Die Vernetzung der Welt - Der Jakobsweg war gestern
Wie schon zu Beginn dieser Abteilung gestanden (http://sprechstunde.meinblog.at/?blogId=77469), war für mich die
Britische Hauptstadt ein sehr häufiges Reiseziel.
Vor vier Jahren verbrachte ich erneut eine Woche dort, um alte Erinnerungen aufzufrischen. Also ganz allein war ich nicht unterwegs, ich hatte meine Kamera dabei und konnte einmal ungehindert vom üblichen Urlaubs- oder Kongressstress knipsen, was mir vor die Linse kam.
Daheim angekommen schickte ich Paula, einer WWW Bekannten der ersten Stunde, wir korrespondierten in unterschiedlicher Intensität seit den frühen 90er Jahren über den großen Teich, eines der Fotos (das mit dem Blendenfleck).
Was heute oft vergessen wird, war das Internet lange Zeit ein Kommunikationsweg zwischen Universitäten und über diesen Weg stolperten wir hier sozusagen übereinander und tauschten Infos, Scherzchen, Manuskripte zum Korrekturlesen - und auch persönliche Reiseberichte aus.
Da zum damaligen Zeitpunkt unsere Kommunikation eher brach lag, habe ich vorab nichts von meiner Londonreise berichtet, so dass ich siegessicher den flappsigen Kommentar über den Teich schickte:
Errätst Du, wo ich war?
Nach einigen Tagen Funkstille kam zurück:
Du warst in London, stehst auf der Verkehrsinsel vor Horse Guards, Whitehall und schaust in Richtung Parlament.
Nun war es an mir in einer kurzen Funkstille durchzuatmen, um danach die alles enscheidende Frage zu stellen:
Ich trau Dir ja fast alles zu, aber wie hast Du das geschafft?
Die Erklärung führt uns tief in die Vernetzung der Welt im 21. Jahrhundert, sorry Herr Kehlmann, die Vermessung der Welt war 19. Jahrhundert,
Natürlich hatte Paula keine zuerst keine Ahnung, wo sie anheben sollte, das Rätsel zu lösen, bis sie unter Mithilfer einiger Bekannter über den Bus im Hintergund stolperte, der eindeutig links verkehrte. Auch wenn es mehrere Staaten mit Linksverkehr gibt, lag dann (roter Bus, Linksverkehr) London schon einmal sehr nahe.
Paula schickte das Foto an einen in London lebenden Freund und bat ihn an Hand der abgebilteten Hausfronten den exakten Ort der Fotografie heraus zu finden.
Dieser erkannte im Hintergrund die Nelsonsäule und screente die Straßen der Umgebung via Googles Streetview ab, bis er den charakteristischen Turm des Hauses gegenüber Horse Guards identifizierte und davor die Verkehrsinsel fand, auf der sich der Zaun mit Messingkugel befand, die ich damals fotografierte.
BTW, meines Wissens arbeitet der Freund Paulas NICHT bei Scotland Yard ....
Die Geschichte ist aber noch nicht aus.
Einige Wochen später erreichte mich das zweite Foto (das mit den drei Männern im Spiegel). Paulas Bruder, übrigens ein Profifotograf, hatte beruflich in London zu tun und suchte exakt denselben Platz auf, um sich und seine Freunde zu verewigen. Er fotografierte aber die Kugel von der anderen Seite, so dass Horse Guards nun ganz einfach zu erkennen ist.
Ich bin sicher, dass Sie das auf den ersten Blick identifiziert hätten .... ;-)
Egal, lasst uns daraus einen Pilgerweg machen. Ich bin gerne bereit alle einlangen Fotos der Verkehrsinsel hier in den Blog zu stellen ....