Holzbrücke über die Seine, hinten l. und r. die Türme der Nationalbibliothek.
Gestern Freitag Teil zwei unserer Paris-Traverse von West nach Ost. Wir nahmen die Route vom Vortag im Jardin de Luxembourg wieder auf und erreichten nach gut fünf Stunden den Bois de Vincennes und die Porte Dorée. Meine Höhepunkte waren: Die Arena von Lutezia aus der Römerzeit, die 1869 beim Bau der Rue Monge wieder ans Licht kam. Der Jardin de Plantes, eine Pracht von botanischem Garten. Das Restaurant der Grossen Moschee, in dem wir Pfefferminztee tranken. Die Bibliothèque Nationale de France aus den Mitterrand-Jahren, vier elegante Hochhäuser mit einem Wald in der Grube dazwischen, der fürs Publikum (fast immer) gesperrt ist. Und natürlich das Glitzerwasser des künstlichen Sees im Bois de Vincennes kurz vor Wanderende. Als es vollbracht war, stiessen wir an mit einem Pastis.Ist das nicht hübsch? Ein Restaurant,
das sich nach dem Wanderweg
benennt, an dem es liegt und den wir
machten: La Traversée de Paris.
Noch mehr Eindruck als all das Erwähnte machte mir gestern das Riesenareal der Salpêtrière. Einst fertigte man dort aus Salpeter Sprengstoff. Dann verfügte Louis XIV den Bau eines Armenspitals auf dem Areal. Auch wahnsinnige Frauen wurden hospitalisiert - und übrigens war in der Salpêtrière auch der junge Sigmund Freud einige Zeit Gastarzt. Wir schauten uns die Kapelle an, in der vier Zürcher Kirchen locker Platz hätten. Wir lasen ein Schild, gemäss dem in der Zeit von Louis XIV 240 junge Frauen aus der Salpêtrière nach Kanada verschifft wurden, um dort zu heiraten, Kinder zu kriegen und so die gloriose Frankophonie zu stärken ("les filles du roi"). Schliesslich sahen wir eine Art historische Bungalow-Anlage, in der einst die geisteskranken Frauen einsassen; nachts kettete man sie vor dem Haus an, um ihnen frische Luft zuzuführen. Usw., man muss das Areal besuchen, das übrigens heutzutage das grösste Spitalgelände von Paris ist - was für ein wuchtiges Gebilde!