WEIMAR. (fgw) Das politische Kabarett SinnFlut ist eine engagierte Bühne für die zeitkritische Darstellung von aktuellen politischen Ereignissen und freilich überparteilich.
Es wurde im Jahre 2001 gegründet. Auch wenn sich in Weimar (fast) alles um Goethe und Schiller dreht, bleiben die Kabarettisten von SinnFlut mit beiden Beinen (fest) auf der Bühne. Mit Gastspielen in der gesamten Bundesrepublik und im Ausland hat sich das Kabarett SinnFlut einen guten Namen gemacht. Die Kabarettisten um Astrid-Bransky und Michael Kirmes-Seitz sind Freunde von freigeist-weimar.de und geben den Lesern dieses Portals gerne Kostproben ihrer aktuellen Programme. Heute geht es ums top-aktuelle Thema „Die Weihnachtsgeschichte anno 2012“:
von Michael Kirmes-Seitz
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von der Kaiserin Merkel ausging; dass alle Deutschen geschätzet würden und die Schätzung war nicht die erste unter ihrer Kanzlerschaft und geschah zu der Zeit als „Ruprecht” Altmaier Umweltphilister in ihrer Regierung war. Dabei zeigte sich, dass zehn Prozent ihrer großen Herde neunzig Prozent des Brutto-Sozial-Produktes ihr Eigen nannten.
Da machten sich auch auf die Socken viele kleine Leute aus dem ganzen Land, um die Löcher zu zeigen, welche die Preise der Stromerzeuger und Miethaie in ihre Sparstrümpfe gerissen hatten. Weil auch die Heizkosten immer weiter stiegen und sich die jungen Liebenden in ihren Daunenkissen verkrochen, wurden viele junge Frauen schwanger und beteten um Krippenplätze für ihre Christkinder. Da waren aber auch Beamte an ihren Schreibtischen, die hüteten viele Anfragen nach Krippenplätzen, die sich schon seit vielen Monden in ihren Ablagen angesammelt hatten.
Und es kam der Engel der Herzen, der weckte sie aus ihrem Büroschlaf und sie erschraken fürchterlich. Der aber sagte: „Fürchtet Euch nicht, ich bin’s nur, Eure Kaiserin Angela. Weil ich die mächtigste Frau der Welt bin, bestimme ich allein, was in Europa gespielt wird und das sind keine Weihnachtslieder, sondern Grabreden auf die überschuldeten Mitgliedsländer.”
Da waren die Beamten hocherfreut, schoben ihre Ärmelschoner wieder an die richtige Stelle und sangen: „Ehre sei Angela in der Höhe und Schäuble auf Erden, aber schickt den Steinbrück nach Hause, denn wir haben schon genug Weihnachts-Stress.”
Das freute den Engel der Herzen und er legte ein uneheliches Kind des bayerischen Hofhalters Seehofer in eine Krippe, denn es war ja kein Raum da für neue Krippenplätze. Stattdessen erhielt die Mutter des Kindes ein paar Silberlinge als sogenanntes Betreuungsgeld. Dann schickte die Kaiserin Merkel ihre Weihnachtsmänner Rösler, Friedrich und Schäuble mit Steuergeschenken und Streuartikeln zu der Krippe des Kindes, um denen, die um einen Krippenplatz beteten, Sand in die Augen zu streuen. Außerdem führten sie einen Korb von Steuererleichterungen für Besserverdienende, Genehmigungen für lukrative Geschäfte der notleidende Waffenindustrie und Kröten für die Kleinrentner mit sich. Die Herren Heckler & Koch sowie die Paare Blohm & Voss tanzten um den Lichterbaum und jubelten: „Das ist ja wie Weihnachten!”
Templin aber, wo der Stern der Kaiserin Merkel einst aufgegangen war, wurde zum Wallfahrtort erklärt, um allen Heim zu leuchten, die noch an Weihnachtsmärchen glauben.
[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]