©Ascot Elite
Was tun, wenn die erwachsene Bezugsperson mehr und mehr entrückt und das Leben in der USA durch Wassermangel zunehmend unmöglich erscheint?Regisseur Jake Paltrow verpflanzt seine „Coming of Age“-Geschichte mitten hinein in eine trostlose Wüste der nahen Zukunft. Der Teenager Jerome (Kodi Smit-McPhee) lebt dort zusammen mit seinem Vater (Michael Shannon) und seiner älteren Schwester (Ellen Fanning). Das (Über-)Leben mitten im Wüstensand fällt immer schwerer, gerade da der Brunnen auf dem Farmland kein Wasser mehr gibt. Doch das sind nicht die einzigen Probleme, denen sich Jerome stellen muss, denn Habgier und Lügen lassen die leidgeprüfte Familie fortan nicht mehr los.
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Paltrow versucht mit „Young Ones“ dem Genre der Dystopie ein paar neue Facetten abzugewinnen. Statt stur auf große Bilder zu setzen, verbindet er den Zustand der Erde mit dem Gemütszustand des Jungen Jerome. „Young Ones“ ist viel mehr ein Film über die Probleme des Erwachsen werden, die Transformation eines schüchternen Kindes hin zum Erwachsenen. So sind sämtliche Hindernisse, die sich dem Protagonisten in den Weg stellen, stets Sinnbild seines inneren Kampfes. Verantwortung übernehmen, sich um andere kümmern, aufkeimende Gefühle für das weibliche Geschlecht – eben all das, was zum Aufwachsen so dazu gehört. Der Verlauf der Geschichte liest sich dabei wie eine Metapher auf Jeromes Werdegang zum „Mann“. Der schwindende Einfluss der Vaterfigur zum Beispiel, oder das Farmland, das verteidigt werden muss. Paltrow schildert äußerst feinfühlig, wie sich das unscheinbare Kind zur eigenständigen Persönlichkeit entwickelt und schlussendlich entdeckt: Ein jeder Mann wird bestimmt von Urtrieben, wie Hass, Liebe oder Lust. Kommen sie alle zusammen, entsteht daraus nichts Gutes, was „Young Ones“ in einem bitterbösen Finale gipfeln lässt. Da die Figur des Jerome so stark ausgebaut ist, fallen schwächere Charakterisierungen umso mehr auf. So bietet das Drehbuch der talentierten Ellen Fanning nicht viel mehr als schlimmes Zicken-Getue oder aber einem Heulausbruch nach dem anderen. Das zerrt an den Nerven des Zuschauers, da „Young Ones“ auch sonst keine einzige in Erinnerung bleibende weibliche Rolle bietet.Zudem dauert es seine Zeit, bis Jerome endlich im Mittelpunkt steht und die Geschichte an Spannung gewinnt. Durch Paltrows verspielter Inszenierung wirkt „Young Ones“ hier und da ein wenig unausgegoren und zu gewollt anders. Das schadet dem Erzählfluss des Films und dürfte so manchen Zuschauer auf halber Strecke verlieren. Wer durchhält wird mit wundervoll arrangierten Szenenübergängen belohnt, die das Auge des Regisseurs für stilvolle Bilder beweisen. Generell ist „Young Ones“ ein optischer Genuss, da er die vertrocknete Erde in schicken Impressionen einfängt und gleichzeitig damit etwas über das Innenleben der Charaktere erzählt. Gerade im Detail offenbart sich die Stärke des Films, da die Lebensumstände der Bewohner sinnvoll in vielen kleinen Szenen beleuchtet werden. Wie spült man Geschirr in Zeiten der Wasserknappheit? Wie hat sich die Medizin weiterentwickelt? All das und mehr fügt Regisseur Paltrow zu einem stimmigen Ganzen zusammen und lässt seinen Protagonisten schlussendlich in Westernmanier seine Familie verteidigen. Eines macht Paltrow überdeutlich: In dieser düsteren Welt bedeutet Überleben Kampf. Kampf um das reine Gewissen, sowie um das eigene Leben. Denn selbst wer Gutes vollbringen möchte, wird am Ende Schlimmes tun müssen.
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BEWERTUNG: 07/10Titel: Young OnesFSK: ab 12 freigegebenLaufzeit: 100 MinutenGenre: Dystopie, DramaErscheinungsjahr: 2014Regisseur/Autor: Jake PaltrowDarsteller: Michael Shannon, Nicholas Hoult, Kodi Smit-McPhee, Ellen Fanning, Aimee Mullins, Christy Pankhurst