Nach dem Unfall der Deepwater Horizon, der in seinen besten Tagen als "Tschernobyl der Ölindustrie" gefeiert worden war, ist das der größte Öl-Gau der letzten Jahre. Abgesehen selbstverständlich von der alltäglichen Ölkatastrophe, die von allen führenden Medien seit Jahrzehnten konsequent totgeschwiegen wird. Dabei erreicht die unter Experten als "Wal-Mart-Leckage" bekannte Umweltverseuchung eine völlig andere Größenordnung als das vergleichsweise bescheidene Tröpfeln unter der "Gannet Alpha". Untersuchungen amerikanischer Wissenschaftler bestätigen: Täglich laufen auf jedem Wal-Mart-Supermarkt-Parkplatz in den USA durchschnittlich zehn Liter Öl und Benzin aus. Das Umweltgift, das mit einem Tropfen zehntausende Liter Wasser verseuchen kann (Greenpeace), versickert zumeist im Erdreich.
Zum Vergleich: Während unter der Shell-Plattform in der Nordsee täglich etwa ein Barrel Öl ausläuft, summieren sich die Verluste auf den 3700 Parkplätzen, die Wal Mart allein in den USA betreibt, zu 37000 Litern oder umgerechnet etwa 230 Barrel. Im Jahr ergibt sich eine Ölverseuchung von 13.500 Tonnen, etwa 15 Mal mehr als Shell in der Nordsee verursacht hat.
Das wahre Ausmaß der Katastrophe ist damit jedoch noch nicht beschreiben. Supermarkt-Konkurrent Carrefour betreibt in den USA etwa 1500 Großmärkte, auf denen die Wal-Mart-Tragödie deckungsgleich ihre Fortsetzung findet: Durch den häufig recht angeschlagenen technischen Zustand amerikanischer Privatfahrzeuge steigt die Summe der Ölverluste über beide Ketten gesehen auf rund 20.000 Tonnen im Jahr. Weltweit geschehen auf dem Gelände von Supermarktbetreibern und Parkplatzanbietern damit hochgerechnet sogar mehr Ölkatastrophen als unter der Ägide der Ölfirmen: Mehr als zwei Millionen Tonnen Öl im Jahr versickern in den Böden zwischen Einkaufswagenhäuschen und Mulchrabatte. Stillschweigend. Seit Jahrzehnten.