Für den Brockhaus liegt »Vollbeschäftigung« vor, »wenn alle für eine Beschäftigung geeigneten Personen ohne längere Wartezeit einen Arbeitsplatz zum bestehenden Lohnniveau finden können«. Der Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit sagte letzte Woche in einem Interview, dass sich Deutschland »langfristig der Vollbeschäftigung« nähere. Das was er meint, hat mit dieser klassischen Vollbeschäftigung per definitionem nichts zu tun.
Schon eine kuriose Vollbeschäftigung, der wir uns da nähern. 7,9 Millionen von 42,7 Millionen Erwerbspersonen arbeiten im Niedriglohnsektor. Mehr als 1,3 Millionen dieses Prekariats füllt weiterhin Antragsformulare des Jobcenter aus, um mit ergänzendem Arbeitslosengeld aufstocken zu können. Tendenz steigend. Sozialisierte Personalkosten liegen voll im Trend. Trotzdem findet dieser Personenkreis in der Arbeitslosenstatistik nicht statt. Weder die Aufstocker, noch die anderen Beschäftigten, die entweder nicht aufstocken wollen oder keinen Anspruch darauf haben, aber deshalb noch lange nicht im Wohlstand baden.
Weitere Gruppen, die nicht in der Statistik auftauchen und somit den Weg frei für eine etwaige Vollbeschäftigung schaffen, sind unter anderem kranke Arbeitslose. Konkrete Zahlen zu denen gibt es nicht. Man weiß nur, dass Arbeitslosigkeit ursächliche Auswirkungen auf die Entwicklung schwerer Krankheiten hat. Menschen, die in sogenannten »Ein-Euro-Jobs« ausharren und Personen ab dem 58. Lebensjahr fallen auch heraus. Zusätzlich streicht die Arbeitsagentur alle aus der Statistik, »die eine Vermittlung erschweren, weil sie ihre Pflichten bei der Jobsuche nicht erfüllen«. Für den September 2014 bezifferte die Arbeitsagentur diese verschiedenen Personenkreise auf annähernd eine Million Menschen.
Von den 42,7 Millionen möglichen Erwerbspersonen arbeiten lediglich 30,3 Millionen sozialversicherungspflichtig. Viele derer, die ohne Sozialversicherungsschutz arbeiten, würden gerne mehr als nur jobben. Auf die offizielle Arbeitslosenzahl von 2,7 Millionen kamen im Oktober 517.000 gemeldete Stellen. Wie man da die nach dem Brockhaus definierte Vollbeschäftigung ermöglichen will, wie man also »ohne längere Wartezeit einen Arbeitsplatz zum bestehenden Lohnniveau finden« könne, bleibt so mehr als fraglich. Man sollte Zeit zum Warten mitbringen. Überhaupt ist das so eine Sache mit dem Lohnniveau. Die Boomsparte auf dem Arbeitsmarkt ist der Niedriglohnsektor. Geringfügige Beschäftigungen ersetzen immer öfter Normalarbeitsverhältnisse. Leiharbeit schwillt zu einem Millionenmarkt an. All das drosselt das Lohnniveau und so könnte man Weise beipflichtend attestieren, dass er definitionsgemäß eine tatsächliche Vollbeschäftigung meint, denn wenn einer Arbeit findet, dann eben eine, die diesem Lohnniveau im Abschwung zupass komme.
Doch dieser Niedriglohnsektor ist ein separierter Raum, eine künstliche Billiglohnblase, die politisch immer weiter aufgepumpt wird und mit dem noch existierenden Lohnniveau gar nichts zu tun hat. Er senkt zwar das allgemeine nachhaltig, aber wer heute eine Beschäftigung in ihm findet, tritt keine Stelle »zum bestehenden Lohnniveau« an. Er liegt noch weit unter dem Wert, der einst erkämpft wurde und den es außerhalb des Niedriglohnrahmens ja noch immer gibt. Wenn auch nicht mehr so üppig. Vollbeschäftigung, die Weise in diesem Sinne des Lohndumpings meint, bedeutet heute, dass jemand »mit mehr oder weniger längeren Wartezeiten einen Arbeitsplatz zur Absenkung des allgemeinen Lohnniveaues erhält«. Dass man eine Stelle findet, die das Niveau der persönlichen Not des gerade noch Arbeitslosen lindert, ist für viele Menschen gar nicht mehr geboten. Man kommt vom Regen in die Traufe.
Vollbeschäftigung also? Wie gesagt, der Mann heißt nur Weise. Er ist es nicht. Er ist aber bestimmt voll beschäftigt. Beschäftigt, die Situation als ausgezeichnete Ausgangslage zu stilisieren. Ja, die einzigen, die heute noch voll beschäftigt sind, das sind die Blender und Beschöniger. Die haben viel zu tun. Deren Vollbeschäftigung ist eindeutig gesichert. Ohne Kniffe und Niedriglohn. Ihre Vollbeschäftigung ist echt.
