Oh, wie schön, eine U4. Ich hüpfe innerlich im Kreis und mache Handstand. Die Lieblings-Vorsorgeuntersuchungen aller. Das Kind ist meist entspannt, grinst einen an, völlig bahr jeglicher Fremdelversuche, die Eltern sind aus dem Gröbsten raus, der Bauch hat sich beruhigt, die Milchsäurebakterien haben ihr Werk getan. Die erste Impfung liegt auch schon hinter einem (und damit zumeist auch die Beratungen oder Diskussionen).
´s Bobele ist jetzt drei oder vier Monate, blickt wissend durch die Gegend, fixiert bereits sicher und folgt dem Blick, der Rassel oder dem Vollbart vom Opa. Die ersten Sprachlaute werden produziert, noch ein Lallen, Gurren und Quietschen, noch keine echten Worte, aber die Eltern hören bereits feine Nuancen heraus, ob das Kind Hunger hat oder einfach nur zufrieden ist. Bitte spätestens jetzt Reden Reden Reden mit dem Säugling, Kommunizieren, Geschichten erzählen, Singen, Plappern, vom Tag erzählen. Das Kind möchte sich mitteilen und möchte erfahren, dass es gehört (und vielleicht verstanden) wird. Wer jetzt keine Antwort bekommt, verstummt.
Die Eigenmotorik wird freudiger, ´s Bobele bewegt die Hände und die Beine, alles sieht locker, teils schon gezielt aus, es gibt Bewegungen zur Seite, noch ohne Drehen, der Kopf wird nach der Schallquelle oder dem Licht gedreht, das Kind “orientiert sich im Raum”. Dinge werden in der Hand gehalten, wenn auch noch kurz, das erste Spielzeug sind die eigenen Hände, sie werden betrachtet, zueinander bewegt, in den Mund gesteckt. Das produziert Speichel – ganz normal. Das Zahnen kommt erst später.
Man kann theoretisch ab dem vierten Monat mit der Löffelkost beginnen – ab 6. Monat sollte man. Auch das funktioniert jetzt das erste Mal: Der Löffel kommt, der Schnabel geht auf. Wer noch die Zunge schiebt, ist noch nicht soweit. Spätestens jetzt dürfen sich die Eltern mit diesem Thema “Beifüttern” beschäftigt haben: Über die Hebamme, über einen “Gläschenkurs”, über die erfahrenen fMFA des Kinderarztes. Bücher alleine reichen so wenig, wie es reicht, Kochbücher im Schrank zu haben, ohne jemals selbst gekocht zu haben.
U4 macht Spaß. Bei der U4 gibts immer was zu lachen – weil der Säugling so unbedarft lacht. Alles entspannt. Wenn die Eltern es sind. Denn wer selbst innerlich verkrampft, aus Angst vor dem Arzt oder Angst, etwas falsch zu machen, oder aus Angst, nicht entspannt zu sein – das bekommt der Säugling sofort mit. Dann geht vielleicht lieber der Vater zur U4?
(Ohne jetzt Schelte zu erwarten: 95% der U4 werden von der Mutter bestritten, bei der U3 sind noch 50% der Väter dabei – unrepräsentative Zählung in eigener Praxis im letzten Monat).
Aus dieser Reihe:
Die Vorsorgeuntersuchungen – U1
Die Vorsorgeuntersuchungen – U2
Die Vorsorgeuntersuchungen – U3