Natürlich darf ich klauen, hat er gesagt. also klaue ich diesen total melancholischen Satz, der unter einem Foto von dem Berliner Dom stand, und über dem Dom waren viele kleine schwarze Flecke, vermutlich Vögel. vielleicht aber auch nur Staub auf dem Film. oder auf dem Scanner. und auch wenn der Satz eigentlich eher zum Herbst passt, ist es der perfekte Satz für heute, für den Tanz in den Mai, für das Volksfest des Besinnungslosen. mir ist nicht nach besinnungslos, mir ist nach Stille und Ruhe und nach weicher Haut und Becher Tee.
Vielleicht weil der Frühling sich dieses Jahr so viel Zeit lässt, lerne ich, geduldiger zu sein. ich lerne Zeit zu haben und diese Zeit nicht umzubringen. Leben ohne Fernsehen und Facebook fühlt sich ab und an nach Leben in einem sibirischen Dorf, weit abseits der Zivilisation. ist natürlich quatsch, aber inmitten der vielen Zeit kommen eben auch solche abstrusen Gedanken, die Platz finden, sich gemütlich hinsetzen und mich von ihrem Platz aus zwinkernd anschauen. Volksfest der Besinnung in meinem Kopf. ein entschleunigter Frühling in meinem Herzen. nochmal von vorn, nochmal zum ersten Mal etwas tun und dabei ein Herzklopfen haben, das in Australien hörbar sein wird.
Doch ich bin furchtlos. furchtlos und aufgeregt. ein Gefühl des Fliegens ohne zu wissen wie man landet. eine Gewissheit, dass es richtig ist.