Die Unentschlossenheit meiner Generation

Manchmal denke ich darüber nach, was wohl einmal später die Menschheit über meine Generation sagen wird. Irgendwie haben ja alle Generationen so ihre Merkmale.

Wenn es dadrum geht, glaube ich, dass Merkmal meiner Generation zu nennen, dann ist es: Die Unentschlossenheit. Sind doch die Mitzwanziger ständig im Wandeln, nie in der Ruhe, ständig auf der Suche. Irgendwie nie im Leben angekommen, kann man meinen…

„Wenn wir in Berlin leben, denken wir, New York ist bestimmt spannender. Wenn man uns einen Arbeitsvertrag vorlegt, der bis zur Rente gilt, macht uns das nervös. Der Gedanke, dass unsere Beziehung für immer halten könnte, ebenfalls. Wir wollen uns nicht festlegen. Wir führen lieber ein Leben im permanenten Testzustand, nie ganz zufrieden, immer am Optimieren. Das macht es uns schwer, im Hier und Jetzt glücklich zu sein.“
Jonas Sprengler, Start-Up-Gründer

Wenn ich so meine Eltern betrachte, beide Mitte 50, denke ich, dass ihre Generation, die war, die zur Schule ging, eine Ausbildung oder Studium machten, einen Job antraten mit unbefristeten Vertrag, in diesen blieben, heirateten, ein Haus bauten und noch mit Mitte 50 verheiratet sind.

Beachte ich die Generation nach meine Eltern, ist es so ähnlich, aber doch nicht ganz: Da wurde schon öfters mal der Job gewechselt, da wurde ein Kind in die Welt gesetzt, vielleicht davor geheiratet, doch oftmals kam dann die Scheidung. Viele Scheidungskinder gabs, glaub ich in dieser Generation. Viele meiner Kollegen, deren Eltern nicht in die Generation von meine Eltern fallen, wundert es oft, dass meine Eltern noch zusammen sind, noch verheiratet und das schon so lange – sie selbst sind Scheidungskinder.

Und dann, dann kommt ja schon fast meine Generation. Wir machen unseren Schulabschluss, einige sogar gar nicht. Wir beginnen eine neue Arbeitsstelle mit einen befristeten Vertrag, gehen danach zur nächsten Arbeitsstelle, ziehen um, wohnen mal hier mal da, verstreuen uns in alle Himmelsrichtungen. Setzen keine Kinder in die Welt, weil das ein finanzielle Risiko wäre, sowie eine Bindung an einen Ort für längere Zeit, wir springen von einer Beziehung in die nächste oder führen überhaupt keine. Wir sind halt ständig im „Testzustand“.

Es kann ja sein, dass es irgendwo besser, toller, schöner ist, als dort wo wir gerade sind. Vielleicht ist das so, aber wie sollen wir das wissen, wenn wir nicht mal verweilen und genießen lernen.

Ich merkte diesen Unterschied zwischen den Generation oft, wenn es bei mir hieß: Ich geh wo anders arbeiten. Als meine Ausbildung sich zum Ende neigte, fragten meine Eltern: „Und bleibst du dort?“, ich sagte: „Ja, fürs erste!“

Die Fragezeichen waren groß im Gesicht von meiner Mama und meinen Papa und ich sagte, dass ich nur einen Vertrag bis zum Ende des Jahres hab, einen befristeten. Die Frage kam dann: „Und wann kommt der Unbefristete?“ Er kam übrigens nie, ich arbeitete auch nicht bis zum Ende des Jahres in diesen Betrieb, sondern ich ging auf Saison in die Schweiz.

Auch dort wieder: „Wann kommt der Unbefristete?“ Gar nicht, Saisonarbeit ist Saisonarbeit. Aber in der letzten Saison merkte ich: Das kann es nicht sein. Wenn man auf Saison ist, gibt es keinen Platz für Privatleben, oder ich war ihm nicht mächtig genug mir eins zu schaffen. Und deswegen ging ich. Ich ging nach Sylt, dort auch wieder die fragenden Augen meiner Eltern und ich sagte wieder „Nein, befristet“. Aber nun bin ich ja im unbefristeten Arbeitsverhältnis. Es ist ein komisches Gefühl, wirklich. Plötzlich kann man sich ein Privatleben aufbauen, verweilen, ruhen und genießen.

Man kann sich Gedanken machen, man kann sich was aufbauen, dass ist schon ein sehr komischen Gefühl. Und natürlich hat man im Nacken irgendwie immer sitzen, dass es ja irgendwo besser sein kann.

Aber trotz meiner jungen Jahre, habe ich das Gefühl, hier angekommen zu sein. Ich fühle mich hier wohl, sicher und geborgen. Etwas was es in den letzten Jahren Mangelware war. Warum sollte ich das nun auf das Spiel setzen? Die letzten Wochen erbrachten mir diese Kenntnis und ich bin froh, nicht wieder in Vertragsverhandlungen gehen zu müssen um meinen Vertrag verlängern zu lassen, weil ich hab einen unbefristeten, auf einer der schönsten Flecken Deutschlands.

Ich möchte leben und trotz meiner unchristlichen Arbeitszeiten, bin ich guter Dinge, optimistisch eingestellt, dass ich es hier machen kann. Aber für diese Erkenntnis brauchte ich Zeit, gut ein Jahr, bis ich mir bewusst wurde, was ich wollte/will. Und nun steht dieser Entschluss. Meine Unentschlossenheit ist erstmal in den Urlaub gefahren und ich kann lernen zu genießen.


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