Die weiße Sangha – die Tradition der Ngakpas

Von Rangdroldorje

Die Lehren des Inneren Tantras und der Praxisstil der Weißen Sangha (gökar changlode) sind besonders für Leute interessant, die den tibetischen Buddhismus mit dem normalen Familienleben in der modernen Welt zu integrieren versuchen. Es erfordert jedoch nicht weniger Verpflichtungen von den Praktizierenden, die als Ngakpas (tib., sngags pa; Männer) oder Ngakmos (sngags mo; Frauen) bekannt sind, als in der klösterlichen Tradition. Traurigerweise ist die Tradition weder weithin bekannt, noch einfach verfügbar außerhalb der Himalaya-Region, obwohl einige der berühmtesten buddhistischen Lehrer eigentlich Ngakpas waren, wie z.B. S.H. Dudjom Rinpoche und S.H. Dilgo Khyentse Rinpoche. In der Tradition der Ngakpas finden sich Marpa Lotsawa, Milarepa, Machig Labdrön und Yeshe Tsogyal, und alle Traditionen des tibetischen Buddhismus stützen sich auf ihre Lehren und praktizieren diese. Die spirituellen Aufgaben der Ngakpas waren mit ihrem Leben in den Dorfgemeinschaften verknüpft. So mussten Ngakpas neben dem Ausführen der gängigen Pujas und tantrischen Rituale, vor allem auch die Praktiken der Weissagung (Mo & Tra), astrologischen Berechnung, Heilrituale wie auch verschiedene exorzistische Rituale beherrschen. Für die Begleitung der verschiedenen Lebensabschnitte – Geburt, Heirat und Bestattung – wurden die Ngakpas aufgrund ihrer Ritualkunde eingeladen oder wurden bei schwierigen Entscheidungen um eine Weissagung gebeten. Ihre Fähigkeit, mit den Naturwesen zu kommunizieren, war im alten Tibet mit seiner Land- und Viehwirtschaft besonders bedeutsam. Für Heilrituale, bei denen es um die Rückholung von Anteilen der Geistaspekte, Vitalseele, zum Erwecken des Lungta – des Windpferdes – ging, kam den Ngakpas und Ngakmos große Bedeutung zu.

Vom 4. – 15. Aug. 2011 findet im Dharma-Zentrum Lhundrub Chodzong (A-8591 Maria Lankowitz, Stadionstraße 6) das Ngakpa-Sommerretreat mit Lopon Ogyan Tanzin Rinpoche statt. Nähere Infos & Anmeldung: www.lhundrub.at