Die Kaltmieten und Wohnnebenkosten, wie Strom, Abwasser und Müllentsorgung, stiegen in Deutschland in den letzten Jahren deutlich. Die Realöhne im unteren Einkommensbereich hingegen stagnierten oder sanken. Nach den neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes müssen demnach Geringverdiener mit einem monatlichen Einkommen von 1300 Euro bereits 48,8% ihres Lohnes für die Wohnung aufbringen. Allein im Lauf von 10 Jahren hat sich der Anteil der Wohnkosten am zur Verfügung stehenden Netto Einkommen um 9 Prozentpunkte erhöht.
In den urbanen Ballungsgebieten steigt zudem der Anteil der Singles, die nach kleineren Wohnungen nachfragen. Bis zu 40% der Bevölkerung leben in ein Personen Haushalten, die Tendenz ist steigend. Die Preise zogen darauf hin massiv an, was auch auf ein relativ neues Phänomen zuruck zu führen ist: In den Stadtzentren und in den klassischen Subzentren werden billige alte Wohnungen aufwändig restauriert und dem Luxussegment zugeführt. Die alteingesessene Bevölkerung wird verdrängt, Vermögende und Bezieher hoher Einkünfte ziehen stattdessen ein.
Der Deutsche Mieterbund und die Immobilienwirtschaft warnen bereits eindringlich vor einem drastischen Wohnungsmangel vor allem in den Groß- und Universitätsstädten: In nur fünf Jahren fehlen über 825.000 Mietwohnungen im erschwinglichen Mittelklasse Segment. Als Folge werden die Mieten noch drastischer ansteigen. Nach Schätzung des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) werden in diesem Jahr zwar mehr als 200.000 neue Wohnungen fertig gestellt – allerdings vor allem im Luxussegment.
Verbandspräsident Axel Gedaschko hält die Entwicklung für problematisch: “Es wird viel zu wenig für die Gruppe gebaut, die wenig Einkommen hat”. Der GdW vertritt rund 3000 Wohnungsunternehmen, die bundesweit sechs Millionen Wohnungen vermieten – rund ein Drittel des deutschen Mietwohnungsmarktes.
Gedaschko forderte zudem eine höhere staatliche Förderung für die Gebäudesanierung, damit die Mieten stabil blieben. Er warnte: “Wir sanieren derzeit noch preiswerte Bestände systematisch vom Markt”. Der Grund ist simpel: Vermieter dürfen nämlich die Kosten für die energetische Sanierung auf die Miete umlegen; und dies trifft vor allem Menschen, die staatliche Unterstützung bekommen, also derzeit jeder fünfte deutsche Haushalt! Werden diese Wohnungen teurer, müssen die Mieter häufig ausziehen und würden so für die Klimapolitik bestraft.
Viele Geringverdiener stehen bereits vor enormen finanziellen Problemen. Bislang wurde noch nicht untersucht, ob und in wieweit sich die negative Entwicklung am Wohnungsmarkt auf die Anzahl der Obdachlosen ausgewirkt hat. Zudem wäre es interessant zu ermitteln, ob und in welchen Ausmaße Hartz 4 Bezieher gezwungen werden, steigende Wohnungskosten selbst zu tragen.
Jedenfalls ist klar, dass mal wieder die Politik die falschen Impulse im Immobilienwesen gesetzt hat; und praktisch eine weitere Bevorzugung der Bezieher höherer Einkommen zu Lasten der “Unterschicht” vornimmt.
viele Grüße von René B. – humanicum