Zuerst wartet man: auf den positiven Schwangerschaftstest, das die ersten 12 Wochen rumgehen, dann auf die Geburt und schlussendlich darauf, dass das Kind endlich einschläft, fertig isst, endlich mal weitergeht……….
Entschleunigung ist im Trend. Low-Life statt Staffellauf im Alltag. Meiner Erfahrung nach geht mit Kind erst einmal nichts voran und das liegt nicht daran, dass ich 24 h nur verträumt mein Baby anblicke und vor Verzückung dahin schmelze.
Langsam, langsam mein Kind!
Ich habe Anfangs nur gewartet: darauf das mein Kind endlich einschlafen möge (tat es nicht), oder doch endlich mal mit diesem Clusterfeeding aufhören möchte (mochte es nicht) oder einfach mal für zwei Minuten irgendwo still liegen würde (auch das tat es nicht).
Vollkommen übermüdet und fertig sah ich die Stunden und Tage und Wochen nur so an mir vorbeiziehen, während ich genau NICHTS getan habe. Gefühlt. Natürlich habe ich etwas getan, nämlich mein Neugeborenes versorgt, Umzugskisten gepackt und den Drang unterdrückt einfach mal schreiend im Kreis zu rennen.
Seit knapp 7 Monaten haben wir jetzt ein anderes Kind. Ein sehr mobiles und neugieriges Kleinkind. Schneller geht es trotzdem nicht voran
Die Welt erkunden
Wer mobil ist will selber machen. Überall drauf klettern, selbst essen und trinken und alles GANZ genau anschauen. Jeder Krümmel auf dem Weg ist eine Erkundung wert und auch wenn wir das Kinderbuch schon 23950890x gelesen haben: mein Kind entdeckt immer etwas Neues. Es ist wunderbar. Die kleine Frau Humboldt entdeckt die Welt
Wunderbar? Wunderbar! Denn sind wir ehrlich: wann begeistern wir uns Erwachsene schonmal für ein Blatt? Dabei ist so ein Blatt ein Wunder der Natur. Oder für ein kleines Vögelchen, dass ein Nest baut? Oder für die kleinen (und großen) Geräusche, Gerüche und Farben des Alltags? Wann nehmen wir mal eine andere Perspektive ein und lassen unseren Blick aus einem neuen Winkel über die bekannten Räume und Flächen streifen?
Richtig! Viel zu selten! Müsst ihr auch öfter mal machen!
Warum hetzen?
Mit meinem Kind an der Hand, dass von sich aus die Stadt entdecken möchte, bin ich einfach nur glücklich. Was gibt es denn zu Hause noch wichtigeres, was wartet? Der Haushalt oder die Arbeit? Okay, ich gebe zu: wer noch im Home-Office ran muss, der hat wenig Chance, aber so eine Maschine Wäsche oder die Spülmaschine kann doch auch mal warten. Und mein planschendes Kind zu beobachten ist auch viel schöner, als den Staub hinter dem Sofa weg zu saugen.
Ich setze jetzt neue Prioritäten. Langsam ist Trumpf!
Durchatmen und die Langsamkeit genießen
“Es geht nicht schneller, wenn du schreist!”, sage ich dem Kind.
“Es geht nicht schneller, nur weil du drängelst!”, würde mir das Kind antworten
Aus diesem Grund machen wir nun alles mit ein bisschen mehr Bedacht, mit ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.
Das Wickeln mit Ansprache, kein Zergeln beim Anziehen und kein Hetzen beim Essen. Und der Effekt: All das sind keine Aufgaben mehr die abgearbeitet werden müssen, sondern Teil der gemeinsamen Freizeit.
Ein weiterer Vorteil: Plötzlich kann ich auch wieder etwas langsamer essen
Zeit = Luxus? Die andere Sicht auf Qualitytime
Eltern reden immer von Exklusivzeit und Qualitytime, wenn es darum geht im vollgepackten Alltag noch genug Zeit mit den Kindern zu verbringen. Die soll dann natürlich: pädagogisch wertvoll, bio-vegan und absolut altersgerecht sein. Natürlich immer mit tollem Spielzeug und einem Ausflug oder einer Aktion. Ob das wirklich so richtig ist?
In diesem Sinne sage ich Ahoi! und versuche mich im Genuss der Zen-mäßigen Langsamkeit unseres neuen Lebens.
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