Die wahre Reform der Ärzteausbildung

Die wahre Reform der Ärzteausbildung

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GTL | 2.7.2013 | Kommentare (0)

 

Die wahre Reform der Ärzteausbildung

ASO (Alte Studienordnung),
NSO (Neue Studienordnung,
KPJ (klinisch praktisches Jahr),
Turnus neu,
Lehrpraxis v.s. Leerpraxis, ...
Es ist schon ein paar Jährchen her, als ich den verhängnisvollen Entschluss gefasst habe, mich an der Medizinischen Fakultät einzuschreiben; die sich ja übrigens auch zur Belohnung eifriger Mittelbaukarrieristen zur Medizinischen Fakultät gemausert hat und der Alma mater den, nicht nur durch die rektale Untersuchung, streng riechenden Finger zu zeigen.
Ob meine dort erworbene Lehrbefugnis nicht eine Unbefugnis wurde, mögen die Leser dieser Zeilen beurteilen, aber ich blicke jedenfalls auf eine schier unüberblickbare Fülle an Reformen der der Ärzteausbildung zurück, die stets unter ein und demselben Suffix daherkamen:
REFORM

Das Gute kommt zwar angeblich aus der Apotheke,
jedoch benötigt der Patient hier für die meisten Benefizien ein Rezept.
Im Reformhaus hingegen (gibts die überhaupt noch oder wurden sie alle von den großen Drogerieketten gefressen?) konnte man sich ohne ärztliche Erlaubnis was Gutes tun (lassen).
Die Reformhäuser verdanken ihre Existenz laut Wikipedia der so genannten Lebensreform Mitte des 19. Jahrhunderts hervor, insbesondere aus dem Streben nach einer naturnahen Lebensweise, ökologischer Landwirtschaft, Vegetarismus, Reformkleidung, Naturheilverfahren usw.,
Also schon wieder eine REFORM.

Meine Perseveration verdanke ich der Frühstückslektüre einer parteinahen Ärztevertretung, die davon schwadronierte, dass die österr. Ärzteausbildung im internationalen Verleich nachhinken würde und dem bevorstehenden Qualitätssprung, würde der Gesundheitsminister, der übrigens derselben Partei angehört, nur das Geld für 12 Monate Lehrpraxis hergeben.
Dann wäre alles gut.

Ich möchte gar keine Diskussion beginnen, ob die finanziell vom Steuerzahler unterstützte Unterstützung eines Kassenarztes in einer Lehrpraxis nun unbedingt bessere Hausärzte produzieren würde als die bisherige Praxis, in der der Turnusarzt im Spital ja primär ebenso als billige Arbeitskraft in einem überwiegend vom Steuerzahler finanzierten Krankenhausbetrieb gesehen wurde;
ja werden musste, denn irgendwer muss schließlich die ungeliebten Tätigkeiten tun und die im Spital arrivierten Gruppen (Pflege, ärztlicher Mittelbau, Abteilungsleiter) haben es sich schon so gerichtet, dass ihnen das erspart blieb, solange es noch genug Turnusärzte gab...
Ich verschiebe allfällige Beckmesserei, ob denn die Ausbilder in der Hausarztpraxis die erforderliche didaktische Qualifikation haben, jemanden auszubilden und stelle nur ganz kleinlaut die Frage, woher denn die niedergelassene Ärzteschaft ihre jetzige Qualifikation bekommen hat, die sie im Krankenhausbetrieb offenbar nicht lernen konnten .... 

Worum es mir hier eher geht, ist das Unwort der REFORM,
das immer dann aus der Tasche gezogen wird, wenn Missstände offenkundig werden, um die Hoffnung zu nähren, dass sich durch Änderung DIESER Rahmenbedingungen, alles zwangsläufig zum Guten wenden müsste.

Dabei müsste es doch, zumindest denen, die sich wie ich durch ein paar Jahre Lateiunterricht quälen haben lassen, klar werden, dass sie sogar schon die Ethymologie des Wortes sagenhafter Dummheit zeiht:
In REFORM steckt lat. für re zurück und formatio, also Gestaltung, unsere hektischen Reformer wollen uns glaubenmachen, dass wir bei Befolgung ihrer Vorschläge mit einem "großen Sprung nach vorne" hüpfen würden, oder politisch angepasster "den Anschluss an die vorauseilende internationale Entwicklung" finden könnten, wobei REFORM (von Paulus bis Luther) eigentlich WIEDERHERSTELLUNG  vergangender aber als besser empfundener Zustände verspricht.
Also eigentlich ein ähnlicher Blödsinn wie die gebräuchliche Metapher "Quantensprung" für die größtmögliche Vorwärtsbewegung, während der Quantenphysiker weiß, dass es sich dabei um die energetisch kleinstmögliche Ortsveränderung handelt.
Um zum Schluss zu kommen, schliesslich war der Kaffe ausgetrunken und ich musste in die Arbeit fahren, um auszubilden und in der Routine zu arbeiten, befiel mich der erlösende Gedanke, dass wir all die Reformer zum Teufel jagen sollten und - egal auf welchem Gebiet, aber natürlich auch in der Ärzteausbildung, einmal
das Bestehende richtig machen, statt unsere ohnehin knapp gewordenen Ressourcen in immer neuen Reformen zu vergeuden.
Vielleicht waren die alten Konzepte, die wir schließlich auch vielversprechenden Reformen verdanken, gar nicht einmal so schlecht, nur haben wir sie nicht erfüllen können, weil es uns an
Zeit,
Geld,
Energie
mangelte.
Vielleicht mangelte es uns auch darüberhinaus auch schon an Glauben, dass die x-te Reform etwas an den Zuständen ändern würde, wenn sie nicht auch die Umstände berücksichtigt.



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