Das erste Thema ist schnell abgehandelt, weil langweilig! Die Rating-Agentur Moody´s tut wieder einmal das, wofür sie von ihren Auftraggebern gut bezahlt wird: raten! Soeben wurden 13 italienische Banken herabgestuft. Sollten Sie sich für die Namen derBanken interessieren, gibt es die komplette Liste und die angeblichen Gründe dafür hier auf Englisch. Jetzt aber zu einem viel wichtigeren Thema und so kurz und kompakt wie möglich. Die unglaubliche Milchmädchen-Rechnung des IWF:
Fängt ganz harmlos an: Der Internationale Währungsfond hat soeben eine neue Studie veröffentlicht, die sich mit den wirtschaftlichen Daten besonders Italiens und Spaniens beschäftigt. Darin werden die Zukunftsaussichten Spaniens negativer als bisher dargestellt. Die Wirtschaft des Landes werde im nächsten Jahr nicht um 0,1 Prozent wachsen, wie bisher prognostiziert, sondern um 0,6 Prozent schrumpfen, analysiert der IWF. Im laufenden Jahr werde die Wirtschaft mit 1,5% etwas weniger schrumpfen als bisher (-1,8%) vorausgesagt.
Oliver Blanchard, der verantwortliche Ökonom des IWF versichert, Spanien habe “wichtige Schritte unternommen, die aber nur Erfolg haben werden, wenn sich das Land zu einem vernünftigen Zinssatz refinanzieren kann. Der IWF ist der Meinung, sowohl Italien als auch Spanien zahlten heute 200 Risikopunkte mehr als nötig, quasi als Misstrauensprämie “der Märkte”. Deswegen wird die Zentralbank aufgefordert, besonders und vermehrt italienische und spanische Anleihen zu kaufen, um den Druck von den Ländern zu nehmen.
Bis dahin nur eine mehr von den ständigen “Halbkatastrophenmeldungen”, die man so oder ähnlich in der Krise jeden Tag zu lesen bekommt. Der wirkliche Skandal daran ist aber, dass die heutige “Studie” des IWF bereits Sondermüll war, bevor sie publiziert wurde. Eine der wichtigsten ökonomischen Organisationen der Welt hat es am 16.Juli tatsächlich “vergessen”, auch nur eine einzige von den “Sparmassnahmen” in ihrer Studie zu berücksichtigen, die der spanische Regierungschef Mariano Rajoy seit dem 12. Juli verkündet hat.
IWF-Chefökonom am neuen Analyse-Computer?
Weder die drastische Mehrwertsteuer-Erhöhung wurde berücksichtigt bei dieser neuen Voraussage, noch die Kürzung der Beamtengehälter noch irgendein anderer Punkt aus der Liste von 32 Punkten an Kürzungen und Streichungen, die jetzt tausende von Menschen in Protestveranstaltungen auf die Strasse treiben. Die “Studie” des IWF ist damit so treffsicher wie eine rostige Kirmesflinte und hat Halbwertzeit eines Erdbeer-Joghurts. Der jetzt erfolgende dramatische Einbruch der Inlandsnachfrage, die steigenden Sozialkosten in allen Bereichen, die durch die jüngst verkündeten Massnahmen unausweichlich sind – all das wurde in der IWF-Voraussage schlicht und einfach ignoriert.
Was die mögliche Trefferquote angeht, wird damit selbst ein Lotto-Sechser wesentlich wahrscheinlicher. Denken Sie daran, wenn sie das nächste Mal bei den “klugen Wirtschafts-Blogs“ IWF-Zahlen lesen, die die Aussagen des Autors “zweifelsfrei belegen” sollen. Es ist wirklich unglaublich: Heute werden alle Medien und etliche Blogs (logischerweise) über die neuen IWF-Zahlen berichten, die auf einer Basis beruhen, die mit der Realität längst nichts mehr zu tun hat. Jeder kleine Angestellte, würde sofort gefeuert, wenn er in seiner Firma solche “Fakten” als Entscheidungsgrundlage vorlegt!