Und jetzt mal etwas ganz anderes (oder: and now to something completely different)
Die Evolution des Menschen hat mich schon immer interessiert. Woher kommen wir? Warum sehen wir so aus? – Fragen, die wohl jeden einmal beschäftigen. Darum habe ich damals das Thema für meine Maturarbeit in Biologie gewählt. Und dabei einige Überraschungen erlebt. Mein damaliger Lehrer hat mir einige Bücher mitgegeben zum Studium. Darwins „Evolution of Men“ und mehr – darunter auch ein Buch „The decent of woman“ von Elaine Morgan … und so kam ich zur Aquatic Ape Theory.
Theorie, denn, wie so vieles in unserer eigenen Evolution ist noch nichts bewiesen. Eines der Dinge, die man ziemlich schnell merkt, wenn man sich damit beschäftigt, ist, dass bei der Evolution des Menschen ziemlich viel unklar ist. Wir können z.B. auch heute noch nicht wirklich eine „Zeitlinie“ aus den wenigen Fossilien der Vorfahren des Menschen zusammenstellen. War der Neanderthaler eine Sackgasse oder wurde das genetische Material integriert?
Da gibt es die klassische „Jäger der Savanne-Theorie“. Die besagt, dass wir die sicheren Wälder und die Bäume verliessen, um auf der Savanne zu leben – wegen Überpopulation oder einem Klimawechsel. Und auf diesen weiten, trockenen Flächen, richteten wir uns auf, damit wir weiter sehen konnten, verloren das Fell, damit wir nicht überhitzten und entwickelten Sprache um im Pack zu jagen.
Nur … hat das ein paar Haken: Es leben auch andere Primaten in der Savanne, Paviane zum Beispiel – und die rennen immer noch auf allen vieren und haben volles Fell – da ist kein Zwang sich anzupassen.
Die Wasseraffen-theorie besagt, dass die Veränderungen schon vorher angefangen haben – in einer Übergangsphase, die im/am Wasser verbracht wurde.
Um die Theorie zu unterstützen, müsste in Afrika ein Klimawandel stattgefunden haben zum Zeit der Umstellung – da, wo unsere Vorfahren herkommen – dem Gebiet der grossen Seen. Und wirklich, in der Zeit zwischen vor 7 Millionen bis vor 70’000 Jahren wurde das Gebiet vom Meer überflutet. Es entstand ein riesiger Inland See, abgeschlossen vom übrigen Meer, aber mit Salzwasser. Heute ist alles ausgetrocknet, eine Wüste mit riesigen Salzlagern.
Dass keine Fossilien gefunden wurden, welche die Wasseraffentheorie unterstützen ist zu erwarten: die meisten der Veränderungen sind nicht in den Knochen sichtbar: Behaartheit, Lage der Organe, Unterhautfettgewebe etc. Dass die meisten Fossilien aber in der Nähe von (ehemaligen oder noch existierenden) Wasserflächen gefunden wurden wäre wieder eher ein Hinweis, dass sie korrekt ist.
Hinweise für die Wasseraffentheorie:
Der aufrechte Gang: die meisten Primaten sind mit dem Vierfüsser Gang durchaus zufrieden und richten sich nur kurz auf, um bedrohlicher zu wirken, oder nach etwas Ausschau zu halten. Und … um Wassergebiete zu durchqueren. Sie können zwar schwimmen, aber sie laufen lieber aufrecht, das Wasser trägt ein Teil des Gewichtes, was es einfacher macht und sie können den Kopf über Wasser halten zum atmen. Auch wir sind auch nach fast 5 Millionen Jahren immer noch nicht perfekt an den aufrechten Gang angepasst (was die vielen Leute mit Rückenschmerzen, Krampfadern, Hämorrhoiden etc. zeigt) – warum also würde man so etwas auf sich nehmen – wenn man nicht durch die Umgebung dazu gezwungen wird – z.B. durch weitreichende Überschwemmungen?
Haarlosigkeit – Warum sind wir nackt? Nackt zu sein, bedeutet die Haut mehr der Sonne auszusetzen, was sicher kein Vorteil ist (Sonnenbrand irgendwer?), in Afrika wird es ausserdem in der Savanne nachts reichlich kalt und auch dafür ist es nicht gerade ideal.
Welche anderen Tiere – speziell Säugetiere sind haarlos? Wal, Delfin, Dugong, Nilpferd, – alles Tiere, die im Wasser leben, oder häufig dorthin zurückkehren. Der Elefant ist auch nackt – und ein ausgezeichneter Schwimmer – und Schweine leben im Halbwasser: Schlamm. Alle diese haben auch – zum Ausgleich der vor Auskühlung schützenden Haarschicht ein dickes Unterhautfettgewebe entwickelt – und auch der Mensch zeigt Ansätze dafür. Frauen übrigens mehr als Männer – in beider Hinsicht: Haarlosigkeit und Unterhautfettgewebe. Waren wir vielleicht häufiger im Wasser, weil es da sicherer war? Und die Männer mehr an Land, weil es auch da Nahrung zu jagen gab?
