Die Videothek

Die Videothek

Während vor dem Fenster der Regen bei uns den Schneeersatz liefert, habe ich neulich ein weiteres Wort entdeckt. Das geht jetzt auf meine Liste der aussterbenden Wörter. Um was es geht - die Videothek.

Wenn Du mir nicht glaubst, dann sieh Dich in der Umgebung um - na, wie viele Videotheken findest Du noch? Eben, die Zahl ist rapide zurückgegangen - ich habe ewig keine mehr gesehen. In den frühen 1980er Jahren war das noch völlig anders.

Der Aufbau einer Videothek.

Die Videotheken, zumindest die, in denen ich unterwegs war, waren alle nach dem gleichen Grundprinzip aufgebaut.

Man bekam am Tresen einen kleinen (laminierten) Mitgliedsausweis und in den Regalfluchten mit man leeren Filmcovern konnte man sich „seinen" Favoriten aussuchen. Einfach die Box öffnen und das kleine Kärtchen mit zur Dame am Tresen nehmen. Dort gab es die heiße Ware, den Film.

Je nach Anzahl der Leihtage schlug dieser in den Geldbeutel durch und voller Vorfreude auf den kommenden Filmspaß verließ man die Videothek. Nicht jedoch ohne noch einmal an das Rückspulen erinnert zu werden.

Jetzt wird es schmuddelig - hinter dem Vorhang der Videothek.

So manch einer verschwand auch in den, meist mit einem Vorhang, abgegrenzten schmuddeligen Bereichen. Was heute im Internet an allen Ecken (gewollt oder nicht) kostenfrei zu sehen ist, war damals noch hinter dunklen Tüchern versteckt.

Wie sich die Zeiten doch geändert haben.

Heute springen Dir die nackten Tatsachen im Nachmittagsprogramm entgegen, ob Du möchtest oder nicht.

Die Videothekare waren auch sehr erfindungsreich in der Namensfindung. So trugen diese so klingende Bezeichnungen wie Mediathek, Filmwelt oder Cinemathek. Manche blieben beim schlichten Videothek.

Die Videothek

Eine Anekdote zur Videotheksuche.

Ich kann mich noch erinnern an meine Ausbildungszeit, ich war in Darmstadt und dachte mir in ländlicher Unbedarftheit, geh ich dort in die Videothek.

Also sah man eines schönen Tages Björn in den Videoring schreiten, ein Film war schnell ausgesucht, nur mit der Ausleihe klappte es nicht.

Warum?

Der Mann hinter dem Tresen klärte mich auf. Hier würde nur an Personen aus der Stadt Darmstadt ausgeliehen.

Diskriminierung der Landbevölkerung in seiner einfachsten Form. Kann man machen nix.

Glücklicherweise gab es genau gegenüber noch eine Videothek und dort interessierte es gar nicht, wo ich wohnte. So kann es gehen.

Der Niedergang der Videotheken.

Im Laufe der Zeit wurde die Videokassette von der DVD abgelöst, die konnte man immer noch leihen. Gleichzeitig gingen manche Betreiber dazu über, Ausweichgewerbe zu betreiben. So konnte man in der Nähe meines Heimatortes Computerzubehör und Spiele kaufen.

Später kamen die obligatorischen Handyverträge dazu. Geholfen hat es nichts, zumindest was die reine Videothek anging.

Spätestens mit dem Erscheinen der verschiedenen Streaming Dienste über das Internet begann der unaufhaltsame Niedergang dieser Branche.

Im Jahr 2017 gab es gerade einmal 600 Stück in Deutschland. Bei uns in Hessen nur noch 50. Wobei viele sich mittlerweile auf das Verleihen von Spielen für verschiedene Konsolen verlegt haben.

Tja, also durchaus ein Wort für meine Liste - oder?

Sei mir gegrüßt

Björn


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