Der Monat Nummer zehn fasst im Jahr 2014 15 Songs innerhalb unserer Playlist zum Oktober. Falls ihr also etwas Zeit habt, nehmt euch eine Tasse Heissgetränk und stöpselt euch Ohrstöpsel rein. Wir kommentieren auch jeden Song einzeln. Mit Senf, Chai Tee und Worten.
1. TV On The Radio – Happy Idiot
Es gab schon länger kein Lied mehr, welches Verzweiflung in solch poetischer Weise beschrieb. Den ganzen verstörten Zeilen zugrunde steckt eine zerbrochene Liebesbeziehung. Der Protagonist dieses Stücks muss seine Augen verschliessen, um sein scheinbares Leid zu ertragen. “Ignorance is bliss” singt Sänger Tunde Adebimpe weiterhin. Die Musik klingt wie einwandfreier Indie-Rock der Nullerjahre. Überdies: Das neue TV-On-The-Radio-Album “Seeds” erscheint irgendwann im Herbst, worauf wir uns idiotisch freuen.
“I´m a happy idiot waving at cars”
2. Kindness – This Is Not About Us
Adam Bainbridge formiert die One-Man-Show, die sich netterweise “Kindness” nennt. Das Lied “This Is Not About Us” erscheint als Vorab-Single für das neu angekündigte Album “Otherness”, welches seit dem 13. Oktober 2014 erhältlich ist. Wikipedia bezeichnet die Musik von Kindness als: Electronica, synthpop, disco, lo-fi, indietronica, downtempo; Die Kategorisierung fällt uns selbst etwa so schwer, wie Wikipedia. Da wir jedoch keinem Kategorisierungszwang unterliegen, lassen wir das Genre einfach einmal offen.
3. Electric Youth – WeAreTheYouth
Kürzlich haben wir das kanadische Duo und ihr neues Album “Innerworld” auf Wavebuzz vorgestellt und wir sind seit daher etwas in Liebe mit dieser elektrischen Jugend. Die kühlen, melodienreichen Melodieblöcke teilen sich die Bühne mit filigranen Elektro-Klängen. Der Song könnte glatt eine Sound-Kulisse für einen dystopischen Science Fiction Film sein. Die stoische Form der Repetition lässt das Gefühl von einer anderen Welt entstehen.
4. Caribou – Silver
“Silver” ist ein herausragender Track auf dem neuen Caribou-Album. Dieser Break-Up-Song besticht durch eine erlesene Fragilität. Die Hintergrund-Synthies werden vom Anfang aus im Verlaufe des Stücks immer mehr mit Lautstärke und Höhe versehen. “Silver” generiert einige “Swim”-Verbindungen (man denke entfernt an “Found Out”). Dan Snaith hat hier nach langem Warten ein Album produziert, dass einen Jahre begleiten kann. So wie es auch seine alten Werke vereinzelt tun. (Ps. Am Montag, dem 20.10.2014 war das Konzert. Wie es war, lest ihr hier)
5. Foxygen – Cosmic Vibrations
Das variable Stück “Cosmic Vibrations” ist unbestritten hübsch; Es befindet sich auf dem neuen Album “…And Starpower” ganz am Anfang unter der selbstbetitelten Kategorie “The Hits”. Das Problem mit dem Lied scheint jedoch eines zu sein, welches die Kunst (und vor allen Dingen auch die Musik) oftmals erfährt: Die Frage nach Ähnlichkeit und Kopie. Denn das Lied klingt in einem Teil – so wurde mir gesagt – wie Bob Dylan´s “Sad Eyed Lady Of The Lowlands”. Dies zerstörte – so muss ich gestehen – meine anfangs sehr gross gehaltene Euphorie über das Stück vorerst ein wenig. Denn die Liederparts klingen wirklich zu einem hohen Grade vergleichbar. Ich mag den Song jedoch wieder vollstens, denn bewusste Ähnlichkeit kann auch als Kompliment verstanden werden, nicht wahr?
6. The Kooks – Forgive & Forget
Halbakustische Gitarre, Luke Pritchards unverkennbares Stimmorgan und melodiereiche Kompositionen ergeben den fröhlichen Indie-Klang der Kooks. Diese Band war immer schon gut. Und gut ist wirklich im Sinne von gut zu verstehen: Nicht schlecht, jedoch auch nicht überragend. Diese Latte wollen die Engländer scheinbar mit ihrem neuen Album ändern. “Listen” heisst es und listen rufen sie auch. Das neue Kooks-Album ist mit Stilausflügen in Richtung Funk und Rap sicher das Vielseitigste.
7. Warm Graves – Penumbra
Amerikanisch. Italienisch. Deutsch. Diesen 3 Nationen gehören die Mitglieder der Newcomer-Band Warm Graves an. Am 17. Oktober ihr Debütalbum unter dem Label “This Charming Man” veröffentlichten. Die Gräber werden nicht mehr einst, wie von Morrissey besungen, von hübschen Mädchen aufbereitet, nun sind sie auch noch warm. Die sphärische Musik singt mit jedem Takt Apokalypse. Penumbra bezeichnet übrigens in der Medizin eine Folgeerscheinung eines Hirninfaktes.
