Immer wieder bringen neue Pflegeprodukte mit innovativen Wirkstoffen frischen Wind in die Beauty-Branche. Im Bereich der medizinischen Kosmetik hingegen setzt man vor allem auf bewährte Wirkstoffklassiker. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Diese Substanzen haben sich über einen langen Zeitraum hinweg bewährt, wurden in zahlreichen Studien getestet und gelten daher als äußerst zuverlässig. Gemeinsam mit der renommierten Expertin für Hautpflege und Kosmetologie, Dr. Sabine Gütt, werfen wir einen detaillierten Blick auf die "Top Five" der bewährten Wirkstoffklassiker.
"Top Five" der Hautpflege: Diese 5 Inhaltsstoffe sind gut erforscht und wirkungsvoll
Man hat vielleicht schon mal von ihnen auf einem Tiegel oder einer Tube gelesen, aber oft fehlt das genaue Verständnis. Wir bieten Hilfe und erklären, warum gerade diese Wirkstoffe in der Hautpflege so effektiv sind und für welche Hauttypen sie geeignet sind.
Hyaluronsäure ist ein Wassermolekül, das in fast jeder Zelle unseres Körpers vorkommt und eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der inneren Feuchtigkeitsversorgung spielt. Bereits vor über zehn Jahren wurde Hyaluronsäure als "Super-Moisturizer" für die Haut bekannt. Aufgrund ihrer hohen Wasserbindungsleistung sorgt dieser Wirkstoff für ein pralles und gut durchfeuchtetes Hautbild.
"Ein Gramm Hyaluron kann bis zu sechs Liter Wasser binden, wodurch die Haut an Elastizität und Spannkraft gewinnt. Die kurzkettige Hyaluronsäure dringt in die tiefere Hautschicht ein und polstert sie von innen auf, während langkettige Hyaluronsäure vor allem in den oberflächlichen Hautschichten Feuchtigkeit bindet und vor Wasserverlust und Austrocknung schützt", erläutert Kosmetologin und Reviderm-Produktexpertin Dr. Sabine Gütt.
Um sowohl einen sofortigen Effekt als auch eine langfristige Depot-Wirkung zu erzielen, verwenden Hersteller bis zu vier verschiedene Molekülgrößen, die unterschiedlich tief in die einzelnen Hautschichten eindringen. Nachhaltige Ergebnisse bei Knitterfältchen und trockenen Stellen werden jedoch nur bei regelmäßiger Anwendung - morgens und abends - erzielt.
In der Kosmetik werden verschiedene Derivate von Vitamin C verwendet. Am effektivsten ist dabei reines Vitamin C, auch als Ascorbinsäure oder L-Ascorbinsäure bekannt. Dieser Wirkstoff hat in zahlreichen Studien seine Wirksamkeit unter Beweis gestellt und ist aufgrund seiner vielseitigen Fähigkeiten in der Industrie unverzichtbar geworden. Vitamin C trägt zur Kollagensynthese bei, schützt die Haut vor freien Radikalen, hemmt die übermäßige Melaninbildung und verhindert so die Entstehung von Altersflecken. Das wirksame Antioxidans gilt außerdem als schneller Helfer bei einem müden Teint und hilft durch seine entzündungshemmende Wirkung bei Akne und Pickeln.
Das Problem dabei: "Reines Vitamin C ist sehr anfällig für Oxidation und kann daher nicht in einer Creme verarbeitet werden. Es würde sich zu schnell zersetzen", erklärt Dr. Sabine Gütt. Daher ist die Formulierung in Seren sinnvoll, die in einer luftdichten Verpackung mit einem Pumpspender abgefüllt sind. Vitamin C ist übrigens für jeden Hauttyp geeignet, solange die Dosierung beachtet wird. Es ist ratsam, sich langsam mit einer Konzentration von etwa fünf Prozent heranzutasten. Wenn die Haut positiv darauf reagiert, kann allmählich zu höher dosierten Seren übergegangen werden.
Tipp: Ein Vitamin-C-Serum mit einem streng sauren pH-Wert kann besser in die Haut eindringen und seine volle Wirkung entfalten.
Der Wirkstoff Vitamin A, auch als Retinol bekannt, befindet sich seit vielen Jahren auf der Erfolgsspur. Nutzen und Risiken dieser Substanz sind bestens erforscht. In der Kosmetik hat Retinol oder das etwas sanftere Retinylpalmitat einen nachweislich hautglättenden und faltenreduzierenden Effekt, indem es die Bildung von Kollagen- und Elastinfasern anregt und gleichzeitig die obere Hornschicht stimuliert. Man kann sich diesen Prozess vorstellen, als würde der Zellumsatz beschleunigt, was zu einer sanften Schälung der Haut führt - abhängig von der Retinolkonzentration im Produkt. Retinol wirkt also aktivierend auf die Haut, so dass es bei empfindlichen Hauttypen zu Hautirritationen kommen kann. Um dies zu vermeiden, sollte man langsam beginnen: Einmal pro Woche abends in die Nachtpflege mischen und auf Reaktionen der Haut achten. Erst dann sollte die Dosis erhöht werden.
Auch L-Carnosin, ein naturidentisches Dipeptid, das aus den beiden Aminosäuren Alanin und Lysin besteht, gilt als Wirkstoffklassiker. "Als natürliche körpereigene Substanz erfüllt das wasserlösliche Carnosin essenzielle Aufgaben. Es neutralisiert freie Radikale und schützt die Zellen nachhaltig vor oxidativem Stress", erklärt die Expertin Dr. Gütt.
Seine faszinierende Wirkung zeigt sich auch in einer neuen Studie, in der die Lebenszeit einer menschlichen Körperzelle in einem mit L-Carnosin getränkten Nährmedium im Labor auf 413 Tage verlängert werden konnte, während die Kontrollgruppe (ohne Carnosin) lediglich eine Lebensdauer von 130 Tagen erreichte. Eine effiziente Wirkweise, die auch in der Kosmetikbranche genutzt wird. Es ist daher nicht überraschend, dass L-Carnosin hauptsächlich in Anti-Aging-Produkten eingesetzt wird, um vor oxidativen Schäden zu schützen und gegen Verzuckerungsreaktionen (Glykation) anzukämpfen.
Branchenexperten sind sich einig über die besondere Wirkung von Niacinamid in der Hautpflege. Zu den vielen Vorteilen des Provitamins (auch bekannt als Vitamin B3 oder Nicotinamid) gehört die Neutralisierung freier Radikale, die Hemmung der übermäßigen Ölproduktion der Haut und somit die Bekämpfung von Unreinheiten sowie die Glättung feiner Fältchen. Eine Rundumpflege für einen strahlenden Teint, sozusagen.
Daher wird der Inhaltsstoff dosisabhängig sowohl in Formulierungen für unreine Haut als auch in Anti-Aging-Produkten eingesetzt. Für optimale Hautpflegeergebnisse sollte Niacinamid in Form einer Creme oder eines Serums aufgetragen werden - etwas, das lange mit der Haut in Kontakt bleibt im Gegensatz zu einem Gesichtsreiniger, der sofort abgewaschen wird. Niacinamid kann außerdem mit allen anderen Wirkstoffen kombiniert werden, jedoch nicht mit Produkten, die einen zu sauren pH-Wert aufweisen.