Zusammengefasst von Simon Argus
Die Straßenbahn kommt. Weltweit hat sie derzeit wieder Konjunktur. Vor allem in Europa und Nordamerika werden bestehende Netze erweitet und stillgelegte Linien wiederbelebt. Manche Städte, in denen die Tram schon völlig aus dem Stadtbild verschwunden warm, führen die Straßenbahn wieder ein. Es ist das große Comeback eines Verkehrsmittels, dem man lange nicht mehr so viel zugetraut hätte.
Die Entwicklung der Straßenbahn begann in den 1830er Jahren, mit der Eröffnung der Pferdebahn in New York. Die erste elektrische Straßenbahn nahm 1881 in Lichterfelde bei Berlin den Betrieb auf. Ihren Höhepunkt hatte die Tram in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts - in über 3000 Städten in Europa, Amerika und Australien. Das sind 10 Mal mehr Städte als 1980, nachdem die Welle des Individualverkehrs und das Ideal der "autofreundlichen Stadt" ihre Spuren hinterlassen hatten. Inzwischen steigt die Zahl der Städte mit Tram wieder - es sind wieder rund 400 Städte weltweit, mit weiteren 100 Straßenbahnsystemen in Planung.
Aber was sind neben der Ästhetik und dem angenehmen Fahrkomfort die handfesten Vorteile einer solch großen Investition?
Aus einer rein wirtschaftlichen Perspektive sind die Vorteile tatsächlich schwer erfassbar. Die Straßenbahn muss vielmehr aus einer städtebaulichen sowie umweltpolitischen Perspektive bewertet werden:
Zunächst wäre da die hohe Energieeffizienz. Bei geringerem Rollwiderstand und der Effizienz eines Elektromotors braucht die Straßenbahn pro Person nur ein fünftel der Energie im Vergleich zum Auto. Dann gibt es einige Faktoren, die besonders in Städten eine Rolle spielen: Die Straßenbahn ist leiser als Auto- oder Busverkehr, besonders wenn sie auf sogenannten Rasengleisen verkehrt und sie braucht für die gleiche Transportleistung deutlich weniger Fläche als beispielsweise Busse. Auf 40 Metern länge transportiert die Tram so viele Passagiere wie 2 Gelenkbusse oder 145 Pkw.
Was Straßenbahnen für die Passagiere attraktiv macht ist ihre Benutzerfreundlichkeit. Der Fahrkomfort, stufenloses einsteigen, die hohe Frequenz der Züge - all das führt zu einem "Straßenbahnbonus" der zu rund 25% mehr Fahrgästen auf der gleichen Route führt, wenn dort Busse durch Trams ersetzt werden.
In Frankreich wurde in den letzten Jahren versucht die Innenstädte wieder zu beleben. Fast alle Straßenbahnprojekte des Landes entstanden im Rahmen dieser Gesamtplanung. Und auch hierzulande müssen Straßenbahnen als Teil der Städteplanung wahrgenommen werden - Die Trams bringen Menschen aus den Vorstädten in die Zentren, der öffentliche Raum einer Stadt erfährt eine Aufwertung, wenn anstelle von Auto- und Busverkehr eine Straßenbahn durch die Geschäftsstraßen rattert.
In Mainz hat nun die wahrscheinlich Jahre dauernde Diskussion um die neue Straßenbahn begonnen: Es wird sicherlich noch viel zu hören geben - zu explodierenden Kosten, verschiedenen Routenführungen und vielleicht auch mal zu den Chancen, die sich für die so angebundenen Stadtteile ergeben werden.
mehr zur neuen Mainzer Tram: www.mvg-mainzelbahn.de
Foto: Tramlinie in Mainz (eigenes Foto)
Quelle: "Die moderne Tram in Europa", eine Wanderausstellung der Münchner Verkehrsbetriebe.