8. Peaking Lights – Breakdown
Aaron Coyes und Indra Dunis sind ein verheiratetes Paar aus San Francisco und dennoch musikalisch keineswegs sesshaft geworden. Vielmehr bewegen sie sich mit ihrem Synth-Dancehall-Gemisch in Richtung unbekanntes Universum. Die Single “Breakdown” ist dabei ein fieser Ohrwurm, der nur schwer, mit anderen Ohrwürmern wieder entfernt werden kann. Das neue Album heisst “Cosmic Logic” und ist bereits seit einem Monat erhältlich.
9. Kraftklub x Casper – Schöner Tag
Kraftklub ist die deutsche Band des Jahres 2014, was die Beliebtheitszahlen betreffen. Kein Wunder: Die Mischung aus semi-intelligenten Texten, die den Nerv der Zeit treffen und wilder Party ziehen bei verschiedensten Zielgruppen. Berühmt sind sie mittlerweile auch für ihre spektakulären Live-Auftritte (wo aufgerufene Frauen beispielsweise blank ziehen und Männer ihre T-Shirts ausziehen und in die Luft werfen; so passiert am Southside Festival 2014). Auf ihrem neuen Album “In Schwarz” haben sie ein Lied mit dem deutschen Rapper Casper gemacht. Ein schöner Tag um draufzugehen?
10. The Drums – Break My Heart
Sie haben die Kurve gekratzt! The Drums sind wieder da. Nachdem ihr Debutalbum “The Drums” so viele Freudenwellen geschlagen hatte im Jahre 2010 (mit Hits wie “Let´s Go Surfing”, “Down By The Water”, “We Tried”), freute man sich auf die Flut des zweiten Albums. Diese war dann – in Form des zweiten Albums “Portamento” – jedoch quasi nicht vorhanden: Viel ist da verloren gegangen von der sommerlich-leichten Spritzigkeit der Lieder, denen doch niemals einen Joy-Division-Moment fehlte. Nun sind The Drums aus Brooklyn, NY aber wieder voller Ideen und Kreativität; denn das neue Album ist so vielseitig wie keines zuvor. (Selbst das Debüt kann da nicht mithalten). Das Lied “Break My Heart”, welches wir für diese Liste daraus aussuchten, birgt eine wunderschöne Melodie.
11. Aphex Twin – minipops 67 [120.2]
Die elektronische Stilmix-Palette von Aphex Twin umfasst Richtungen von Techno, über Glitch bis hin zu Ambient. Richard D. James hat die Songs zu dem neuen Album “Syro” über verschiedene Zeiten hinweg aufgenommen und die Dateinamen als Titel übernommen. Der Name “Syro” stammt angeblich von einem der Kinder; Sein Sohn habe angeblich beim Albumhören das Wort (welches ein Neologismus ist) vor sich hin gebrabbelt und James hielt es dann für den passenden Albumtitel. Fesselnd ist das Stück – mit dem in Interviews wohl unaussprechbaren Namen – sicherlich.
12. Lydia Ainsworth – Hologram
Die kanadische Sängerin (die meist auch mit einer Schlange auf der Bühne steht) hat kürzlich ihr neues Album “Right From Real” veröffentlicht. Sie ist Kritikerliebling und versprüht einen nebulösen Charme mit fein-traurigem Folk-Pop.
13. Philip Selway – Don´t Go Now
Philip Selway, der Drummer von Radiohead, hat kürzlich mit seinem Album “Weatherhouse” den Vogel abgeschossen. Dies jedoch auf keinster Weise grausam, sondern exorbitant melodiös. Die melancholischen Songs sind keine wie von Radiohead / Thom Yorke / Atoms For Peace zu erwartende Abstrakta und Dekonstruktionen innerhalb der Musik, sondern fadengrade Stücke. “Don´t Go Now” ist dabei so kitschig wie berührend. Verzweiflung in ihrer schönsten Form.
14. The Rural Alberta Advantage – Vulcan, AB
Der Name verrät es bereits: The Rural Alberta Advantage stammen aus dem Landesteil Alberta, der in Kanada geografisch-mittig liegt. Wo Mumford & Sons aufgehört haben, fangen sie an: Auf frischere Weise. Der Song “Vulcan, AB” ist passend zum fröhlichen Aufwachen, wenn man sich auf der Weg zur Arbeit / zur Uni / zur Schule befindet. Bis man dann schlussendlich wirklich bei der Arbeit / der Uni / der Schule angekommen ist…
“I´m gonna wake you up gonna break you up”
15. Magnus & Thomas Smith – Singing Man
Das belgische Tanzprojekt Magnus hat sich kurzerhand eine der derzeit schönsten Stimmen des Musikgeschäfts geschnappt und mit dieser Stimme einen wundervollen Track erschaffen. Hier sind die 80er lebendig und singende Männer zerren beständig auf die Tanzfläche der inneren Mitte.
Vielen Dank fürs Lesen. Falls euch noch ein Song besonders begleitet hat im Monat Oktober, könnt ihr es uns in den Kommentaren wissen lassen. Wir sind immer glücklich über Empfehlungen.
SO LONG, KEEP BUZZIN
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