Das Fett ist schon ziemlich typisch für uns – andere Primaten haben diesen Ansatz nicht. Sie werden auch nicht so dick wie wir, mit Wülsten an den Hüften und Bauch und unter den Armen – und das Fett ist für uns bis zu einem gewissen Grad normal. Eine 16jährige sollte etwa 27% des Körpergewichtes in Fettgewebe haben. Fällt der Anteil unter 22% hört der Menstruationszyklus auf und wir können nicht mehr schwanger werden. Ein guter Teil des Fettgewebes befindet sich auch in und unter der Haut – Unterhautfettgewebe wie bei Wasserlebenden Tieren.
Schwitzen – als Kühlfunktion ist das reichlich eine schlecht funktionierende Einrichtung. Das System, das Einzigartig ist für die Menschen – andere Säugetiere die Schwitzen, tun dies viel weniger und brauchen andere Drüsen dafür. Ausserdem schwitzen wir oft, wenn es gar nichts bringt – in feuchtem Wetter. Es fängt viel zu langsam an, bringt mehr als die dünne Schicht Feuchtigkeit, die es zum kühlen bräuchte und verschwendet Salz. Wir sind die einzigen Säugetiere, die Salz ausscheiden mit dem Schwitzen. Wir schwitzen sogar noch, wenn wir fast total dehydriert sind.
Also warum das ganze? Eine Möglichkeit ist: um Salz auszuscheiden. Wenn wir wirklich lange an/im Salzwasser verbracht haben und Meeresfrüchte gegessen und gelegentlich Salzwasser geschluckt haben, war das vielleicht eine Möglichkeit, die Nieren zu entlasten bei der Salzausscheidung. Seevögel haben auch spezielle Drüsen zum ausscheiden von Salz.
Der Mensch weint – etwas, was Wissenschaftler schon länger erstaunt. Auch das ist ursprünglich entstanden um Salz loszuwerden. Vielleicht hast Du das schon einmal selbst erlebt: wenn man lange weint, sticht das Salz in den Augen. Walrösser weinen, Elefanten weinen. Andere Primaten weinen nicht.
Schwimmen und Tauchen - Um schwimmen und tauchen zu können, müssen die Luftwege vom Wasser abgeschlossen werden können. Wir haben so eine Vorrichtung, das Velum hinten im Gaumen, das die Nasenhöhlen von der Mundhöhle abtrennen kann. Das ist unter den Primaten einzigartig und der Kehlkopf musste dazu nach hinten versetzt werden. Andere Wasserlebende Tiere wie der Pinguin oder das Krokodil haben ähnliche Vorrichtungen. Auch bei tauchenden Säugetieren findet sich das: Seelöwe und Dugong.
Dann ist da noch der Tauchreflex, der auftritt, wenn der Kopf in Wasser gehalten wird – Babies haben bis etwa im Alter von 6 Monaten einen Reflex, der verhindert, dass sie unter Wasser einatmen.
Und schaut mal Eure Hände an, speziell zwischen den Fingern: Ist das anfangende Schwimmhautbildung?
Der Verschobene Kehlkopf (Larynx) hatte aber noch einen anderen Vorteil: er verleiht uns eine grössere Tonweite – im Vergleich zu Schimpansen, die vor allem aus dem Grund nicht sprechen können, weil ihnen die physiologischen Vorraussetzungen dafür fehlen. Das Problem ist nicht die Intelligenz, sondern, dass sie über die Atmung kaum Kontrolle haben – im Gegensatz zu uns. Eine weitere Charakteristika, die wir mit tauchenden Säugetieren (Delfine, Biber, Seeotter) gemein haben. Keine anderen nicht-aquatischen Säuger haben das.
Der Penis - Die relative Grösse des Penis beim erwachsenen Mann (13cm gegenüber einem etwa gleich grossen Gorilla: 3cm) war eine notwendige Entwicklung wegen dem Rückzug und der relativen Unzugänglichkeit der Vagina. Der Lagewechsel der Vagina hat wieder um mit der Anpassung des ganzen Köpers an das Wasser zu tun – Wenn Wirbelsäule und Beine in einer Linie liegen: Stromlinienförmigkeit.
Hirn-Futter: DHA ist eine Fettsäure, die notwendig ist für die Entwicklung des menschlichen Gehirns und für die Augen – sie findet sich leicht in Meeresfrüchten und Fischen, aber kaum an Land. Auch das ein Hinweis darauf, dass sich das menschliche Hirn zumindest in der Nähe vom Meer entwickelt hat, bevor die Menschen anfingen das Land zu erobern.
Es gäbe noch mehr … die Talgdrüsen, die bei uns so gerne Akne machen, die Haare auf dem Kopf, dass wir schon ziemlich „plump“ geboren werden …
Wie gesagt, Beweise fehlen noch – aber das gilt auch für die anderen Theorien, Mir gefällt die Wasseraffentheorie aber mehr als die normale– vielleicht, weil ich das Wasser sehr mag?