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Schon eine kuriose Vollbeschäftigung, der wir uns da nähern. 7,9 Millionen von 42,7 Millionen Erwerbspersonen arbeiten im Niedriglohnsektor. Mehr als 1,3 Millionen dieses Prekariats füllt weiterhin Antragsformulare des Jobcenter aus, um mit ergänzendem Arbeitslosengeld aufstocken zu können. Tendenz steigend. Sozialisierte Personalkosten liegen voll im Trend. Trotzdem findet dieser Personenkreis in der Arbeitslosenstatistik nicht statt. Weder die Aufstocker, noch die anderen Beschäftigten, die entweder nicht aufstocken wollen oder keinen Anspruch darauf haben, aber deshalb noch lange nicht im Wohlstand baden.
Weitere Gruppen, die nicht in der Statistik auftauchen und somit den Weg frei für eine etwaige Vollbeschäftigung schaffen, sind unter anderem kranke Arbeitslose. Konkrete Zahlen zu denen gibt es nicht. Man weiß nur, dass Arbeitslosigkeit ursächliche Auswirkungen auf die Entwicklung schwerer Krankheiten hat. Menschen, die in sogenannten »Ein-Euro-Jobs« ausharren und Personen ab dem 58. Lebensjahr fallen auch heraus. Zusätzlich streicht die Arbeitsagentur alle aus der Statistik, »die eine Vermittlung erschweren, weil sie ihre Pflichten bei der Jobsuche nicht erfüllen«. Für den September 2014 bezifferte die Arbeitsagentur diese verschiedenen Personenkreise auf annähernd eine Million Menschen.
Von den 42,7 Millionen möglichen Erwerbspersonen arbeiten lediglich 30,3 Millionen sozialversicherungspflichtig. Viele derer, die ohne Sozialversicherungsschutz arbeiten, würden gerne mehr als nur jobben. Auf die offizielle Arbeitslosenzahl von 2,7 Millionen kamen im Oktober 517.000 gemeldete Stellen. Wie man da die nach dem Brockhaus definierte Vollbeschäftigung ermöglichen will, wie man also »ohne längere Wartezeit einen Arbeitsplatz zum bestehenden Lohnniveau finden« könne, bleibt so mehr als fraglich. Man sollte Zeit zum Warten mitbringen. Überhaupt ist das so eine Sache mit dem Lohnniveau. Die Boomsparte auf dem Arbeitsmarkt ist der Niedriglohnsektor. Geringfügige Beschäftigungen ersetzen immer öfter Normalarbeitsverhältnisse. Leiharbeit schwillt zu einem Millionenmarkt an. All das drosselt das Lohnniveau und so könnte man Weise beipflichtend attestieren, dass er definitionsgemäß eine tatsächliche Vollbeschäftigung meint, denn wenn einer Arbeit findet, dann eben eine, die diesem Lohnniveau im Abschwung zupass komme.
Doch dieser Niedriglohnsektor ist ein separierter Raum, eine künstliche Billiglohnblase, die politisch immer weiter aufgepumpt wird und mit dem noch existierenden Lohnniveau gar nichts zu tun hat. Er senkt zwar das allgemeine nachhaltig, aber wer heute eine Beschäftigung in ihm findet, tritt keine Stelle »zum bestehenden Lohnniveau« an. Er liegt noch weit unter dem Wert, der einst erkämpft wurde und den es außerhalb des Niedriglohnrahmens ja noch immer gibt. Wenn auch nicht mehr so üppig. Vollbeschäftigung, die Weise in diesem Sinne des Lohndumpings meint, bedeutet heute, dass jemand »mit mehr oder weniger längeren Wartezeiten einen Arbeitsplatz zur Absenkung des allgemeinen Lohnniveaues erhält«. Dass man eine Stelle findet, die das Niveau der persönlichen Not des gerade noch Arbeitslosen lindert, ist für viele Menschen gar nicht mehr geboten. Man kommt vom Regen in die Traufe.
Vollbeschäftigung also? Wie gesagt, der Mann heißt nur Weise. Er ist es nicht. Er ist aber bestimmt voll beschäftigt. Beschäftigt, die Situation als ausgezeichnete Ausgangslage zu stilisieren. Ja, die einzigen, die heute noch voll beschäftigt sind, das sind die Blender und Beschöniger. Die haben viel zu tun. Deren Vollbeschäftigung ist eindeutig gesichert. Ohne Kniffe und Niedriglohn. Ihre Vollbeschäftigung ist echt.
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