Die Weide

Von Fred

Silberweide – Salix alba L.

Korbweide – Salix viminalis L.

Bruchweide – Salix fragilis L.

Salweide – Salix caprea L.

Weltweit gibt es über 350 verschiedene Weidenarten von kleinen Büschen bis hin zu großen Bäumen, die eine Höhe von 25 Metern erreichen können. In Westeuropa ist die Silberweide aufgrund ihrer heilkräftigen Wirkung die bekannteste Art. Sie kann bis zu 200 Jahre alt werden.

Die Weiden wachsen in Feuchtgebieten entlang von Fluss- und Seeufern, Sümpfen, Auen, feuchten Wiesen und Mooren. Da das Wasser, das über die Wurzeln aufgenommen, über den Stamm bis in die Zweige und Blätter transportiert wird, vollständig verdunstet, vermag die Weide feuchte Wiesen, Sümpfe und Moore zu entwässern. Das weitreichende Wurzelsystem wirkt wie eine Drainage an rutschigen Hängen.

Die Weiden blühen schon sehr früh im Jahr, meist schon im März. Dabei werden noch vor dem Austreiben der Blätter die Kätzchen gebildet. Für die Bienen und Hummeln ist die frühe Blütenzeit besonders wichtig, da sie den Nektar und die Pollen als Nahrung für die Brut brauchen.

Nach altem Volksglauben gehörte die Weide zu den Bäumen, die Unheil oder Krankheiten abwenden konnten. In früheren Zeiten wurden aus den biegsamen Zweigen bzw. Ruten nicht nur Körbe und Stühle hergestellt, sondern ganze Wände geflochten. Besonders die Kelten waren in der Tradition des Weidenflechtens sehr geschickt. Im keltischen Baumkreis gelten Weidengeborene (1.-10. März und 3.-12.September) als sehr feinfühlige, sensible und mitfühlende Menschen.

Eine besondere Wertschätzung der Weide finden wir im Brauchtum der katholischen Kirche. Seit dem 8. Jahrhundert ist es Sitte, am Palmsonntag die gebundenen Palmbuschen zur Weihe zu tragen. Bei uns wurden dafür die Kätzchenzweige der Salweide neben verschiedenem Grün in die Palmbuschen mit eingebunden.

Heilwirkung der Weide

Die Weidenrinde wurde in der Traditionellen Europäischen Medizin schon immer als Mittel gegen Schmerzen, Entzündungen und Fieber eingesetzt. Bereits Hippokrates, Paracelsus oder Hildegard von Bingen schätzten sie als wertvolles Heilmittel. 1838 wurde einer der Hauptwirkstoffe, das Salicin, aus der Rinde isoliert. Weitere Forschungen führten schließlich zur Entwicklung der Acetylsalicysäure, die unter dem Namen „Aspirin“ seither weltweit mit großem Erfolg eingesetzt wird.

Innerlich angewendet wird die Rinde bei rheumatischen Beschwerden, entzündlichen Prozessen, Gicht, Arthritis, Kopf-, Rücken-, Gliederschmerzen, bei Fieber oder Grippe. Als Gurgelmittel kann die Weidenrinde wegen ihrer keimtötenden, bakterientötenden, desinfizierenden und entzündungshemmenden Wirkung bei Entzündungen im Mund-, Hals- und Rachenbereich angewendet werden. Äußerlich angewendet unterstützt der Tee bei Hautirritationen, Geschwüren, Akne, Hühneraugen, Schwielen, Fußschweiß oder Kopfschuppen. Kaum noch bekannt ist der Tee aus den Weidenkätzchen, der in Frankreich noch heute bei Schlaflosigkeit, Nervenstörungen oder Menstruationsbeschwerden getrunken wird.

Erntezeitpunkt der Rinde zu  Heilzwecken: März und April oder wieder im Oktober, am besten wirkt die Rinde von 2-3jährigen Ästen

Blätter sollten zum Erntezeitpunkt relativ jung sein

Weidenrinden-Tee

½ Teelöffel Rinde mit 1 Tasse kaltem Wasser übergießen und 4 bis 6 Stunden stehen lassen, vor Gebrauch kurz aufkochen und abfiltrieren

Dosierung: nicht mehr als 2-3 Tassen pro Tag

Anwendung: Harnblasenkatarrhen, Erkältungskrankheiten, Gicht, Rheuma, Kopfschmerzen, Ischias; äußerlich zum Gurgeln bei Mund- und Rachenentzündungen, Mandelschwellungen

Achtung: bei Entzündungen im Magen-Darm-Bereich, Gastritis und Magengeschwüren sollte der Tee nicht getrunken werden

Haarspülung gegen Schuppen

10g Blätter und Rinde mit 1 Tasse Wasser kalt ansetzen und mindestens 6 Stunden ziehen lassen. Vor Gebrauch den Ansatz einmal kurz aufkochen und abseihen

Man kann die Spülung auch dem Badewasser zufügen, das übermäßiger Schweißbildung entgegen wirkt und rheumatische Beschwerden lindert.

Mag. pharm. Dr. Angelika Prentner, Apotheke-Mariazell