Jeremy Rifkin „Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft“, 525 Seiten, Campus, 27 €, ISBN: 978-3593399171;
Ob allen Menschen klar ist, wie die Digitalisierung unsere Gesellschaft verändert? Sicher nicht. Dabei hat der Wandel schon die Musikindustrie komplett gewandelt, rafft derzeit die Medien dahin, den Einzelhandel, die Industrie und was noch alles. Und natürlich unser Wirtschaftssystem. Einige Szenarien hat der Wirtschaftswissenschaftler Jeremy Rifkin in diesem Buch erdacht.
Der Regierungsberater und Visionär verkündet nicht weniger als den Niedergang des Kapitalismus und den Beginn einer sozialen Gemeinschaft, die er „collaborative commons“ nennt. Faktoren dafür sind Teilen und Tauschen. Das Internet, so seine These, wird die klassische Produktion, die Grundlage unserer kapitalistischen Gesellschaft mehr und mehr zurückdrängen.
Und Produkte, die „null Grenzkosten“ haben, also einfach gesagt, bei der Massenfertigung nichts mehr kosten, werden die Unterschiede verdrängen, die es jetzt zwischen jenen gibt, die Produkte produzieren und jenen, die sie konsumieren. Die Unterschiede werden kleiner, der Mangel weniger, der Überfluss größer. Oder nicht?
Klingt zu schön, um wahr zu sein? Vielleicht. Auf Rifkin übersieht nicht, dass auch die heutige Internet- Wirtschaft von riesigen, weltumspannenden Konzernen bestimmt wird. Der Autor betont indes die Macht der Konsumenten, die über kurz oder lang jene Unternehmen trotz deren erfolgreichen, innovativen Produkten auf ihren Kern reduzieren werden, zugunsten dezentraler, genossenschaftlicher Firmen.
Eine schöne Vision und ein spannendes Buch.