Die Umwälzungen als Chance für einen Neuanfang

Mouhanad Khorchide
Mouhanad Khorchide (Foto: Uni Münster)

Nach Salman Rushdie meldet sich in der Kleinen Zeitung auch Mouhanad Khorchide zu Wort:

Prof. Dr. Mouhanad Khorchide ist Soziologe, islamischer Theologe und Professor für Religionspädagogik an der Universität Münster. Er stammt aus dem Libanon, wuchs in Saudi-Arabien auf und promovierte in Wien zum Thema “Islamischer Religionsunterricht in Österreich”.

Seit April 2010 lehrt der 39-Jährige in Münster, wo er auch ein Graduiertenkolleg für Islamische Theologie leitet.

Khorchide war vor seiner Berufung nach Deutschland Imam einer kleinen Moschee in Wien-Otta-kring und hat auch als Religionslehrer gearbeitet.

Warum bergen die Umwälzungen in Nordafrika die Chance auf einen modernen Islam, Herr Mouhanad Khorchide?

Der Westen erwartet sich viel von den Umwälzungen in Tunesien, Ägypten und hoffentlich auch Libyen. Sehen wir hier einen sich modernisierenden Islam, einen Islam im Aufbruch?

Die Menschen haben protestiert gegen die sozialen Missstände in ihren Ländern. Diese Proteste waren nicht in erster Linie religiös motiviert. Aber die Menschen haben jetzt gesehen, dass es sinnvoll ist, um ihre Rechte zu kämpfen. Ich hoffe, dass sie diese Erfahrung auch auf ihr religiöses Leben übertragen.

Gibt es in diesen Ländern Strömungen, die sich etwa für eine Trennung von Staat und Religion starkmachen?

Das Problem in den islamischen Ländern ist weniger, dass dort die Religionsgemeinschaften die Politik bestimmen, sondern genau umgekehrt: Die Politik versucht, die Religion zu vereinnahmen, um Diktaturen religiös zu legitimieren.

Und das wird sich nun zusehends ändern?

Ja. Es wird nicht mehr gehen, dass die Politik die Religion instrumentalisiert. Die Proteste, die als Sozialproteste begonnen haben, werden auch die religiöse Interpretation des Islam verändern. Aber wir benötigen in den islamischen Ländern nicht die Befreiung der Politik von der Religion, wie das in Mitteleuropa war, sondern die Befreiung der Religion von der Politik.

Im Iran ist es doch eher umgekehrt: Dort hat eine kleine Gruppe von Geistlichen die Politik gekidnappt.

Natürlich. Aber sogar im Iran ist es so, dass das politische Regime die Religion für seine Zwecke nützt.

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