und findet neue Mittel.
Hast Du einen Rat für all die Kollegen irgendwo dort draußen, die derzeit darüber nachdenken ihre Ebooks übersetzen zu lassen, um sie auch in anderen Sprachregionen anbieten zu können? Wohin sollten die sich wenden, um erfahrene Übersetzer zu finden?
An persönliche Kontakte? Übersetzer kennen oft andere Übersetzer, auch in andere Sprachen. Wenn man keinen persönlich kennt, gibt es eine vom VdÜ unabhängige Mailingliste für Literaturübersetzer, in der sich unkompliziert Anfragen platzieren lassen. Gut möglich, dass da geeignete Kandidaten mitlesen oder jemand irgendwen empfehlen kann. Schließlich könnte man sich auch noch an die Übersetzerverbände der jeweiligen Länder wenden.
Gibt es irgendetwas, was ihr vom VdÜ euch von uns Autoren wünscht – so ganz allgemein?
Interessante Bücher? (lacht)Im Ernst, natürlich ist es oft nützlich, wenn Autoren bereit sind, Übersetzern Fragen zu beantworten. Manche vernetzen ihre Übersetzer sogar untereinander, so dass alle die entsprechenden Informationen mitbekommen.Manche Autoren legen ihren Übersetzern gegenüber eine besondere Form der Loyalität an den Tag, indem sie in ihren Verträgen mit dem Verlag eine Beteiligung am Verkaufserfolg für den Übersetzer festschreiben lassen.Sollten Autoren, wie oben angesprochen, ihre E-Books selbst übersetzen lassen, so ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und vernünftige und faire Verträge miteinander abzuschließen. Eine Orientierung kann dafür der Normvertrag bieten, dessen aktuelle Fassung allerdings auch schon zwanzig Jahre zurückliegt. (Der auf derselben Seite aufgeführte Schweizer Normvertrag ist da, glaube ich, etwas aktueller.)Ganz allgemein denke ich, dass Autoren und Übersetzer viele Interessen miteinander teilen und es sich lohnt ins Gespräch zu kommen, wie wir es heute getan haben. In diesem Sinne noch einmal danke schön!
Nachdem Luis so freundlich war meine Fragen zu beantworten, stellte er mit einem Lächeln auch seinerseits eine Frage in den Raum, die ich den Lesern keinesfalls vorenthalten möchte.
Luis fragte sich nämlich was wir Autoren uns denn von den Übersetzern wünschten.
Also wer immer mag und eine Frage an Luis Ruby hat – einfach einen Kommentar hier auf dem Blog hinterlassen...